# taz.de -- Spionage: CDU entdeckt den Cyber-Raum | |
> Auch die Bremer Christdemokraten sind durch die Ausspähungen der NSA | |
> alarmiert. Dabei sorgt sie sich weniger um Bürgerrechte als um den | |
> Mittelstand. | |
Bild: Ihm wollen die Christdemokraten in den Arm fallen: ein Cyberspion. | |
BREMEN taz | Die Bremer CDU fordert die Gründung einer | |
Sicherheitspartnerschaft gegen Wirtschaftsspionage. Als Konsequenz aus der | |
flächendeckenden Ausspähung auch europäischer Länder durch die | |
US-amerikanische National Security Agency (NSA) sollen Bremer Betriebe | |
gegen Informationsverluste geschützt werden. | |
Schließlich, betont die CDU, hätten die sich durch umfangreiche | |
Investitionen in Forschung und Entwicklung Wettbewerbsvorteile verschafft, | |
die nun „Begehrlichkeiten bei Konkurrenzunternehmen und fremden Staaten“ | |
weckten. Damit sich „auch kleine und mittelständische Unternehmen im Land | |
Bremen effektiv vor Angriffen aus dem Cyberraum schützen können“, streben | |
die Christdemokraten ein breites Bündnis an: Nicht nur die Bremer Kammern | |
sollen sich an der Sicherheitspartnerschaft beteiligen, auch die | |
benachbarten Küstenländer sollen ins Boot. Auf dieser Ebene existiert | |
bereits der „Verband für die Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschland“. | |
Dort aber gibt es bislang nicht genügend Know-how, um angemessen auf die | |
„neuen Gefährdungslagen“ zu reagieren. Nach Auffassung der CDU muss daher | |
der Senat aktiv werden: Über den Bundesrat soll er sich für die Etablierung | |
eines internationalen Cyber-Kodexes engagieren und sich für die | |
Harmonisierung der rechtlichen Grundlagen insbesondere des Cloud-Computing | |
einsetzen. Nicht zuletzt müsse auch die Spionageabwehr des Landesamtes für | |
Verfassungsschutz im Cyber-Bereich verstärkt werden, damit die Wirtschaft | |
„aktuelle Lagebilder“ erhalte. | |
Neu ist, dass die CDU „virtuelle Angriffe mit kriminellem, terroristischem | |
oder nachrichtendienstlichem Hintergrund“ in einem Atemzug nennt. Insofern | |
hat das Bekanntwerden der permanenten NSA-Attacken auch das Weltbild der | |
CDU verändert. Die bürgerrechtlichen Aspekte der Ausspähungen spielen im | |
umfangreichen parlamentarischen Entschließungs-Antrag der CDU zum „Schutz | |
vor virtuellen Angriffen“ allerdings noch immer keine Rolle. Während die | |
Piratenpartei nun auch in Bremen Kryptopartys veranstaltet, auf denen man | |
in geselliger Runde das Verschlüsseln seiner E-Mails lernt, sorgt sich die | |
CDU weniger um Privatsphäre als um Produkt- und Markenpiraterie. | |
Immerhin liegen aus den USA jetzt erstmals Zahlen zu den ökonomischen | |
Folgen von Internetkriminalität vor. Demnach gefährden sie dort 508.000 | |
Jobs. Das hat das „Center for Strategic and International Studies“ (CSIS) | |
ausgerechnet, allerdings im Auftrag einer diesbezüglich nicht ganz | |
interessensfreien Firma: des Antivirenherstellers McAffee. | |
Die Bürgerschaft wird sich nach der Sommerpause mit dem CDU-Antrag | |
befassen. Wie aber steht es derzeit mit der Datensicherheit bei den Bremer | |
Behörden? Für die sind in erster Linie der IT-Dienstleister Dataport – eine | |
Anstalt des öffentlichen Rechts – und die Brekom GmbH zuständig. Dort, regt | |
die CDU an, sollen Ressourcen für Computer Emergency Response Teams | |
(CERT-Teams) geschaffen werden. Das sogenannte MCERT, speziell für Klein- | |
und Mittelständler, das der Bundesverband Informationswirtschaft, | |
Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) gegründet hatte, war 2007 | |
abgewickelt worden. | |
Bremens Datenschutzbeauftragte Imke Sommer, die derzeit den Vorsitz der | |
Konferenz der Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern führt, verweist | |
auf die Verantwortung der Wirtschaftsunternehmen im Internet-Business: Wenn | |
diese personenbezogene Daten in die USA übermittelten, trügen sie dafür | |
auch die Verantwortung. | |
25 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
## TAGS | |
Hamburg | |
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