Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hauptversammlung beschließt Aufteilung: Radikalumbau soll ADAC ret…
> Ab sofort soll beim ADAC das Mitglied im Mittelpunkt stehen, nicht der
> Profit. Die Hauptversammlung zieht damit Konsequenzen aus diversen
> Skandalen.
Bild: Drei Säulen sollen den ADAC tragen: Verein, Aktiengesellschaft und Stift…
MÜNCHEN afp | Der ADAC plant die größte Reform seiner 111-jährigen
Geschichte. Mit dem am Samstag in München als Konsequenz aus der
Skandalserie dieses Jahres einstimmig beschlossenen Radikalumbau fährt der
Autoclub sein Profitstreben zurück und will eigene finanzielle Vorteile an
Mitglieder weitergeben. Den bisherigen [1][kommissarischen] Präsidenten
August Markl wählten die Delegierten mit 180 von 218 Stimmen bis 2017 zum
Präsidenten.
Zu Jahresbeginn bekannt gewordene [2][Manipulationen beim Autopreis Gelber
Engel] sowie darauf folgende Enthüllungen etwa über den [3][Missbrauch der
Luftrettung für Privatflüge] hatten den zweitgrößten Autoclub der Welt in
eine tiefe Krise gestürzt.
Mit der nun beschlossenen Reform gliedert der ADAC seine Arbeit in ein
Drei-Säulen-Modell. Die erste Säule ist dabei die Vereinstätigkeit, in der
etwa die Pannenhilfe und der Motorsport untergebracht werden. Die zweite
Säule ist eine vom Verein personell unabhängige Aktiengesellschaft, die die
Wirtschaftsaktivitäten verantwortet.
Die dritte Säule wird eine Stiftung, in welcher der ADAC seine
gemeinnützigen Aktivitäten bündeln will. In die Stiftung sollen die Gewinne
der Aktiengesellschaft fließen. Die Umsetzung der Reform beginnt im Januar
und soll das ganze kommende Jahr, voraussichtlich aber auch noch darüber
hinaus, andauern.
## „Reform für Vertrauen“
Auf der zur Neuaufstellung des Clubs einberufen außerordentlichen
Hauptversammlung warb Markl eindringlich für das auch durch die Beratung
eines externen Beirats entstandene Programm „Reform für Vertrauen“. Dies
sei eine „sehr ambitionierte und ernst gemeinte Anstrengung des gesamten
ADAC, sein früheres Ansehen zurückzugewinnen“. Das Programm solle für die
Zukunft des trotz der Skandale weiter fast 19 Millionen Mitglieder
([4][300.000 weniger als vor der Krise]) starken ADAC richtungsweisend
werden.
Die Delegierten folgten ohne erkennbaren größeren Widerstand dem Vorschlag
einstimmig. Berichten über interne Kontroversen widersprach die
ADAC-Führung. Mit der Reform will der ADAC auch den drohenden Verlust des
steuerlich günstigen Vereinsstatus verhindern. Die neue Struktur soll
umgehend dem Münchner Registergericht vorgelegt werden, das derzeit über
diesen Status berät.
Der im ADAC-Beirat sitzende frühere Präsident des
Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, sagte, der ADAC habe sich
mit seinen bisherigen Aktivitäten "weit, um nicht zu sagen zu weit, von
seinen Wurzeln entfernt". Mit den alten Strukturen habe durchaus die Gefahr
bestanden, dass der ADAC seinen Vereinsstatus verliert.
## Das Mitglied soll im Mittelpunkt stehen
Wie für die Geschäftsführung Mahbod Asgari sagte, soll die
Neustrukturierung den Mitgliedern Vorteile bringen. So werde die
Aktiengesellschaft auch auf das mit dem Reformprogramm verabschiedete neue
Leitbild des ADAC verpflichtet, wonach das Mitglied im Mittelpunkt steht.
Damit stünden nicht Renditeerwartungen im Mittelpunkt.
Asgari sagte, beim bei den Mitgliedern beliebten Batterieservice werde es
nicht mehr um Gewinn gehen, sondern die wegen des großen Umsatzes
entstehenden finanziellen Vorteile des Clubs beim Einkauf von Autobatterien
würden an die Mitglieder weiter gegeben. Auch beim clubinternen
Vorteilsprogramm blieben die finanziellen Vorteile zukünftig vollständig
bei den Mitgliedern - der ADAC wolle mit dem Programm kein Geld mehr
verdienen.
Und bei den vom ADAC angebotenen Versicherungsleistungen stehe zuerst die
Frage im Mittelpunkt, wie Schadensfälle am besten im Sinne des Mitglieds
reguliert werden können. Anders als andere Versicherer müssten die
Versicherungen der ADAC-AG nicht so auf Rendite achten.
## Die Änderungen im Einzelnen
Die Skandalserie des ADAC rückte auch ins Bewusstsein, zu welch einem
Milliardenkonzern der Verein inzwischen gewachsen ist. Mit dem am Samstag
auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossenen neuen
Drei-Säulen-Modell trennt der ADAC seine Vereinsaktivitäten von seinen
Wirtschaftsaktivitäten und stärkt mit einer Stiftung zusätzlich sein
gemeinnütziges Engagement.
VEREIN: Der eingetragene Verein ADAC soll in Zukunft alleine die Aufgaben
übernehmen, die bis heute auch viele mit dem Club verbinden. Dazu zählen im
Kern die Pannenhilfe und der Motorsport. Finanziell gespeist wird der
Verein aus den Mitgliedsbeiträgen. Kommt es hier zu Überschüssen, sollen
diese im Verein bleiben.
Am Leistungsumfang der Mitgliedschaften - bei der besonders beliebten
Plus-Mitgliedschaft etwa sind das Leistungen wie ein europaweiter
Krankenrücktransport - ändert sich nichts. Die hier angebotenen
Versicherungsleistungen werden bereits jetzt über eine Versicherung
abgewickelt.
Juristisch bleibt der ADAC ein sogenannter Idealverein - dieser darf nur
zum Nebenzweck wirtschaftlich aktiv werden. Der Vereinsstatus des ADAC wird
derzeit gerichtlich geprüft. Eine wegen der vielen Geschäfte drohende
Aberkennung des Vereinsstatus will der ADAC durch die Auslagerung der
Geschäfte in die Aktiengesellschaft verhindern.
AKTIENGESELLSCHAFT (AG): Bislang liefen die Geschäfte des ADAC - darunter
etwa Auto- und Wohnmobilvermietungen, Finanzdienstleistungen wie
Autokredite und Kreditkarten oder die Schutzbriefversicherung - mit dem
Verein verwoben. Die ehrenamtlichen ADAC-Vertreter aus den Regionalclubs
konnten dabei die Geschäfte mit beeinflussen.
Künftig laufen die Geschäfte in einer personell unabhängigen AG. Sowohl der
AG-Vorstand als auch der Aufsichtsrat sollen nicht mehr vom Verein
Anweisungen bekommen. Der ADAC wird über eine Holding 74,9 Prozent an der
AG halten, 25,1 Prozent und damit eine Sperrminorität hält die neue
ADAC-Stiftung. Die Gewinne der Aktiengesellschaft fließen in diese
Stiftung.
STIFTUNG: In der Stiftung bündelt der ADAC seine bisherigen gemeinnützigen
Aufgaben und weitet diese aus, die Leistungen erfolgen unabhängig von einer
ADAC-Mitgliedschaft. Die Stiftung soll Forschungsprojekte im Bereich
Mobilität und Motorsport finanzieren, Unfallopfer unterstützen, Konzepte
zur Unfallverhütung finanzieren oder bei der Rettung aus Lebensnot
insbesondere über die Luftrettung helfen.
7 Dec 2014
## LINKS
[1] /Hauptversammlung-nach-ADAC-Affaere/!138240/
[2] /Manipulation-beim-Gelben-Engel/!131302/
[3] /ADAC-Praesidiumsmitglieder-unterwegs/!131632/
[4] /Nach-den-ADAC-Skandalen/!141433/
## TAGS
ADAC
München
Hauptversammlung
Stiftung
Reform
ADAC-Affäre
Betrug
ADAC
ADAC
ADAC
ADAC-Affäre
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Pressschlag: Die FC Bayern-Finte
Ist der FC Bayern in Gefahr? Droht dem Club die Streichung aus dem
Vereinsregister? Nein, die Attacke ist nur gut gemachte Werbung.
Reisezeit ist Pannenzeit: Abschleppen als Job
Seit der Wende sind gestrandete Autos das Betätigungsfeld von Harald
Peithmann. Jetzt rollt die Reisewelle wieder. Gut für‘s Geschäft.
Neue Affäre beim ADAC: „Es geht um sehr viel Geld“
Laut Medienbericht soll ein Topmanager des Autoclubs jahrelang Geld in die
eigene Tasche gewirtschaftet haben. Bis auf weiteres wurde der Verdächtige
freigestellt.
Negativpreis für ADAC: „Abwehrende Informationspolitik“
Das Netzwerk Recherche kritisiert den Automobilclub mit der „Verschlossenen
Auster“. Anlass ist die mangelhafte Informationspolitik des Pannenvereins.
Mitgliederverlust beim ADAC: Die Jugend fährt davon
Der ADAC verliert Mitglieder: Wegen der Skandale, aber auch weil Jüngere
das Auto nicht mehr als Statussymbol sehen. Für sie ist Elektronik
wichtiger.
Nach den ADAC-Skandalen: Mehr als 300.000 Kündigungen
Erstmals seit Jahren hat der ADAC Mitglieder verloren. Der größte Teil der
Kündigungen ging wegen der Fälschungen beim Autopreis „Gelber Engel“ ein.
Hauptversammlung nach ADAC-Affäre: Der „wachgerüttelte“ Verein
Der ADAC will Vertrauen zurückgewinnen und sich auf seine Wurzeln besinnen.
Ein personeller Neuanfang wurde in Saarbrücken allerdings vertagt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.