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# taz.de -- Ausländische Wissenschaftler: Die wollen das schaffen
> Die Zahl ausländischer Wissenschaftler in Deutschland ist so hoch wie nie
> zuvor. Das gilt vor allem für außeruniversitäre Einrichtungen.
Bild: Deutschlands Wissenschaft wird immer internationaler. Das fängt schon in…
Berlin taz | Wo gelingt Integration in Deutschland? „In der Wissenschaft
ist die Welt in Ordnung.“ Meint Bundeswissenschaftsministerin Johanna Wanka
(CDU). Am Mittwoch stellte sie aktuellen Daten zur [1][Internationalität
deutscher Hochschulen] vor.
Und die sind in der Tat auf den ersten Blick beeindruckend: Nie zuvor
arbeiteten so viele ausländische Wissenschaftler an deutschen Hochschulen
und Forschungseinrichtungen – 85.000 waren es im vergangenen Jahr. Damit
liegt Deutschland auf dem dritten Platz als Gastland für international
mobile Wissenschaftler – nach den USA und Großbritannien.
An deutschen Hochschulen stellen Ausländer inzwischen 11 Prozent des
wissenschaftlichen Personals. Die höchsten Ausländeranteile verzeichnen die
Kunst- und Musikhochschulen gefolgt von den technischen Universitäten. Die
Attraktivität deutscher TUs im Ausland spiegelt sich auch in der
Fächerverteilung wieder: Am häufigsten zieht es Mathematiker und
Naturwissenschaftler nach Deutschland, gefolgt von Medizinern und
Ingenieuren. Kurios, aber wahr: Nach der fast gänzlichen Abschaffung des
„Dipl.Ing“ im Zuge der Bologna-Reform ist die Attraktivität der
Ingenieursstudiengänge sogar gewachsen.
An den außeruniversitären Forschungseinrichtungen beträgt der
Ausländeranteil ein Viertel. Am internationalsten sind die
Max-Planck-Institute aufgestellt, hier kommt im Durchschnitt ein Drittel
der Wissenschaftler aus dem Ausland. Das klingt beeindruckend, aber zum
Vergleich: Das Imperial College in London, eine Elite-Universität der
Naturwissenschaften, beschäftigt zu über 50 Prozent ausländische
Wissenschaftler.
## Wettstreit um die Klügsten und Besten
Fast zwei Drittel der ausländischen Wissenschaftler in Deutschland kommen
aus Europa, ein Viertel aus Asien und elf Prozent aus Amerika. Die Zahlen
belegten laut Wanka, dass die deutsche Wissenschaft international
verflochten und deswegen attraktiv und leistungsfähig sei.
Um den Standort Deutschland im internationalen Wettstreit um die klügsten
Köpfe zu stärken, haben Bund und Länder 2013 eine gemeinsame
[2][Internationalisierungsstrategie] vorgelegt. Demnach soll bis 2020 jeder
zweite deutsche Hochschulabsolvent einen studienbezogenen
Auslandsaufenthalt absolviert haben. Die Zahl ausländischer Studierender
soll bis zum Ende des Jahrzehnts auf 350.00 steigen.
Die letzte Bench Mark scheint fast erreicht. Im vergangenen Jahr studierten
rund 320.000 Ausländerinnen an deutschen Hochschulen, für dieses Jahr
erwartet das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung
sogar 340.000 ausländische Studierende. Dazu zählen aber auch all jene
Menschen, die in Deutschland zur Schule gegangen sind, aber einen
ausländischen Pass besitzen. Von den ausländischen Studierenden waren 2015
rund 85.000 sogenannte Bildungsinländer, also jeder vierte.
## Berlin ist beliebt, Thüringen auch
Internationale Erstsemester finden sich in besonders hohem Maße in Berlin,
wo jeder dritte Studienanfänger einen ausländischen Pass besitzt, aber auch
in Sachsen und Brandenburg (über 27 Prozent). Den höchsten Zuwachs
ausländischer Studienanfänger verzeichnete aber Thüringen.
Das thüringische Wissenschaftsministerium erklärt dies auf Anfrage, mit den
zunehmenden Aktivitäten von Thüringer Hochschulen im Ausland. So hätten
alle Hochschulen haben zum Beispiel in ihren Zielvereinbarungen das Thema
Internationalisierung verankert. Von den rund 900 Studienanfängern im
Sommersemester 2016 kämen viele aus Russland, Georgien oder der Ukraine.
„Es handelt sich hierbei um Studierende, die für ein oder zwei Semester aus
dem Ausland kommen, einen Teil ihres Studiums hier absolvieren und die
Abschlussprüfung wieder im Ausland anstreben.“
Der Anteil der deutschen Studierenden, die für ein, zwei Semester oder für
ein Praktikum ins Ausland gehen, ist gegenüber 2013 zwar erneut gestiegen
und beträgt aktuell 37 Prozent, Vom 50-Prozent-Ziel ist Deutschland dennoch
noch ein Stückchen entfernt. Die beliebtesten Gastländer sind unverändert
Österreich, die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz.
Mindestens 43.000 deutsche Wissenschaftlerinnen zog es im vergangenen Jahr
ins Ausland, wobei die Gründe eher als Fluchtursachen zu bezeichnen sind.
Befragt zu ihren Motiven, sagten 50 Prozent der Wissenschaftler, die es ins
Ausland gingen nämlich, sie sähen in Deutschland keine adäquaten
Karriereperspektiven. Die übergroße Mehrheit der hauptberuflich tätigen
Wissenschaftlerinnen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist in
Deutschland befristet angestellt. „Wir wissen aus den USA, dass viele
Wissenschaftlerinnen zurückkommen wollen. Aber sie tun es nicht, weil die
Stellen dort zwar schlechter dotiert aber in der Regel unbefristet sind“,
erzählt Wanka freimütig.
## Es stockt noch bei der Visavergabe
Ihr Ministerium finanziert in den nächsten zehn Jahren 1.000 Stellen mit
Aussicht auf Daueranstellung für Nachwuchsprofessoren an deutschen
Hochschulen. Ob das reicht, um das Befristungsunwesen zu beenden,
bezweifeln Mittelbauinitiativen allerdings.
Auch bei der Anerkennung und Zulassung ausländischer Studierender sieht die
Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, DAAD, Margret
Wintermantel, noch deutlichen Handlungsbedarf: die Verfahren seien nach wie
vor zu kompliziert und bürokratisch.
Der wissenschaftspolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, mahnte
ebenfalls schnellere Anerkennung und eine zügigere Visavergabe an.
Deutschland profitiere intellektuell, gesellschaftlich und wirtschaftlich
vom Wissenschaftler- und Studierendenaustausch. „Darum muss alles getan
werden, damit unser Land attraktiv bleibt für internationale Studierende
und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“
13 Jul 2016
## LINKS
[1] http://www.wissenschaftweltoffen.de/kompakt/wwo2016_kompakt_de.pdf
[2] https://www.bmbf.de/files/aaaInternationalisierungsstrategie_GWK-Beschluss_…
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Forschung
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