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# taz.de -- EMtaz: Österreichs Almer gegen Alle: Der Hexer mit dem Piratenbart
> Österreichs Torhüter Almer wird dank seiner Paraden gegen Portugal zum
> Helden. Er tritt damit in die Fußstapfen großer Turniertorhüter.
Bild: Wieder einen weggefischt: Robert Almer hielt sie gegen Portugal alle
Er hätte das Flitzer-Selfie verdient. Doch als Portugals tragischer Held
Cristiano Ronaldo sich noch mit einem aufs Feld gelaufenen Fan
auseinandersetzte, da war mit Robert Almer der wahre Held des Abends schon
in den Katakomben auf dem Weg zu Fernsehinterviews.
Der österreichische Torhüter wuchs besonders in der zweiten Halbzeit des
Spiels seiner Österreicher gegen Favorit Portugal über sich hinaus. Erst
kratzte er einen 20-Meter-Hammer von Ronaldo mit einer sehenswerten
Flugparade aus dem linken Eck, wenig später baute er sich vor dem Stürmer
auf und klärte beweglich per Fußabwehr. Mutige könnten gar behaupten,
Almers ins Unermessliche gewachsene Selbstvertrauen ließ den großen Ronaldo
den spielentscheidenden Elfmeter in der 79. Minute an den Pfosten setzen.
Keine Frage: Österreich hat es seinem Torhüter zu verdanken, dass es auch
nach zwei in der Offensive mehr als mäßigen Partien immer noch vom
Achtelfinale träumen darf. Dabei wird sich nicht nur Ronaldo angesichts des
Manns mit der Glatze und dem roten Piratenbart gedacht haben: „Robert Wer?“
Es gehört zu den schönen Nebeneffekten eines großen Fußballturniers, dass
sich auch Spieler ansonsten eher unbeachteter Nationen mit guten Leistungen
in den Vordergrund und zu größeren Vereinen spielen können. Bei der WM vor
zwei Jahren ist das gleich mehreren Schlussmännern gelungen. Am
märchenhaftesten verlief der Aufstieg von Keylor Navas, der im Tor Costa
Ricas steht.
Noch bis 2010 spielte der heute 29-jährige in der heimischen Primera
División Verano und pendelte danach bei mittelmäßigen Teams der ersten und
zweiten spanischen Liga zwischen Bank und Tor. Bis zum Turnier in
Brasilien. Navas wechselte anschließend zu Real Madrid und gewann in der
vergangenen Saison die Champions League mit den Königlichen – als
Stammtorhüter wohlgemerkt. Auch seinen Kollegen Claudio Bravo aus Chile
(heute FC Barcelona) und Sergio Romero aus Argentinien (heute Manchester
United) verhalf die WM 2014 zu einem Karrieresprung.
## Spiele gegen Goslar und Wiedenbrück
Nun also Almer. Bislang ist der 1,94-Mann auf der großen Bühne stets
gescheitert. Bei Düsseldorf und Cottbus konnte er sich nicht einmal in der
zweiten Bundesliga dauerhaft durchsetzen, spielte zwischendurch für die
zweiten Mannschaften von Düsseldorf und Hannover gegen Teams aus
Wiedenbrück und Goslar.
Nach seinem gescheiterten Deutschland-Ausflug kehrte Almer vor einem Jahr
zu seinem Ex-Verein Austria Wien zurück, dort ist der 32-jährige Kapitän.
Wegen einer langwierigen Kreuzbandverletzung gelangen ihm dennoch nur 22
Saisoneinstäze. Deshalb hat längst nicht jeder Österreicher verstanden,
dass Nationaltrainer Koller ihm vor der EM den Vorzug vor dem Ingolstädter
Ramazan Özcan gab.
Spätestens nach dem Portugal-Spiel sind diese Zweifel ausgeräumt. Dabei
zeigte sich auch in diesem Spiel, dass Almer mit den Händen zwar Klasse
ist, er es fußballerisch jedoch nicht mit Neuer und Co. aufnehmen kann.
Nach einem Rückpass schoss er aus wenigen Metern den eigenen Verteidiger
an, von dessen Rücken tropfte der Ball ins Aus. Nichtsdestotrotz, gegen
Island werden seine Ballfang-Künste wieder gefragt sein.
Und danach? Almers Vertrag bei der Austria läuft noch bis 2017. Mit dann 33
Jahren wird er kaum noch einmal den Sprung zu einem großen Verein schaffen.
Cristiano Ronaldo wird sich wohl trotzdem noch eine Weile an den Hexer mit
dem Piratenbart erinnern.
19 Jun 2016
## AUTOREN
Ronny Müller
## TAGS
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