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# taz.de -- Votum zu Flughafenbau in Frankreich: Besetzer akzeptieren „Oui“…
> Bei einem Referendum stimmten rund 55 Prozent der Befragten für das
> Projekt. Die Besetzer des Baugeländes halten das Ergebnis für
> manipuliert.
Bild: Nein zum Flughafen: Dieser Protest fand zwar im Februar statt – der Str…
Paris taz | „Sind Sie für die Verlegung des Flughafens nach
Notre-Dame-des-Landes?“ Mit ihrer Antwort auf diese Frage sollten die
Einwohner des westfranzösischen Departements Loire-Atlantique am Sonntag
über den Bau des neuen Flughafens Notre-Dame-des-Landes (NDDL) abstimmen.
Mehr als 55 Prozent votierten mit einem Oui für den Neubau. Doch für die
Gegner geht der Kampf weiter – sie wollen das Abstimmungsergebnis nicht
akzeptieren und beanstanden eine manipulative Fragestellung.
Seit fast fünfzig Jahren wird über das Projekt eines neuen Flughafens für
Westfrankreich in Nantes diskutiert. Die Gegner prangern an, dass für den
Bau landwirtschaftlich genutzter Boden und eine schützenswerte Landschaft
geopfert werden. Die Befragung hatte nur beratenden Charakter – doch hatte
die Regierung erklärt, sie werde den dabei geäußerten Volkswillen
respektieren.
Doch nach Ansicht der Kritiker war schon die Frage nicht eindeutig genug:
Die 967.000 Stimmberechtigten aus den 212 Kommunen hätten nicht wissen
können, über welches Szenario mit wie vielen Startbahnen sie abstimmen.
Zudem deute die Frage mit dem Wort „Verlegung“ an, dass der bisherige und
angeblich zu kleine Flughafen von Nantes dafür schließen werde, was aber
nicht klar sei.
Fragwürdig finden die Gegner auch den Vorentscheid darüber, wer genau sich
in der Abstimmung überhaupt äußern dürfe. Die Analyse zeigt, wie gespalten
die Region ist: Die Bewohner des zukünftigen Baugeländes in
Notre-Dame-des-Landes und den anliegenden Kommunen haben massiv dagegen
gestimmt. Je weiter man sich entfernt, desto größer ist die Begeisterung
für den Flughafen.
Für die Regierung und die lokalen Befürworter des Projekts, unter ihnen der
frühere Bürgermeister von Nantes und heutige Außenminister Jean-Marc
Ayrault, ist die Rechnung aufgegangen. Die französische Umweltministerin
Ségolène Royal, die gelegentlich Verständnis für die Gegner des
Großprojekts gezeigt hatte, erklärte, das Hin und Her habe nun lange genug
gedauert.
Nach der offiziellen Bekanntgabe des Resultats hat Regierungschef Manuel
Valls mitgeteilt, nach diesem Sieg könnten die mehrfach von den Gegnern
verzögerten und verhinderten Bauarbeiten ab dem Herbst anfangen. Doch das
ist alles andere als sicher: Seit vielen Monaten leisten die von
Vertreibung bedrohten Bauern mit Aktivisten erbitterten Widerstand auf dem
Gelände, das sie als „Verteidigungszone“ (ZAD) besetzt halten.
Für die „ZADisten“ des Anti-NDDL-Kollektivs war die Konsultation ohnehin
bloß ein Spiel „mit gezinkten Karten“, der Kampf geht für sie weiter. Die
Gegner hatten sich am Sonntagabend in ihrer Hochburg mit dem Namen La Vache
rit (auf Deutsch: Die Kuh lacht) versammelt. Den heute siegesgewissen
Befürwortern des Flughafens erwidern sie: „Wir werden sehen, wer zuletzt
lacht …“
27 Jun 2016
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Flughafen
Schwerpunkt Frankreich
Referendum
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Nantes
Total
Arbeitsrecht
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