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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Die FC Bayern-Finte
> Ist der FC Bayern in Gefahr? Droht dem Club die Streichung aus dem
> Vereinsregister? Nein, die Attacke ist nur gut gemachte Werbung.
Bild: Geht es wirklich um den ruhmreichen, den einzigartigen Fußball-Club Baye…
„Kurios: Juraprofessor will FC Bayern auflösen“, das meldeten viele Medien.
Eine schöne Geschichte: Fußballerisch kann den FC Bayern in der Bundesliga
kaum jemand stoppen. Nur ein bisher unbekannter Rechtsprofessor aus
Osnabrück hat die Schwachstelle des FC Bayern gefunden: seinen
Vereinsstatus.
Tatsächlich hat der Vereinsrechtsexperte Lars Leuschner bereits Anfang
August das Amtsgericht München darauf hingewiesen, dass der FC Bayern
München möglicherweise wegen „Rechtsformverfehlung“ aus dem Vereinsregist…
zu streichen sei.
Und das Amtsgericht setzte dem Verein eine Frist zur Stellungnahme, bis zum
20. September. Das berichtete Zeit Online am Donnerstag und löste damit die
Medienlawine aus.
Kurios ist der Vorgang schon deshalb, weil Leuschner dem FC Bayern nichts
Böses will. Er ist bekennender Bayern-Fan. Außerdem glaubt er persönlich,
dass der Verein den Anforderungen durchaus genüge. Schließlich hat der FC
Bayern seinen Profibetrieb in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert. Er sei
damit für die vereinsrechtlichen Anforderungen eher gerüstet als etwa der
FC Schalke 04, der die Lizenzspielerabteilung nicht ausgegliedert habe.
## Professor Leuschner ist Bayern-Fan
Vereinsrechtlich kommt es darauf an, dass der Vereinszweck ein ideeller
ist. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) kann ein Verein
mit seinen kommerziellen Töchtern allerdings durchaus kommerzielle
„Nebenzwecke“ verfolgen. Insofern sieht Leuschner den FC Bayern auch
rechtlich auf der sicheren Seite.
Zwar hält der Fußballklub Bayern München 75 Prozent der Anteile an seiner
Profifußball-AG, doch das sei auch notwendig, weil der Verein sonst seine
Bundesligalizenz verliere. Nach den Regeln der Deutschen Fußball-Liga (DFL)
muss ein Verein in der Regel mindestens 50 Prozent plus eine Stimme an der
Profiabteilung halten.
Warum also hat Leuschner einen Antrag gestellt, dem er emotional und
juristisch keinen Erfolg wünscht? Er ist offensichtlich unzufrieden mit der
harten Linie, die das Amtsgericht München im Fall des ADAC angedeutet hat.
Seit Jahren schon prüft das Amtsgericht, ob der Automobil-Club aus dem
Vereinsregister zu streichen ist.
## Großer öffentlicher Wirbel
Leuschner hält die Linie der Münchener Juristen für zu streng. Ihm genügt
die BGH-Unterscheidung in Hauptzweck und Nebenzweck. Und um den Münchener
Richtern die Konsequenzen vor Augen zu führen, warnt Leuschner immer
wieder, dass man sonst ja den FC Bayern aus dem Vereinsregister streichen
müsste.
Neu ist nur, dass er jetzt offensichtlich ein förmliches Verfahren
angestoßen hat und damit großen öffentlichen Wirbel, vor allem bei
Fußballfans, auslöste. Vielleicht hofft er sogar insgeheim, dass der
zuständige Amtsrichter nun von seinen Freunden privat bedrängt wird, nichts
zu tun, was den örtlichen Helden-Verein gefährden könnte.
Der Zeitpunkt von Leuschners Vorstoß verwundert allerdings etwas. Denn
bereits im Mai hat der ADAC, mit Blick auf das Münchener Verfahren, seine
Strukturen geändert. Aber es gibt ja noch viele andere Vereine, die bei
einer strengeren Auslegung des Vereinsrechts gefährdet wären. „Rotes Kreuz,
Caritas, TÜV und Dekra“ zählte Leuschner Anfang des Jahres auf. Ihre
Interessen verteidigt er mit seiner FC-Bayern-Finte.
9 Sep 2016
## AUTOREN
Christian Rath
## TAGS
ADAC
Profi-Fußball
Fußball
Fußballspiele
ADAC-Affäre
ADAC
ADAC
katholisch
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