Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Zivilgesellschaftsakteur über Bautzen: „Da könnte man jeden ver…
> „Welche Gewalt geht schon von 20 Kindern aus?“, fragt Sven Scheidemantel
> vom Verein „Willkommen in Bautzen“. Er wünscht sich mehr Deeskalation.
Bild: Erstmal bunt angemalt: Kornmarkt in Bautzen
taz: Nach Darstellung des örtlichen Polizeichefs Uwe Kilz ging die Gewalt
am Mittwochabend in Bautzen [1][von minderjährigen Asylwerbern aus].
Sven Scheidemantel: Das ist die Frage. An dem Tag ist es vermutlich von den
Flüchtlingen ausgegangen. Dabei fällt aber unter den Tisch, was die Wochen
davor passiert ist. Die ewigen Reizereien der Nationalisten, die
Jagdszenen. Irgendwann wehren sich die Asylbewerber.
War es Zufall, dass am Mittwoch plötzlich 80 Menschen 15 bis 20 Asylwerbern
gegenüberstanden?
Das ist natürlich kein Zufall. Wir haben aktuell die [2][„Bautzener
Demokratiewochen]“, die eine Reaktion auf den Brand im Husarenhof waren
(dem Flüchtlingsheim, auf das im September 2015 ein Brandanschlag verübt
wurde, Anm. d. Red.). Mehrere Vereine und Initiativen haben das gemeinsam
organisiert. Ursprünglich aufgrund einer Forderung der „Wutbürger“, die
immer behaupten, dass ihnen niemand zuhört. Deshalb waren sogenannte
„eventorientierte“ Männer da. Die kommen nach meiner Kenntnis auch nicht
aus dem direkten Umfeld – es scheint sich um die sogenannte „Brigade Halle�…
zu handeln. Man will Bautzen zur national befreiten Zone machen. Das wurde
am Freitag offiziell skandiert.
Das hat nichts mehr mit Protest zu tun. Es haben sich Nazis aus dem
Ruhrpott angemeldet! Warum gestern 300 Nazis auf der Platte (dem Kornmarkt,
Anm. d. Red.) stehen mussten, muss man mir mal erklären. Es war kein
Ausländer zu sehen. Aber man sieht viele Nazisymbole. Da könnte man jeden
verhaften.
Wie beurteilen Sie das Verhalten der Polizei?
Es macht betroffen, dass die Polizei so ratlos ist, dass sie so was
einsetzen müssen. Von daher scheint es mir kein geplanter Einsatz zu sein.
Welche Gewalt geht schon von 20 Kindern aus? Ich wünschte mir mehr
Deeskalationsstrategie. Vielleicht sind sie selbst Sympathisanten des Mobs.
Wer sind die minderjährigen Asylwerber, die am Mittwoch am Kornmarkt waren?
32 Minderjährige sind in der Unterkunft Bautzen. Die nächst größere
Unterkunft ist 15 Kilometer entfernt. Für die ist es unmöglich, in die
Stadt zu kommen.
Und für diese 32 Jugendliche soll es eine Ausgangssperre geben?
So sieht's aus. Die sind ja bevormundet vom Jugendamt. Der erste
Beigeordnete Udo Witschas ist dafür zuständig. Er hat das Alkoholverbot und
die Ausgangssperre für unter 18-Jährige ab 19 Uhr ausgegeben.
Denken Sie, dass es Sanktionen geben wird? Ein Platzverbot für die Rechten?
Sanktionen sehe ich im Moment nicht. Für die schlecht besetzte Polizei in
Bautzen ist die zentrale Lage des Kornmarkts hilfreich. Wenn sich alles auf
die Stadt verteilt, ist die Lage nicht mehr beherrschbar.
Wie könnte man für Deeskalierung sorgen?
Schnell geht das sicherlich nicht. Letzten Endes geht das nur durch
massiven Ausbau von Streetworking, juristischen und polizeilichen Mitteln.
Ich wage mir nicht auszumalen, wie das realisierbar sein soll. Ich kann mir
vorstellen, dass die sich, wenn der Kornmarkt nicht mehr Aktionsraum ist,
andere Orte suchen. Ich habe gesehen, dass die Rechten ihre Freundinnen
herausgeputzt und an den Ausländerkiddies vorbeigeschickt haben. Pure
Provokation. Man schafft Einsatzlagen.
Wie viel Zustimmung finden die Nationalisten unter der Bautzener
Bevölkerung?
25 bis 30 Prozent stimmen denen zu. 70 Prozent sind auf der Seite der
Multikulturellen. Die sind nur zu leise. Die Grenzen werden immer weiter
verschoben durch dauernde Provokationen. Die werden verschoben durch die
AfD, aber auch durch evangelische Gruppen die man in Bautzen sieht. Die
treffen sich alle auf dem Kornmarkt.
Sind in den nächsten Tagen Aktionen von „Bautzen bleibt bunt“ geplant?
Aktuell wird der Kornmarkt verschönert und mit Kreide bunt gemacht, weil
auch heute wieder Demos angemeldet sind. Wir machen weiter
Integrationsarbeit. Mit jedem Anschlag verstärken wir unsere Arbeit.
16 Sep 2016
## LINKS
[1] /Nach-Ausschreitungen-am-Mittwoch/!5341575/
[2] http://www.demokratie-bautzen.de/
## AUTOREN
Anastasia Hammerschmied
## TAGS
Bautzen
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Neonazis
Sachsen
Brandanschlag
Köthen
Bautzen
Sorben
antimuslimischer Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Flucht
Bautzen
Bautzen
Schwerpunkt Rassismus
Bautzen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Brandanschlag auf Asylunterkunft: Drei Festnahmen in Bautzen
Mitte Dezember wurde im sächsiscchen Bautzen erneut eine
Flüchtlingsunterkunft zur Zielscheibe eines Anschlags. Drei junge Männer
sitzen jetzt in U-Haft.
Brand an Asylunterkunft in Köthen: Der Staatschutz ermittelt
Flammen vor einer Unterkunft für jugendliche Asylbewerber in Köthen. Die
Ermittler stehen vor der Frage: eine rassistische Tat oder Fahrlässigkeit?
Rechte Gewalt in Bautzen: „Ein bisschen wie Heilige“
In Bautzen hat sich nach den Krawallen gegen Flüchtlinge ein Runder Tisch
gegründet. Erstes Ergebnis: Der Kontrollbereich bleibt eine weitere Woche
bestehen.
Nach Angriffen auf Sorben in Bautzen: Zwei Jahre Angst
Im Herbst 2014 lauerten Rechtsextreme sorbischen Jugendlichen auf. Auch
heute haben die Betroffenen keine Ruhe.
Demonstrationen in Bautzen: Wallfahrtsort für rechts und links
Nach den Übergriffen auf dem Kornmarkt ziehen Neonazis und Antifas durch
die sächsische Stadt. Einige Bautzener äußern sich verhalten.
Nach Gewalt in Bautzen: Rechte wollen auf die Straße gehen
Nach den Krawallen der vergangenen Tage kündigen Rechtsextreme in Bautzen
eine Demo an. Auch die Gegenseite mobilisiert – zumindest teilweise.
Kommentar Neonazis in Bautzen: National befreite Zone
Nach den Ausschreitungen von Bautzen wird durchgegriffen – gegen
jugendliche Asylbewerber. Rechte Gewalt lohnt sich also.
Rechte versammeln sich in Bautzen: Breitbeiniger Stand
Neonazis gehen in Bautzen Gegendemonstranten und einen Kameramann an. Mit
ihren Handys versuchen sie, ihren vorübergehenden Ruhm festzuhalten.
Nach Ausschreitungen am Mittwoch: Rechte machen Bautzen unsicher
In Bautzen haben sich am Abend erneut rund 350 Rechte versammelt, nur 25
waren bei der Gegendemo. Ein Journalist wurde von den Neonazis geschlagen.
Gewalt gegen Flüchtlinge in Sachsen: „Das wirkte organisiert“
Neonazis jagten Flüchtlinge durch Bautzen. Laut Polizei griffen die
Geflüchteten zuerst an – doch der rechte Auflauf schien verabredet.
Neonazis und Flüchtlinge in Bautzen: Bis zur Unterkunft verfolgt
Im sächsischen Bautzen standen sich Rechtsextreme und Asylsuchende
gegenüber. Als ein Krankenwagen gerufen wurde, bewarfen ihn die Neonazis
mit Steinen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.