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# taz.de -- Slomka-Interview mit Altmaier: Geblinkt, nicht abgebogen
> In einem Interview mit Peter Altmaier stellt Marietta Slomka Fragen, die
> die Flüchtlingspolitik angreifen. Macht sie das zur besorgten Bürgerin?
Bild: Das war knapp: der Blinker nach rechts war nur angetäuscht
Marietta Slomkas Interview mit Kanzleramtschef Peter Altmaier hat am
Dienstagabend irritiert. Im „ZDF heute journal“ mimte die Moderatorin die
etwas zu besorgte Bürgerin.
Es ging um Würzburg, den Täter, dessen Hintergrund. Im großen Stil. Musste
es ja, denn: Der IS hat’s getan, in Deutschland! Alarm! Und der
Axtschwinger war noch dazu kein geistig verirrter Deutscher, sondern
Afghane oder (wahrscheinlich eher) Pakistaner, eingereist über die
Flüchtlingsroute. Über diesen Weg würden schon keine Terroristen einreisen,
sagten Regierungsleute immer. Schließlich habe der IS andere Möglichkeiten,
um Terroristen nach Europa zu schicken.
Stimme wohl doch nicht so richtig, meinte Slomka – und stellte Altmaier vor
allem solche Fragen, die mit der Tat an sich nichts zu tun hatten. Mit der
Herkunft des Täters und der Flüchtlingspolitik aber umso mehr. Es entstand
dabei der Eindruck, als betätige Slomka vehement den rechten Blinker.
Die erste Frage war noch naheliegend: „[. . .] Ist das ein IS-Anschlag in
Deutschland?“ Altmaier antwortete möglichst differenziert, er redete von
Hinweisen und Deutungen, von „terroristischen Bezügen“, von einem „jungen
Mann, der sich radikalisiert hat“. Nur schien das Slomka nicht zu
interessieren. Ihr ging es um mehr. Etwa um das Gefahrenpotenzial von das
Merkels Flüchtlingspolitik. Slomka: „Was müssen wir jetzt tun, um diesen
unkontrollierten Zuzug, den es ja eine Zeit lang gab, zumindest jetzt, im
Nachhinein, aufzuarbeiten?“ Das klang vorwurfsvoll, geradezu nach
AfD-geschwätziger Stammtischrunde.
Altmaier bleibt ruhig
Altmaier bemühte sich um Relation und Einordnung: Müssen Ermittlungen
abwarten. Halten engen Kontakt zu Behörden. So was. Aber eben auch: „Wir
müssen uns die Frage stellen, zu welchem Zeitpunkt der Täter radikalisiert
worden ist. Kurzfristig, oder liegt das schon länger zurück?“ Kurzfristig
hieße: Vielleicht sollte sich die hiesige Gesellschaft hinterfragen, wie
gut sie Ausländern die Integration ermöglicht. Altmaier weiter:
„Terrorismus hat viele unterschiedliche Gesichter; es gibt viele
unterschiedliche Menschen, die mit ihm in Berührung kommen. Aber in jedem
Einzelfall muss der Staat durchgreifen.“ Ein Einzelfall also, den genauso
gut Olaf Müller oder Peter Meier hätten auslösen könnten. Schließlich, so
Altmaier, seien viele Terroristen der letzten Jahre in Europa geboren
worden, auch in Deutschland.
Die simple Botschaft des Ministers gegen Ende des Interviews: „Eine
absolute Sicherheit kann es nicht geben. Und es wird sie auch nicht geben.“
Ansonsten ließ sich aus seinen Antworten ableiten, dass für ihn nicht die
Herkunft eines Menschen für dessen Werdegang entscheidend sei, sondern die
Umstände und Strukturen, die den Menschen zum Täter machten.
Die Kurve gekriegt
Slomka spitzte rhetorisch hingegen scharf zu. Geflüchtete Menschen gleich
potenzielle Terroristen, wurde Zuschauern suggeriert. Warum tut sie das
wohl – obwohl sie die Kunst des Differenzierens wohl ebenso beherrscht wie
Altmaier? Weil Slomka am Dienstagabend des Volkes Stimme sein wollte.
Ein nicht kleiner Teil der Bevölkerung stellt sich Fragen wie die, die
Slomka andeutete. Vielleicht ist es sogar der größere. Dass Slomkas auf
Angst und Kontrollverlust zielende Fragen gerade an Peter Altmaier
gerichtet waren, entlastet die ZDF-Journalistin. Altmaier ist ein Profi,
Slomka ist ein Profi. Sie wird wohl gewusst haben, dass der Kanzleramtschef
die schwammigen Ressentiments souverän entkräften würde. Slomka hat also
nur rechts geblinkt, abgebogen ist sie letztlich nicht.
20 Jul 2016
## AUTOREN
David Joram
## TAGS
Marietta Slomka
Attentat
„Islamischer Staat“ (IS)
Peter Altmaier
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Würzburg
Würzburg
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