# taz.de -- Nach Vier-Tage-Brand auf Containerschiff: Feuer fördert Mängel zu… | |
> Hamburgs Berufsfeuerwehr brauchte externe Hilfe, um den Brand der „CCNI | |
> Arauco“ zu löschen. Die Defizite sind schon länger bekannt. | |
Bild: Smoke on the water ist nur so mittelwitzig, wenn Atomfrachter brennen | |
Hamburg taz | Fast vier Tage lang hat es auf dem Containerschiff „CCNI | |
Arauco“ am Burchardkai gebrannt. Dabei hat sich gezeigt: Ein Feuer auf | |
einem Containerriesen im Hafen birgt immense Risiken. Die Feuerwehr kommt | |
bei einem Schiff von 300 Metern Länge und 50 Metern Höhe schnell ans Ende | |
ihrer technischen Möglichkeiten. Die Linkspartei verlangt nun in einer | |
Anfrage Aufklärung vom rot-grünen Senat. „Der Brand wirft diverse Fragen an | |
die Sicherheitskonzepte im Hafen auf, die der Senat endlich beantworten | |
muss“, sagt der Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Norbert Hackbusch. | |
Das Feuer war am Donnerstagmittag im Laderaum auf dem Schiff der | |
chilenischen Tochter der Reederei Hamburg Süd mit 1.250 Tonnen | |
Gefahrengütern an Bord beim Schweißen eines Containers ausgebrochen. | |
Feuerwehrleute konnte zunächst zwar bis zum Brandherd vordringen, bekamen | |
jedoch die Flammen mit Löschrohren nicht unter Kontrolle und mussten wegen | |
der Hitze aufgeben – es wurde Großalarm gegeben. | |
300 Feuerwehrleute rückten an. Die Lukendeckel des Laderaums wurden | |
geschlossen, um dem Feuer den Sauerstoff zu entziehen. Dann wurde CO2 in | |
den Laderaum gepumpt. Doch die Menge an CO2 reichte nicht aus, um das Feuer | |
zu ersticken. Schon der Brand auf dem Atomfrachter „Atlanic Cartier“ am 1. | |
Mai 2013 hatte zutage gefördert, dass CO2 bei der Feuerwehr aus | |
Kostengründen nur in begrenzten Mengen vorgehalten wird, die Bereitstellung | |
durch Lieferanten kurzfristig aber nur schwer realisierbar ist. | |
Bei der „CCNI Arauco“ setzte die Feuerwehr nun auf das Fluten des | |
Laderaums. Stundenlang wurden 40.000 Liter Elbwasser pro Minute ins Schiff | |
gepumpt, was jedoch abgebrochen werden musste, da das Wasser das Schiff | |
destabilisierte und es auseinanderzubrechen drohte. Die Feuerwehr zog am | |
Samstagmorgen den letzten Joker: Über die Belüftungsluken wurde der | |
Schiffsrumpf mit 45.000 Litern Löschschaum geflutet, wodurch es gelang, das | |
Feuer unter Kontrolle zu bringen und die Flammen zu ersticken. | |
## „Unzureichende Anzahl Löschboote seit Jahren bekannt“ | |
Schon jetzt steht fest, dass der Einsatz für die Feuerwehr nicht nur sehr | |
arbeitsintensiv war, sondern sie auch ihr Limit brachte. Denn für den | |
erfolgreichen Schaumeinsatz musste auf die Werksfeuerwehren von Airbus und | |
der Holborn-Raffinerie zurückgegriffen werden, die über den sehr teuren | |
Schaum in großen Mengen verfügten. „So viel Löschschaum haben wir nicht | |
parat“, sagt Feuerwehrsprecher Torsten Wessely. | |
Auch die Diskussion um die Anschaffung neuer Löschboote, die bereits beim | |
Brand auf der „Atlantic Cartier“ heftig geführt worden war, wird erneut | |
aufflammen. Das deutet der Linke Hackbusch an. „Wir wollen wissen, wie der | |
Stand des Vergabeverfahrens für ein oder mehrere moderne Löschboote ist“, | |
sagt Hackbusch. „Denn die unzureichende Ausstattung mit Löschbooten ist | |
seit Jahren bekannt.“ | |
In der Tat reichten die Kapazitäten der beiden 40 Jahre alten | |
Feuerwehr-Löschboote, die flankierend die Außenwand des brennenden | |
Havaristen zu kühlen versuchten, nicht aus. Zwei mit Löschkanonen | |
ausgestattete Hafenschlepper und das Mehrzweckschiff „Neuwerk“ vom | |
Havariekommando Cuxhaven mussten Hilfe leisten. | |
6 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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