| # taz.de -- De Maizières Lügen über Flüchtlinge: Opposition fordert Rücktr… | |
| > Im Bundestag nimmt De Maizière seine unbelegte Verdächtigung gegen Ärzte | |
| > nicht zurück. Linke und Grüne fordern ihn zum Rücktritt auf. | |
| Bild: Es ist doch alles wahr, nur die Belege fehlen halt: De Maiziére im Bunde… | |
| Berlin dpa | Die Opposition hat Innenminister Thomas de Maizière wegen | |
| nicht belegter Vorwürfe zu Flüchtlingsattesten zum Rücktritt aufgefordert. | |
| In einer Aktuellen Stunde sagte Grünen-Fraktionschefin Karin Göring-Eckardt | |
| am Donnerstag in Berlin, auch angesichts vorheriger problematischer | |
| Aussagen über Flüchtlinge sei der CDU-Politiker „als Innenminister dieser | |
| Regierung aus meiner Sicht nicht mehr tragbar“. Er solle den Weg frei | |
| machen für eine faktenbasierte Politik. Die Linke schloss sich dieser | |
| Forderung an. | |
| De Maizière bedauerte seine jüngsten Äußerungen, blieb aber dabei, dass er | |
| die Probleme mit ärztlichen Gutachten für Flüchtlinge insgesamt korrekt | |
| benannt habe. „Sie sind real.“ Es gebe tatsächlich „merkwürdig hohe | |
| Krankenstände unter Asylbewerbern“. Neben Medizinern machte der Minister | |
| auch Rechtsanwälten von Flüchtlingen Vorwürfe. | |
| Er hatte Ärzten am Wochenende in einem Zeitungsinterview unterstellt, dass | |
| sie Asylbewerbern zu oft ungerechtfertigt Atteste ausstellten und sie damit | |
| vor Abschiebungen bewahrten. „Es kann nicht sein, dass 70 Prozent der | |
| Männer unter 40 Jahren vor einer Abschiebung für krank und nicht | |
| transportfähig erklärt werden.“ | |
| Göring-Eckardt betonte, solche Äußerungen seien „Brennstoff für den Hass, | |
| der unser Land derzeit verzehrt“. De Maizière sei „ein Innenminister, der | |
| ganz offensichtlich Politik aus dem Bauch heraus macht“. Der | |
| Linke-Politiker Jan Korte sagte mit Blick auf den wachsenden | |
| Rechtspopulismus in Deutschland: „Die AfD braucht keine Plakate, solange es | |
| solche Minister gibt.“ | |
| Der SPD-Abgeordnete Lars Castellucci mahnte De Maizière: „Wenn Sie eine | |
| Behauptung nicht belegen können (…), müssen Sie sie richtig zurücknehmen.�… | |
| Der Minister laufe mit seinen Vorwürfen gegen Flüchtlinge „immer wieder in | |
| diese Falle“. So werde das soziale Klima im Land vergiftet. Der | |
| Unions-Experte Stephan Harbarth (CDU) warf der Opposition hingegen | |
| „Realitätsferne, Realitätsverweigerung und Realitätsverlust“ in der | |
| Flüchtlingsdebatte vor. | |
| ## Keine Auskünfte zur Statistik | |
| Die Linksfraktion untermauerte ihre massive Kritik am Innenminister unter | |
| Berufung auf eine eigene Anfrage zu dem Thema: De Maizière habe „eine | |
| völlig frei erfundene Zahl zu angeblich falschen Attesten bei Abschiebungen | |
| in die Welt gesetzt, und auch im Nachhinein kann er keinerlei empirische | |
| Belege für seine Behauptung nennen“, sagte die Linke-Innenexpertin Ulla | |
| Jelpke. | |
| In der Antwort aus dem Ministerium heißt es: „Bundesweite | |
| Durchschnittszahlen zu der genauen Attestquote gibt es nicht.“ Es lägen | |
| aber „zahlreiche Berichte und Untersuchungen aus der Praxis der für die | |
| Aufenthaltsbeendigung zuständigen Länder vor, die erhebliche praktische | |
| Probleme belegen“. | |
| Jelpke kritisierte, in der Stellungnahme werde „vor allem auf eine Erhebung | |
| unter Ausländerbehörden in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2011 | |
| eingegangen“. Hier tauche einmal die Zahl 70 Prozent auf. Zu der vom | |
| Minister auch genannten Gruppe der unter 40-jährigen Männer „gibt es in der | |
| längeren Antwort überhaupt keine Auskünfte“. | |
| Am Ende heiße es nur vage, „dass die „stichprobenartigen Untersuchungen“ | |
| nahe legen würden, dass „ein hoher Anteil“ der Ausreisepflichtigen im | |
| Vorfeld einer Abschiebung Atteste vorlegen würde“. | |
| Jelpke zitierte einen Satz aus der Ministeriumsantwort, den de Maizière | |
| selbst ähnlich verwendet: Derart hohe Krankenstände widersprächen „der | |
| allgemeinen Lebenserfahrung zur gesundheitlichen Verfasstheit gerade von | |
| jüngeren Menschen“. Die Bundesregierung berücksichtige damit überhaupt | |
| nicht die Traumata vieler Flüchtlinge. | |
| 23 Jun 2016 | |
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