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# taz.de -- Kommentar Parteitag der Republikaner: Die gekaperte Partei
> Donald Trump ist der Champion der Verunsicherten. Mit seiner Art krempelt
> er die US-Republikaner um – und wird ihr Präsidentschaftskandidat.
Bild: Plakativ: Donald Trumps Konterfei grüßt von einer Leinwand in Cleveland…
Vor zwei, drei Monaten sah es noch nach einem sommerlichen Showdown am
Eriesee aus. Es sah so aus, als steuerten Amerikas Konservative auf einen
Wahlparteitag zu, auf dem alles möglich sein würde. Selbst eine Art Putsch
der Parteigranden gegen einen lärmenden Seiteneinsteiger, der in den
Vorwahlen die Nase vorn hatte. Nun haben sich solche Szenarien in Nichts
aufgelöst.
Wenn nicht alles täuscht, vereinen sich die Republikaner diese Woche in
Cleveland hinter einem Kandidaten, den sie vor gut einem Jahr noch müde
belächelt haben. Wenn nicht noch Überraschendes geschieht, wird es wohl
eine dieser Krönungsmessen, wie sie die Republikaner fast immer zelebriert
haben, seit sich Gerald Ford und Ronald Reagan bei der Convention des
Jahres 1976 ausnahmsweise einen Kampf lieferten. Die Rebellionsszenarien,
die sich die Niemals-Trump-Bewegung ausgemalt hatte, sind passé. Die
Realität ist: Ein 70 Jahre alter Populist hat „Grand Old Party“ gekapert.
Jeden konventionellen Kandidaten hätte Trumps Mischung aus Demagogie und
Prahlerei wohl beizeiten zur Aufgabe gezwungen. Jeder andere wäre
irgendwann gestolpert über die Kette gewagter, oft durch nichts bewiesener
Behauptungen. An Trump ist die Kritik abgeperlt wie an einem gut
imprägnierten Regencape.
## Die Partei ist kaum wiederzuerkennen
Der Bauunternehmer aus New York – ausgerechnet er als Milliardär! – hat es
verstanden, den Frust der kleinen Leute einzufangen, zum Champion jener
Verunsicherten zu werden, die sich von der politischen Elite weder
vertreten noch verstanden fühlen. Das sind große Teile der weißen
Arbeiterschaft, deren einstige Fabrikarbeitsplätze in Billiglohnländer
abwanderten.
Das sind jene kulturkonservativen Amerikaner, die alten Werte und
Gewissheiten verschwinden sehen in einem sich rasant wandelnden Land, in
dem das Oberste Gericht die Schwulenehe legalisiert und ein Mann mit
dunkler Haut im Weißen Haus den demografischen Wandel symbolisiert. Das
sind Ungeduldige, die einfach mal das System aufmischen wollen, um zu
schauen, wie es danach weitergeht. Trump hat der Wut eine Stimme gegeben,
er hat rohe Emotionen mobilisiert, nostalgische Sehnsüchte beschworen. Er
ist dabei, die Republikanische Partei umzukrempeln.
In Cleveland wird sich eine Partei präsentieren, die kaum noch
wiederzuerkennen ist. Spätestens seit Mitte der Sechzigerjahre steht sie
für niedrige Steuern und einen schlanken Staat, für Sparhaushalte,
Kürzungen bei den Sozialausgaben und schrankenlosen Handel mit dem Rest der
Welt. Trump dagegen gibt den Boss, der sich um seine Leute kümmert,
wohlgemerkt nur um seine Klientel alteingesessener Amerikaner. An den
Sozialprogrammen will er nichts ändern, dafür aber die eigene Wirtschaft
durch protektionistische Mauern abschotten.
Seine Mischung aus Populismus und Nationalismus, oft vorgetragen im Duktus
einer Reality-Show, ist etwas Neues. Ob sie nur eine kurze Episode in der
Geschichte der Republikaner bedeutet oder aber einen Richtungswechsel,
bleibt abzuwarten.
18 Jul 2016
## AUTOREN
Frank Herrmann
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