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# taz.de -- Einigung zwischen VW und Prevent: Die Zulieferer liefern wieder zu
> Die Produktion kann wieder anlaufen, die beiden Firmen aus Sachsen haben
> sich mit VW geeinigt. Auf Schadenersatzansprüche wird verzichtet.
Bild: Carport mal anders: So präsentiert VW in Wolfsburg seine Produkte
Hamburg afp/rtr | Volkswagen kann seine Produktion wieder hochfahren: Nach
einem tagelangen Lieferstopp wichtiger Bauteile konnte sich der Autokonzern
am Dienstag mit den beiden Zulieferern einigen. Die Belieferung werde
„kurzfristig“ aufgenommen, teilten beide Seiten mit. Der VW-Betriebsrat
äußerte sich erfreut.
Die Einigung erfolgte nach stundenlangen, teils nächtlichen Verhandlungen.
Zu Details äußerten sich beide Seiten offiziell nicht. „Über die Inhalte
der Einigung wurde Stillschweigen vereinbart“, hieß es in der gemeinsamen
kurzen Mitteilung von Volkswagen und den beiden zur Prevent-Firmengruppe
gehörenden Zulieferunternehmen CarTrim und ES Automobilguss aus Sachsen.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) allerdings musste der
Konzern den Lieferfirmen Zugeständnisse machen und unter anderem die
Kündigung einer umfangreichen Kooperation teilweise zurücknehmen. Diese
Kündigung hatte den nun beendeten Lieferstopp ausgelöst. Volkswagen und
Prevent verzichten demnach außerdem gegenseitig auf Schadenersatzansprüche.
Zudem bleiben dem Bericht zufolge die beiden Firmen der Unternehmensgruppe
Prevent, die VW bestreikten, bei dem Autokonzern weitere mindestens sechs
Jahre lang im Geschäft. Ein Konzernsprecher wollte den Bericht der Zeitung
nicht kommentieren und verwies auf das vereinbarte Stillschweigen.
## Forderungen von 58 Millionen Euro
Wegen der gestoppten Lieferung von Getriebeteilen und Sitzbezügen hatte
Volkswagen in den vergangenen Tagen damit begonnen, die Produktion in
mehreren Werken zu drosseln und für die Beschäftigten
„Flexibilisierungsmaßnahmen bis hin zu Kurzarbeit“ einzuführen. Bis zu
28.000 VW-Mitarbeiter wären bei Andauern des Streits betroffen gewesen.
Die beiden Zulieferfirmen begründeten den Lieferstopp mit einer angeblichen
Weigerung von VW, Schadenersatzzahlungen für einem gestrichenen Auftrag zu
bezahlen. Nach einem Pressebericht sollte es um Forderungen in Höhe von
rund 58 Millionen Euro gehen. Der SZ zufolge zahlen VW und Porsche nun
einen Ausgleich von 13 Millionen Euro. Das Landgericht Braunschweig hatte
VW in einem Eilverfahren Recht gegeben und ein Ende des Lieferstopps
angeordnet, was die unterlegene Seite zunächst allerdings ignoriert hatte.
Ein Sprecher des VW-Gesamtbetriebsrats begrüßte den Durchbruch. „Die
Kolleginnen und Kollegen hatten kein Verständnis dafür, dass sie wegen des
einseitig verhängten Lieferstopps nicht mehr an ihre Arbeitsplätze gehen
konnten“, erklärte er.
Auch Niedersachsens Ministerpräsident und Volkswagen-Aufsichtsratsmitglied
Stephan Weil (SPD) äußerte sich erleichtert – übte aber Kritik am Verhalten
der Zulieferer. „Es bleibt bei mir ein Unbehagen über das Vorgehen der
Prevent Group, die nicht bereit war, den in unserem Rechtsstaat
vorgesehenen Weg einer Klärung vor den Gerichten zu gehen. Sie hat
stattdessen einen Großkonflikt mit beträchtlichen Schäden eröffnet.“
## Veränderungen in der Eigentümerstruktur
In den Werken in Emden, Wolfsburg, Zwickau sowie Braunschweig hatte VW die
Arbeitszeit in Teilen der Fertigung in den vergangenen Tagen bereits
reduziert. In Kassel und Salzgitter sollten die Drosselungen am Mittwoch
und Donnerstag beginnen.
Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer führte die Eskalation des
Streits auf massive Veränderungen in der Eigentümerstruktur der klassischen
Zulieferindustrie zurück. Er rief die Autobauer auf, sich bei ihrer
Einkaufsstrategie darauf einzustellen. Private Finanzinvestoren kauften
gezielt schwächere und teilweise marode Zulieferbetriebe auf, um
Zulieferernetzwerke zu bilden und so Druck auszuüben, erklärte er.
Derweil geht nach der Einigung in Deutschland der Streit mit der
Prevent-Gruppe in Brasilien weiter. Die dortige Tochter des Autobauers
erklärte am Dienstag, der seit Monaten anhaltende Konflikt werde vor
Gericht geklärt werden müssen. Seit März 2015 sei die Fertigung von etwa
130.000 Fahrzeugen in drei Werken ausgefallen.
24 Aug 2016
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