# taz.de -- Die Wahrheit: Sonnenbaden, aber richtig | |
> Für ein ausgiebiges, aber rundum sicheres Sonnenbad braucht man vor allem | |
> Topflappen und jede Menge Fingerspitzengefühl. | |
Bild: So ist der Nachwuchs heute: Mit dem Wegbier im Hasenkostüm irgendwo in d… | |
Eigentlich weiß jeder Bescheid: Sonnenbaden ist extrem gefährlich. Doch die | |
meisten Leute wollen trotzdem nicht darauf verzichten. Sie schlagen die | |
Warnungen von Hautärzten und Astrophysikern in den Wind und wundern sich | |
dann über Krebs, Sonnen- oder Wohnungsbrand. Das muss nicht sein. Machen | |
Sie es lieber richtig. Versichern Sie sich zunächst, dass Ihre Badewanne | |
groß genug ist. Die Wanne muss wirklich sehr groß sein, denn der gleißende | |
Himmelskörper misst ausgestreckt volle 1.392.684 Kilometer! | |
Da die Sonne recht heiß ist, empfiehlt es sich, sie nicht mit bloßen Händen | |
vom Himmel zu holen. Profis benutzen „Schweißerschutzhandschuhe gegen | |
thermische Risiken“, die es im Baumarkt schon ab 15 Euro gibt. Ich verwende | |
meist Topflappen, wie sie in jeder Küche irgendwo rumhängen – geht auch. | |
Wundern Sie sich allerdings nicht, wenn der flinke Feuerball flugs hinter | |
eine Wolke schlüpft, sobald er Ihre Absicht oder die Topflappen bemerkt. | |
Sonnen sind in dieser Hinsicht ganz wie Katzen oder Igel: Sie scheuen das | |
Wasser. Das ist auch der Grund dafür, weshalb man bei strömendem Regen | |
meist keine Spur von Sonne sieht. | |
Die Experten sind sich daher einig: Für ein ausgedehntes Sonnenbad sind | |
wolkenlose Tage geeigneter. Wenn Sie einen solchen wittern, lassen Sie am | |
besten reichlich Wasser in die Wanne. Das Wasser muss kalt sein, damit es | |
nicht sofort verdunstet, wenn Sie die zappelnde Sonne in die Wanne setzen. | |
Es darf jedoch auch nicht zu kalt sein, sonst erkaltet der glühende Stern | |
beim Kontakt mit dem eisigen Nass, und alles Leben auf dem Planeten Erde | |
hört auf zu existieren. Auch Ihres! Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. | |
Passen Sie sodann einen günstigen Moment ab und schnappen sich die | |
schmutzige Leuchtkugel. Lassen Sie sich von ihr nicht blenden – auch nicht, | |
wenn sie beteuert, ein Bad sei noch „gar nicht wieder nötig“. Setzen Sie | |
vorsichtshalber eine Sonnenbrille und Ihre entschlossenste Miene auf. | |
Seifen Sie sie nun tüchtig ein und schrubben Sie sie nach allen Regeln der | |
Kunst ab. Wenn die gelbe Sau sich wehrt, zu strampeln beginnt und um sich | |
schlägt, drücken Sie sie besser zwei- bis dreimal komplett unter Wasser, | |
bis sie prustet, spuckt und ihren Widerstand aufgibt. Welche Seife oder | |
Waschlotion Sie dabei benutzen, ist übrigens egal. Hauptsache, Sie pflegen | |
das kultisch verehrte Zentralgestirn nach dem Frottieren mit reichlich | |
Sonnencreme und platzieren es anschließend wieder sorgfältig am Firmament. | |
Eine letzte Warnung: Vorsicht vor Protuberanzen! Sie blubbern zwar lustig | |
im Badewasser, riechen aber unangenehm schweflig und können | |
schlimmstenfalls die Kacheln von der Badezimmerwand platzen lassen. Eine | |
Hausfrau aus Michigan stand nach einem stundenlangen Sonnenbad vor einem | |
regelrechten Scherbenhaufen und konnte ihr Bad wegen des ekelerregenden | |
Geruchs geschlagene acht Wochen nicht betreten. Glück im Unglück: Am blauen | |
Himmelszelt lachte ihr ebenso viele Wochen eine blitzeblanke Sonne! | |
28 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Mark-Stefan Tietze | |
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