| # taz.de -- Bombenanschlag im Irak: Mehr als 200 Todesopfer in Bagdad | |
| > Bei einem Anschlag in der irakischen Hauptstadt wurden am Sonntag | |
| > hunderte Menschen getötet. Bekannt hat sich die Terrormiliz „IS“. | |
| Bild: Ein zuvor belebtes Viertel: Karrada am Sonntagmorgen | |
| Bagdad dpa | Beim bislang blutigsten Terroranschlag in diesem Jahr sind in | |
| der irakischen Hauptstadt Bagdad mehr als 200 Menschen getötet worden. Nach | |
| Angaben aus Sicherheitskreisen wurden 140 Menschen verletzt, als am frühen | |
| Sonntagmorgen nur wenige Tage vor dem Ende des islamischen Fastenmonats | |
| Ramadan in einem beliebten Einkaufsviertel eine Autobombe explodierte. | |
| Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich im Internet zu der Tat | |
| und sprach von einem Selbstmordanschlag. Das Attentat in Bagdad kommt nur | |
| wenige Tage nach der islamistischen Attacke in Bangladesch mit 22 | |
| Todesopfern und dem Angriff auf den Flughafen in Istanbul, der ebenfalls | |
| den IS-Extremisten zugeschrieben wird. | |
| Die Explosion war so stark, dass sie ein Einkaufszentrum und weitere | |
| Gebäude in dem Stadtteil Karada fast völlig zerstörte. Fernsehbilder | |
| zeigten ausgebrannte Autowracks und Trümmer auf der abgesperrten Straße. | |
| Bei vielen Irakern im Irak löste der Anschlag Wut aus. Aufgebrachte | |
| Menschen beschimpften Iraks Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi, als er den | |
| Anschlagsort besuchte, wie Internetvideos zeigten. Auf seinen Autokonvoi | |
| flogen Steine und andere Gegenstände. | |
| In der Stellungnahme erklärte der IS, der Attentäter habe Schiiten | |
| angegriffen. Die sunnitische Terrormiliz sieht Schiiten als Abtrünnige an. | |
| Die IS-Erklärung konnte zunächst nicht verifiziert werden. | |
| Schon in der Vergangenheit hatte sich die Miliz zu zahlreichen Attentaten | |
| im Irak bekannt. So starben im Mai bei einer Anschlagserie in Bagdad | |
| mindestens 86 Menschen. | |
| ## Islamisten unter Druck | |
| Die Extremisten kontrollieren zwar immer noch große Teile des Landes, sind | |
| aber zuletzt stark unter Druck geraten. Ende Juni konnten die irakische | |
| Armee und schiitische Milizen die sunnitische Miliz aus ihrer Hochburg | |
| Falludscha im Westen des Landes vertreiben. Als einzige große Stadt im Irak | |
| bleibt den Extremisten nur noch Mossul im Norden. Immer wieder ist zu | |
| beobachten, dass der IS seine Terroranschläge verschärft, wenn er | |
| militärisch unter Druck gerät. | |
| Schon vor Beginn des Ramadans, der in dieser Woche mit dem Fest des | |
| Fastenbrechens endet, hatten die Extremisten Attentate angekündigt. Im Irak | |
| verübt die Miliz ihre Anschläge meistens in Gegenden, die von Schiiten | |
| bewohnt werden. Damit will sie die Spannungen zwischen den beiden großen | |
| Strömungen des Islam im Irak weiter verschärfen. | |
| Der Stadtteil Karada gilt als Hochburg des Obersten Islamischen Rates, | |
| einer führenden schiitischen Kraft im Land. In Karada liegen aber auch | |
| viele Restaurants, Hotels sowie die französische Botschaft. Im Ramadan sind | |
| die Straßen vor allem am späten Abend sehr voll, weil die gläubigen Muslime | |
| tagsüber nichts essen und trinken dürfen. | |
| ## Zweite Explosion im Norden Bagdads | |
| Regierungschef Al-Abadi kündigte bei seinem Besuch am Anschlagsort | |
| Vergeltung an, wie die Nachrichtenseite Al-Mada berichtete. Die Attentate | |
| des IS seien „verzweifelte Versuche“, nachdem die Terrororganisation „auf | |
| dem Schlachtfeld vernichtet worden ist“. | |
| Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte die | |
| „grauenhafte Tat“. Einmal mehr zeige sich, „dass die Terroristen des | |
| sogenannten IS nicht davor zurückschrecken, unschuldige Kinder, Mütter und | |
| Väter im Namen ihrer hasserfüllten Ideologie zu ermorden“, erklärt er. Der | |
| UN-Gesandte im Irak, Jan Kubi?, sprach von einem „feigen und abscheulichen“ | |
| Terrorangriff. | |
| Widersprüchliche Angaben gab es zu einer zweiten Explosion im Norden | |
| Bagdads, bei der neun Menschen getötet und elf verletzt wurden. Lokale | |
| Medien berichteten von der Detonation einer Bombe in dem vor allem von | |
| Schiiten bewohnten Stadtteil Al-Schaab. Das Innenministerium erklärte | |
| hingegen, in der Gegend sei ein Feuer ausgebrochen und habe eine Explosion | |
| in einem Laden ausgelöst. | |
| Dieser Artikel wurde um 9.45 Uhr aktualisiert. | |
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| 3 Jul 2016 | |
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