# taz.de -- EMtaz: Viertelfinale Frankreich – Island: Die nächste Insel ist … | |
> Ein Sieg, der deutlicher ausfällt, als er sollte und mehr Hoffnung macht, | |
> als gut ist. Frankreich wird im Halbfinale böse erwachen. | |
Bild: Paul Pogba nach dem Treffer zum 2:0 | |
Die Startbedingungen: Island fährt Kür auf Kür auf Kür. Ganz Europa liegt | |
ihnen zu Füßen, obwohl die – angesichts der Kilometer, die die isländischen | |
Spieler pro Partie so runterreißen – mit Sicherheit nicht gut riechen. | |
Da Island Fußball spielt wie Vestenbergsgreuth, und man ihnen die | |
Erfolgsstory gegen all die „Vollpfostenprofis“ (Stammtischsprech) auch | |
gönnt, hat Frankreich es freilich schwer, überhaupt ein Narrativ über das | |
Spiel zu legen. Eines allerdings wäre: Gewinnen, so tun, als wäre nix | |
gewesen, und gegen Deutschland dann zusammenklappen wie ein morsches | |
Weinregal. | |
Das Vorurteil: Sollte Giroud treffen, taugt Island nichts; denn wer sich | |
von Giroud einen einschenken lässt, der wird so viel nicht können können. | |
Das Spiel: Island spielte von Anfang an mit, bis Giroud ihnen die Pointe | |
nahm. Clever, aber glanzlos, danach warteten die Herren in Blau, bis sich | |
nochmal Gelegenheit bot. Tat's dann recht schnell, Eckball Frankreich und | |
Pogba rannte Ball und ungefähr sieben Gegenspieler in die Maschen. Das | |
war's, dachte man. Es würde nun ein Bilboquet-Spiel werden; man suchte | |
geduldig das Loch für den Ball. Und Löcher gab es genug: kurz vor der Pause | |
durften dann Payet aus der Distanz und Griezmann nach Kontern noch einen | |
Doppelten draufsetzen. Im Grunde war das Spiel da gelaufen. Und aus der | |
isländischen Kurve hörte man ein leises „Huh?“ | |
Zweite Hälfte: Island durfte nochmal, aber nicht zu dolle, nur ein Tor, | |
direkt danach stellte Giroud wieder auf vier Abstand. Es passierte noch hin | |
und wieder eine Kleinigkeit, Wichtiges allerdings nicht. Noch ein Törchen | |
für Bjarnasson, jetzt kriegt Basel beim nächsten Transferabschluss 200.000 | |
Euro mehr. Mal sehen, was der Euro dann noch Wert ist. | |
Ergebnis: 5:2 für Frankreich. | |
Der entscheidende Moment: Der Führungstreffer (der erste) war mit | |
Sicherheit der Dosenöffner, allerdings wäre der ohnehin irgendwann | |
gefallen. Entscheidend war für dieses Spiel die 18. Minute im Spiel gegen | |
England, also dass Island überhaupt da stand, wo es stand, und wo es weiß | |
Gott oft nicht gutgenug stand. | |
Der Spieler des Spiels: Hugo Lloris. Schrie einmal Ende der ersten | |
Halbzeit, machte dann den Ball auf zirkushafte Weise fest. Und in der 63. | |
Minute durfte er per Glanzparade Frankreich im Spiel halten und sich auf | |
kommende Spiele vorbereiten. Das ist schon eine außergewöhnliche | |
Performance für jemanden, der bei Tottenham spielt. | |
Die Pfeife des Spiels: Lag in der Hand von Björn Kuipers. Die | |
Schiedsrichterleistungen werden ohnehin zu wenig gewürdigt. Wer die Copa | |
gesehen hat, weiß es zu schätzen, dass nicht die Hälfte der Tore irregulär | |
fallen. | |
Das Urteil: Gut, also, okay. Die Lockerheiten, die sich Frankreich hier und | |
da leistet, im Spielaufbau, in der Manndeckung, das wird Löw gefallen | |
haben. Gegen die brauchste keinen Matchplan, keine gesonderte Taktik, weil | |
die haben ja selbst keine, gegen die brauchste Disziplin und Sauberkeit. Es | |
reicht, Griezmann unter Kontrolle zu halten. Das wird dann deutlich werden. | |
3 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Frederic Valin | |
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