# taz.de -- Streit um Daten-Missbrauch: Artus und die Datenritter | |
> Polizei weist Kritik an internem Datenbank-System zurück: Angeblich nur | |
> selten Missbrauch. Innenminister Breitner wehrt sich gegen Überwachung | |
> der Beamten. | |
Bild: Vermutlich gab es damals andere Probleme: Polizist mit Akten aus dem spä… | |
Was geht, was geht nicht mit dem Datenbank und Speichersystem „Artus“ – v… | |
Hersteller Dataport neckisch „@rtus“ geschrieben –, das die Polizei in | |
Schleswig-Holstein benutzt? Gestern lud die Landespolizei die Medien ein, | |
sich ein Bild zu machen. Das „Verfahren zur Vorgangsbearbeitung“ steht seit | |
längerem in der Kritik. Die Vorwürfe, die Datensammelei der Polizei sei | |
übertrieben oder es gebe Datenmissbrauch, wiesen Landespolizeidirektor | |
Joachim Gutt und LKA-Chef Thorsten Kramer am Montag zurück: Seit das System | |
2004 eingeführt wurde, habe es wegen Fehlverhaltens von Polizisten 59 | |
disziplinar oder strafrechtliche Verfahren gegeben – bei täglich 2.000 | |
Eingaben ins System. | |
Mit dem System kann die Polizei Millionen von „Vorgängen“, also Berichte | |
über mögliche Straftaten, Protokolle, Sichtungen, Radarmessungen, speichern | |
und vor allem schnell wieder darauf zugreifen – dank „intuitiv bedienbarer | |
Oberfläche“ durchaus benutzerfreundlich, wie es in der Eigenwerbung von | |
Dataport heißt. „Artus“ sei ein Alleskönner, schwärmt die IT-Firma, die … | |
den Ländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und | |
Schleswig-Holstein sowie vom kommunalen „IT-Verbund Schleswig-Holstein“ | |
getragen wird. | |
Eben in dieser Vielfalt sehen Kritiker wie der schleswig-holsteinische | |
Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert vom Unabhängigen Landeszentrum für | |
Datenschutz (ULD) und die Piratenpartei Probleme: Es gebe Missbrauch, etwa | |
indem Beamte privat auf Daten zugreifen. Dass solche Fälle vorkommen, | |
zeigte die Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der | |
Piratenfraktion. In einem Fall soll eine Polizistin Autokennzeichen von | |
Mitgliedern der Rockerbande Bandidos an die Konkurrenz, den Hells Angels, | |
weitergeleitet haben. Die Untersuchung zu diesem Vorfall läuft noch. | |
Der Innenausschuss des Landtags hatte deshalb die Frage erörtert, ob | |
künftig die Zugriffe protokolliert oder stichprobenartig automatisch | |
überprüft werden sollten, um der Neugier der Beamten einen Riegel | |
vorzuschieben. Inzwischen stellt sich Innenminister Andreas Breitner (SPD), | |
selbst gelernter Polizist, mit breitem Rücken vor seine Beamten: Es stehe | |
dem ULD „nicht an, deren Arbeit unter Verdacht zu stellen und durch Technik | |
zu ,überwachen’“, heißt es in seiner Stellungnahme an den Innen und | |
Rechtsausschuss. | |
Patrick Breyer, der für die Piraten im Landtag sitzt, bedauert diese | |
Haltung: „Damit kommen ein Datenmissbrauch oder eine private Datenabfrage | |
weiterhin nur zufällig heraus.“ Das Thema werde seine Fraktion aber weiter | |
beschäftigen, vor allem, weil es eine neue Entwicklungsstufe gibt: Geplant | |
sei ein neues Datenbanksystem, mit dem Informationen über Straftaten und | |
mögliche Täter Bundesländer-übergreifend gesammelt werden. „Im Grundsatz | |
kann ich das durchaus nachvollziehen“, sagt Breyer. „Aber wie passt das zum | |
Anspruch des Föderalismus, im Bereich der Polizei eben keine zentrale | |
Instanz zu haben?“ | |
2 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Esther Geisslinger | |
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Hamburg | |
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