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# taz.de -- Krise in Malaysia: Skandal um einen Staatsfonds
> Die wahren Dimensionen des Finanzskandals werden erst langsam sichtbar.
> Sie könnten zum Sturz von Regierungschef Najib führen.
Bild: Malaysias Premierminister Najib Razak beim Fastenbrechen in Kuala Lumpur
Berlin taz | Der Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB
hat eine neue Dimension erreicht. Mittlerweile schlägt dieser Wellen bis in
die USA, Singapur und die Schweiz. Vor wenigen Tagen kündigte die US-Justiz
an, Werte und Gegenstände von etwa einer Milliarde US-Dollar zu
beschlagnahmen, die mutmaßlich mit unterschlagenem Geld aus besagtem Fonds
bezahlt worden waren, der ursprünglich dazu dienen sollte,
Wirtschaftsprojekte in Malaysia zu finanzieren.
Fast zeitgleich meldeten sich die Behörden aus Malaysias Nachbarstaat
Singapur zu Wort: Sie würden Konten und Werte in Höhe von umgerechnet knapp
177 Millionen US-Dollar einfrieren, zudem liefen Untersuchungen wegen
Geldwäsche und Betrugs. Indes ließen die Schweizer Behörden auf US-Gesuch
drei Gemälde van Goghs und Monets beschlagnahmen.
Nach Medienberichten, insbesondere des „Wall Street Journal“, sollen
Personen aus dem familiären und geschäftlichen Umfeld des malaysischen
Premierministers Najib Razak mit Geldern aus dem Fonds unter anderem einen
Privatjet und Luxusapartments in den USA und London gekauft sowie die
Produktion von Martin Scorseses Film „The Wolf of Wall Street“
mitfinanziert haben.
Insgesamt sollen umgerechnet etwa dreieinhalb Milliarden US-Dollar
abgezweigt worden sein, die über Scheinfirmen und verdeckte Konten nach
Singapur, Europa und die USA flossen. Im Zentrum der Untersuchungen stehen
unter anderem Riza Aziz, der Stiefsohn von Premier Najib, sowie der
malaysische Geschäftsmann Low Taek Jho (Jho Low), der den von Najib 2009
initiierten Staatsfonds 1MDB mitfinanzierte.
## Najib will mit der US-Justiz kooperieren
So gehöre allein die Hälfte der in Singapur beschlagnahmten Vermögenswerte
Low Taek Jho und dessen Familie, erklärten die Behörden des Stadtstaates.
Jho Low, dem vorgeworfen wird, mit den mutmaßlich veruntreuten Geldern
Gemälde erstanden und seinen verschwenderischen Lebensstil finanziert zu
haben, ist ein enger Vertrauter Najibs. Zwar werde letzterer in den
US-Unterlagen nicht namentlich erwähnt, heißt es, dennoch sollen diese
etliche Hinweise auf eine Verwicklung des malaysischen Regierungschefs
enthalten.
Najib hatte sich nach den Ankündigungen der US-Justiz zur Zusammenarbeit
bereit erklärt. Allerdings dürfte es für den ohnehin politisch
angeschlagenen Premier endgültig eng werden. Denn wiederholt hatte die
Opposition Najib neben Wahlbetrug auch Korruption vorgeworfen. So habe
Najib nicht glaubhaft erklären können, wie 2013 umgerechnet etwa 600
Millionen Euro auf seinen Privatkonten gelandet seien.
Während Najib behauptete, es habe sich um Spenden aus dem Nahen Osten
gehandelt, hatte er zugleich Kritiker in den eigenen Reihen gefeuert. Auch
war der ermittelnde Chefankläger aus „gesundheitlichen Gründen“ entlassen
worden.
Die „Gerechtigkeitspartei“ des inzwischen erneut inhaftierten
Oppositionsführers Anwar Ibrahim hatte Klage eingereicht und moniert, dass
der größte Teil der Summe im März 2013 auf Najibs Konten eingegangen sei –
zwei Monate vor den letzten Parlamentswahlen. Die Opposition hatte damals
der Regierung vorgeworfen, die knappe Wahl nur mit Manipulationen gewonnen
zu haben.
24 Jul 2016
## AUTOREN
Nicola Glass
## TAGS
Malaysia
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Schwerpunkt Pressefreiheit
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