| # taz.de -- Behörden-Panne in Hamburg: Alle Telefone schweigen | |
| > Erst brach das Behörden-Telefonnetz zusammen, dann war auch Netzbetreiber | |
| > Dataport sprachlos. Schuld an allem war eine übermotivierte Firewall | |
| Bild: Telefonausfall bei Behörden: Selbst Obama käme nicht nach Hamburg durch. | |
| Hamburg taz | Was für ein Chaos: Am Mittwoch und Donnerstag waren | |
| zahlreiche Behörden telefonisch nicht zu erreichen. Betroffen war ein Teil | |
| der 60.000 Anschlüsse der Hamburger Verwaltung, die bereits von ISDN auf | |
| die NGN-Übertragung (Next Generation Network) umgestellt wurden. | |
| 40 öffentliche Einrichtungen, darunter Senatskanzlei und Umweltbehörde, | |
| Polizeiwachen und Finanzämter, Teile der Universitätsklinik Eppendorf und | |
| mehrere Bezirksämter waren über Stunden nicht zu erreichen. Nicht betroffen | |
| waren die Notrufe von Polizei und Feuerwehr, die noch ans alte ISDN-Netz | |
| angebunden sind. | |
| Um die Verwirrung komplett zu machen, gab es bei einigen gestörten | |
| Anschlüssen noch falsche Ansagen vom Band. Wer etwa das Bezirksamt Harburg | |
| erreichen wollte, bekam dort mitgeteilt, man sei mit der Polizei in | |
| Stellingen verbunden. Und unter der Nummer der Senatspressestelle feierte | |
| die Uralt-Ansage, der Senatssprecher sei „bis zum 5. Juli im Urlaub“, ein | |
| unerwartetes Comeback. | |
| Die Techniker des zuständigen Netzbetreibers Dataport (siehe Kasten) | |
| versuchten nach Bekanntwerden der Mega-Störung am Mittwochmorgen das | |
| Problem zu beheben – mit mäßigem Erfolg. Am Mittag gab Dataport eine erste | |
| Entwarnung, weil diverse Behörden wieder erreichbar waren. | |
| Am Nachmittag aber kam es zu erneuten Störungen, die auch am nächsten Tag | |
| noch anhielten. „Die Zahl der nicht erreichbaren Anschlüsse schwankt | |
| ständig hin und her – zwischen wenigen Hundert und 6.000“, sagte | |
| Dataport-Sprecherin Britta Heinrich am Donnerstag. „Wir haben den Fehler | |
| noch nicht genau lokalisieren können.“ | |
| Zu diesem Zeitpunkt aber war immerhin klar, dass eine übereifrige Firewall | |
| das Kommunikations-Chaos ausgelöst hatte. Eine Armada aus insgesamt 40 | |
| Firewalls schützt die Server der behördlichen Telefonanlage vor Viren, | |
| Trojanern, Hackern und anderen Bösewichtern aus dem Netz-Kosmos. Eine | |
| dieser Walls nahm ihre Aufgabe nun so ernst, dass sie vorsichtshalber | |
| überhaupt keine Anrufe und andere Informationen mehr durchließ. | |
| Die betroffenen Behördentelefone konnten sich deshalb nicht beim Server | |
| anmelden und blieben stumm. Was aber die Firewall zu diesen übertriebenen | |
| Sicherheitsvorkehrungen veranlasst hat, konnte Dataport auch nach einer | |
| gemeinsamen Fehleranalyse mit dem Firewall-Hersteller „Oracle“ am | |
| Donnerstag nicht sagen. | |
| Einen Hackerangriff schloss Heinrich jedoch aus. Dazu sei das Fehlerbild zu | |
| diffus. Parallel zur Fehlersuche leitete Dataport am Donnerstag | |
| Verbindungen an der übermotivierten Firewall vorbei – oder die | |
| Festnetzanschlüsse gleich auf Diensthandys um. | |
| 14 Jul 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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