# taz.de -- Premiere des neuen ICE 4: Mit hoher Erwartung | |
> Der neue ICE soll Millionen Fahrgäste zusätzlich auf die Schiene locken. | |
> Mit mehr Geschwindigkeit punktet er nicht – aber vielleicht mit Komfort. | |
Bild: Der neue ICE, nun mit größeren Fenstern | |
BERLIN taz | Eine farbige Lichtshow mit einer Art Elektro-Marschmusik | |
begleitet den ICE 4 bei seiner Premiere im Berliner Hauptbahnhof. 300 | |
Bahner, die daran mitgearbeitet haben, steigen aus. So ein Aufhebens wurde | |
um einen Zug in Deutschland wohl noch nie gemacht. „Der ICE 4 ist unser | |
Flaggschiff und zugleich das Rückgrat des Bahnverkehrs“, sagt | |
Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube. | |
Das spiegelt die hohen Erwartungen an die neue Zuggeneration wider. 50 | |
Millionen Fahrgäste zusätzlich im Jahr will das Unternehmen damit auf die | |
Schiene locken. Insgesamt 130 Züge werden die Hersteller Siemens und | |
Bombardier bis 2023 liefern. Insgesamt 5,3 Milliarden Euro gibt die Bahn | |
dafür aus. Wenn sie gut bei den Fahrgästen ankommen, will das Unternehmen | |
90 weitere Exemplare ordern. | |
Die Technik arbeitet so effizient, dass der ICE nach Einschätzung der Bahn | |
sowohl seine Finanzierung als auch zusätzliche Erträge liefern wird. Aus | |
den Fehlern der Vergangenheit haben Hersteller und Bahn anscheinend etwas | |
gelernt. Allzu oft kam eine unzureichend erprobte Technik in den | |
Alltagsverkehr. Diesmal wurden von Anfang an auch Fahrgäste in die | |
Entwicklung eingebunden. Das führte unter anderem zu erheblichen | |
Designänderungen wie größeren Fenstern. Die Bahn montierte Sitzreihen ab, | |
um mehr Platz für das Gepäck zu schaffen. | |
830 Plätze verteilen sich auf die zehnteiligen Züge. Einige Ärgernisse wird | |
es künftig nicht mehr geben: So klappen die Sitze bei der Einstellung der | |
Schlafposition nicht mehr dem Hintermann entgegen, sondern bleiben an ihrem | |
angestammten Platz. Nur die Sitzfläche selbst rückt nach vorne. Viel Platz | |
gibt es auch für Familien und Behinderte. Mehr Rollstuhlplätze, ein | |
Kleinkindabteil oder Raum für den Kinderwagen gehören beim neuen Superzug | |
zur Grundausstattung. | |
## Cool. Jetzt ohne kaputte Klimaanlage | |
Ärger mit sommerlichem Ausfall der Klimaanlage soll es auch nicht mehr | |
geben. Die Anlage ist auf Außentemperaturen von bis zu 45 Grad ausgelegt. | |
Zudem spricht die Bahn mit dem ICE 4 erstmals auch Radfahrer an. Es gibt | |
Raum für acht Räder. Die Plätze dafür müssen allerdings reserviert werden. | |
Der Zug ist überdies eine Absage an das Mantra möglichst schnellen Fahrens. | |
Für Höchstgeschwindigkeiten ist die Technik nicht ausgelegt. Maximal 250 | |
Kilometer in der Stunde wird der Zug fahren. Auf den Sprinterstrecken setzt | |
die Bahn weiterhin die superschnellen ICE 3 ein, die dem Flugzeug | |
Konkurrenz machen. | |
Bis zum Regelbetrieb wird es noch eine Weile dauern. In diesem Herbst wird | |
der ICE 4 zwischen Hamburg und München im Testbetrieb fahren. Ende 2017 | |
kommen dann sieben Züge in den Regelverkehr. Eingesetzt wird der Zug als | |
Verbindung zwischen den Metropolen. Bis 2030 sollen die Großstädte alle | |
halbe Stunde miteinander verbunden werden. | |
14 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
## TAGS | |
ICE | |
Deutsche Bahn | |
Mobilität | |
Verkehr | |
Fusion | |
Rap | |
Budapest | |
Deutsche Bahn | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bahnindustrie im Umbruch: TGV und ICE nun aus einem Haus | |
Die Mobilitätssparten von Siemens und Alstom aus Frankreich fusionieren. | |
Auch Gewerkschafter sehen das Bündnis als unausweichlich an. | |
Bahn-Werbespot mit Eko Fresh: Relaxt im Regionalexpress | |
Der Kölner Eko Fresh rappt für die Deutsche Bahn über das Bayern-Ticket. | |
Das Lied ist sogar gut, solange man nicht das zugehörige Video ansieht. | |
taz-Serie Nachtzüge: Es klemmt im Donauknie | |
Der Euro Night Line Berlin–Prag–Budapest fährt im Dezember zum letzten Mal. | |
Trotz mäßigen Komforts werden ihn viele vermissen. | |
Mit dem Nachtzug von Berlin nach Wien: Schlafen in der Konservenbüchse | |
Zwölf Stunden im Liegewagen unterwegs von Berlin nach Wien: ohne Internet, | |
ohne Steckdosen, ohne Speisewagen. Aber mit Joint auf dem Klo. |