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# taz.de -- Olympianacht in Rio: Kaum zu fassen
> Deregulierte Ausnahmeregelungen, Dänemark wird zur Schwimmnation und eine
> Puerto-Ricanerin schafft das „Wunder von Rio“.
Bild: Monica Puig verarbeitet den überraschenden Sieg über Angelique Kerber
Der Wettkampf der letzten Nacht: 10,71 Sekunden. „Sehr beeindruckend, sie
ist dann einfach mal weg“, jubiliert der Reporter. Die Jamaikanerin Elaine
Thompson gewann den Lauf der Läufe über 100 Meter überlegen vor Torie Bowie
aus den USA und Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika. Während die
Läuferinnen auf den Plätzen 3 bis 6 simultan über die Ziellinie schleppen
(Unterschied: 0,08 Sekunden), hätte sich Thompson, wie einst Usain Bolt,
auch lässig nach ihren Gegnerinnen umschauen können. So leichtfüßig, so
souverän. Die einzige Europäerin, die unter Doping-Verdacht stehende
Niederländerin Dafne Schippers, landete auf Platz 5. Gott sei Dank: Keine
neue Jefimowa.
Salto Mortale der letzten Nacht: Hin und her, hin und her. Die
Weitspringerin Darja Klischina war die einzige russische Leichtathletin,
die wegen einer Ausnahmeregelung starten durfte; ar! Am gestrigen Abend
schloss der Leichtathletik-Weltverband die 25-jährige „Verräterin“ – so…
Tenor eines russischen Shitstorms – überraschend von den Spielen aus.
Grundlage seien neue Erkenntnisse, hieß es von offizieller Seite. Klischina
hat beim Internationalen Sportsgerichtshof Einspruch eingelegt; eine
schnelle Entscheidung soll folgen. Am Dienstag startet die Qualifikation
der Weitspringerinnen. To be continued…
Abschied der letzten Nacht: Schon wieder Phelps. Der Superlativ in Person
feierte einen tränenreichen Abschied von der großen Bühne. Am letzten Tag
im Schwimmbecken von Rio krönte… ach, immer das Gleiche… Ja, er hat in der
Staffel seine 23. Goldmedaille gewonnen. Gut. Viel spannender: Eine Dänin
gewann im Freistil über 50 Meter. Keine Russin, Chinesin, US-Amerikanerin
oder Australierin. Eine unbekannte Dänin, Pernille Blume! Dabei kamen die
besten 6 Schwimmerinnen innerhalb von 0,12 Sekunden ins Ziel. Da kommt die
Frage auf: Absprache, Zufall oder doch der gleiche Arzt?
Athletin der letzten Nacht: Monica Puig, Tennisspielerin. Als ihre Gegnerin
Angelique Kerber im entscheidenden Satz des Finales beim Stand von 1-5 die
gelbe Filzkugel leichtfertig im Netz versenkte, war der Schlagabtausch
entschieden. „Mit der Bereitschaft alles zu erreichen, und dafür alles zu
tun!“, so der ZDF-Kommentator, schaffte die 22-jährige Puerto-Ricanerin die
Tennissensation: Die Nummer 34 der Welt besiegte die haushohe Favoritin aus
Deutschland (6-4, 4-6, 6-1). Es war erst ihr zweiter (!) Karrieretitel.
„Oh, my god“, flüsterte die Siegerin leise nach dem letzten Ballwechsel und
fuhr sich ungläubig immer wieder durchs Haar. Es gibt einen neuen Stern am
Tennishimmel: Monica Puig.
Wechsel der letzten Nacht: Nun also doch: Das weltberühmte grüne Wasser
wird beseitigt. Nach einer kurzen, zehnstündigen Prozedur (Altes raus,
Neues rein) soll das kühle Nass im Maria-Lenk-Sprungstadion heute wieder im
blauen Glanz erstrahlen – aber nur in einem Becken. Die Turmspringer müssen
weiterhin im Trüben fischen – ihr Wasser bleibt abgestanden wie Kalter
Kaffee. Pünktlich zum Start der Synchronschwimm-Wettbewerbe wird im anderen
Becken durchgespült. Wäre auch blöd, wenn die Jury die
Synchronschwimmerinnen im undurchsichtigen Wasser kaum sehen könnte.
Schlussfolgerung der letzten Nacht: Die deutschen Schwimmer und das Wasser
sind keine Freunde (Staffel, Letzter Platz), Christoph Harting
(Diskus-Gold) hört zum Tanzen nicht die Nationalhymne und endlich ist durch
die beendeten Schwimmwettkämpfe das leidige Doping-Thema beendet. Jetzt
kommt endlich mehr Leichtathletik… ach, verdammt….
Und sonst? Teamsport: Großbritannien triumphierte in der
Mannschaftsverfolgung der Bahnradfahrerinnen; in neuer Weltrekordzeit –
versteht sich. Dänemark erschwamm in der Staffel Bronze und die Serben
brachten die unschlagbaren US-Basketballer an den Rand einer Niederlage –
verloren dann aber doch mit 91:94. Ansonsten gab es Gold u.a. für Sohrab
Moradi (Iran, Gewichtheben), Elis Ligtlee (Niederlande, Bahnrad) und
Uladsislau Hantscharu (Belarus, Trampolin). Und natürlich gab es
Doping-Diskussionen. Ach, Herr Olympia: Gib doch einfach allen Drogen. Soll
ja helfen…
14 Aug 2016
## AUTOREN
Sören Haberlandt
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Michael Phelps
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Doping
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Robert Harting
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