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# taz.de -- Die Wahrheit: Mit Mama zum Chef
> Viele Arbeitnehmer leiden unter einem miesen Betriebsklima. Tatsächlich
> lässt sich die Stimmung im Büro schnell und effektiv verbessern.
Bild: Das trostlose Grau des Büroalltags macht die Menschen fix und fertig.
Das Büro galt bislang als Hort guter Laune und Fanal kollegialen
Miteinanders. Bis die Miesepeter der AOK in ihrer jüngsten Studie
behaupteten: Die Stimmung in deutschen Büros ist mitunter so schlecht, dass
sie krank macht! Mit diesen einfachen Tipps für gehobene Bürokultur lässt
sich das ändern.
Ihre Kollegen latschen mit hängenden Mundwinkeln durch die Gänge und Sie
sind auch nicht gerade der geborene Entertainer? In diesem Fall sollten Sie
zu ein paar gut verträglichen Hausmittelchen greifen.
Amphetamine klingen nicht umsonst wie Vitamine! Schon zum Frühstück
verzehrt, bilden sie eine solide Grundlage. Wenn Sie mit Ihrem Dealer einen
guten Preis aushandeln, können Sie das ganze Büro mitversorgen. Schütten
Sie das Pulver einfach in die Kaffeemaschine.
Die Euphorie im Team sollte nun langsam über den Vormittag ansteigen. Wenn
Herr Schneider aus dem Controlling seine Excel-Tabelle „einfach heftig
abfeiert“ und Frau Peters an der Rezeption zum Musikbett der
Radionachrichten abtanzt, sind Sie auf dem richtigen Weg.
Jetzt gilt es, bloß nicht in die Phase des Entzugs zu geraten. Statt
Mittagspause schmeißen Sie mit den lieben Kollegen LSD im Konferenzraum.
Grundsätzlich ist nun alles erlaubt: Tanzen, Singen, Ausziehen, notfalls
auch Brainstorming. Die Mitarbeiter aus dem Marketing freuen sich über neue
Impulse für die nächste Kampagne. Rosa Elefanten, die auf fetten Harleys in
den Sonnenuntergang cruisen? So verkauft Ihre Firma zukünftig
Finanzdienstleistungen!
## Neues Raumkonzept
Ihre Work-Life-Balance beginnt im Büro. Aber Kaffeeküche und Pausenraum
sind nicht mehr zeitgemäß und der Kicker im Büro ein bloßes Trostpflaster.
Denken Sie größer!
Lassen Sie mehrere Lkw-Ladungen Sand ankarren und im Büro verteilen. Arbeit
heißt jetzt Urlaubsfeeling! Die Bürostühle machen Liegestühlen Platz.
Stellen Sie die Klimaanlage aus – ab 35 Grad kommt entspannte
Arbeitsmentalität auf. Während die Kaffeeküche zur Cocktail-Bar umgerüstet
wird, fluten Sie den Sanitärbereich. Ein Büro ohne Pool ist ein absolutes
No-no.
Um das exotische Feeling zu perfektionieren, vermieten Sie die Poststelle
an einen Thai-Imbiss. Natürlich dürfen Sie für die Baumaßnahmen die
Firmenfinanzen zweckentfremden. Schließlich dient das alles dem
Allgemeinwohl!
## Musik hebt die Laune
Umfragen belegen, dass die Stimmung in den meisten Betrieben so miserabel
ist, weil bei der Arbeit kein Eventcharakter aufkommt. In vielen
Firmenräumen ist beispielsweise noch nie eine Band aufgetreten. Das sollten
Sie unbedingt ändern.
Wer montagmorgens einem Konzert der Death Metal-Combo „Doom of Sexiness“
beiwohnt, wird den Wochenbeginn mit ganz anderen – nämlich schwarz
geschminkten Augen – sehen. Vor dem Konzert verteilen Sie
selbstverständlich speckige Ledermäntel und enge Lederleggins. Überhaupt
kann gegerbte Schweinehaut mit nahezu allem frei kombiniert werden.
Während Sie das Büro vom Chef zum Moshpit umfunktionieren, sollten Sie die
Whiskeyflaschen (billiger Bourbon aus dem Discounter) kreisen lassen. Und
wenn Sie dann mit der Chefsekretärin Arm in Arm satanistische Hooks
growlen, fördert das den Teamspirit ungemein.
Übrigens: Nervige Kundengespräche lassen sich nach einem Hörsturz
wesentlich leichter führen!
## Der große, bunte „Bring-Your-Mother-To-Work-Day“
Seien Sie ehrlich: Sie kennen sich im Büro doch untereinander gar nicht
richtig. Haben Sie dem schweigsamen Kollegen aus der IT zum 70. Geburtstag
seiner Mutter gratuliert? Nein? Eben! Deshalb laden alle Mitarbeiter am
„Bring-Your-Mother-To-Work-Day“ fortan ihre Mütter in den Betrieb zum
geselligen Miteinander ein.
Zuerst steht das Einzelgespräch mit Ihrem Chef an. Keine Sorge, niemand
kennt Sie besser als Ihre Mutter! Wenn die geliebte Frau Mama dem Chef von
Ihren chronischen Versagensängsten, der unbehandelten Zwangsstörung und
Ihrem heimlichen Sadomaso-Fetisch berichtet, wird der Sie zukünftig ganz
anders einordnen können.
Sollten Sie danach noch nicht gefeuert sein, dürfen Sie bei Kaffee und
Kuchen die Kollegen besser kennenlernen. Mütter haben immer die
unterhaltsamsten Anekdoten zu erzählen: „Der Matthias hat ja, bis er
fünfzehn war, ins Bett gemacht!“ – „Meine Tina hat einfach kein Glück m…
den Männern. Ich glaube ja, weil sie im Bett einfach zu steif ist.“ –
„Stefan hatte mit fünf Jahren eine Phimose.“
Mit diesen Tipps verwandeln Sie Ihre Miesepeter-Firma kinderleicht in ein
Paradies der Glückseligkeit. Der Krankenstand wird massiv zurückgehen. Wer
will schon einen Tag verpassen, wenn die Kollegen auf LSD-Trips am Pool
abhängen? Eventuell wird Ihr Chef dem ganzen Treiben nicht ganz gewachsen
sein. Aber auf den Spaßverderber kann Ihre Firma locker verzichten.
19 Sep 2016
## AUTOREN
Nico Rau
## TAGS
Arbeitsplätze
Gesundheit
AOK
Innenminister
Lifestyle
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Fotografie
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