# taz.de -- Wegen Kooperation mit der Bundeswehr: Streit unter Pazifisten | |
> Das Deutsche Rote Kreuz verklagt die DFG-VK. Die Friedensgesellschaft | |
> hatte die Zusammenarbeit des DRK mit der Bundeswehr kritisiert. | |
Bild: Seit 2009 unterhält das DRK einen Beauftragten für zivil-militärische … | |
Berlin taz Seit Jahren baut das Deutsche Rote Kreuz (DRK) seine Kooperation | |
mit der Bundeswehr aus. Auf diese „zivil-militärische Zusammenarbeit“ | |
wollte die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte | |
KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) aufmerksam machen, sie startete deshalb | |
vor zwei Wochen eine Kampagne. Am vergangenen Mittwoch ging jedoch ein Fax | |
des DRK in der Bundesgeschäftsstelle der DFG-VK in Stuttgart ein. Darin | |
forderten die Anwälte des Roten Kreuzes eine sofortige Abschaltung der | |
Kampagnen-Webseite, 1.750 Euro Anwaltskosten und eine | |
Unterlassungserklärung. | |
„Wir sind aus allen Wolken gefallen“, sagt der stellvertretende politische | |
Geschäftsführer der Friedensgesellschaft, Michael Schulze von Glaser. Es | |
habe keine Vorwarnung gegeben und bis jetzt stehe man nur mit Juristen des | |
DRK in Kontakt. „Die schießen mit Kanonen auf Spatzen“, sagt Schulze von | |
Glaser. | |
Dieter Schütz, Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes, verteidigt die | |
Forderungen: „Das ist unser übliches Vorgehen. Erfahrungen haben gezeigt, | |
dass ohne Anwälte nichts passiert“, so Schütz. Ihn stört nicht primär der | |
Inhalt der Kampagne, sondern die Plattform. Die Friedensaktivisten hatten | |
sich die Domain www.deutsches-rotes-kreuz.net gesichert und dort im Layout | |
einer aktuellen Spendenkampagne des DRK protestiert. „Selbstverständlich | |
hat die DFG das Recht, sich kritisch mit dem DRK auseinanderzusetzen. Doch | |
durch die Domain entsteht der Eindruck, dass die Inhalte vom DRK selbst | |
stammen“, sagt Schütz. | |
Inzwischen hat die DFG-VK die Webseite der Kampagne vorsichtshalber offline | |
gestellt. Die Unterlassungserklärung wolle man aber nicht abgeben. „Wir | |
sind nicht heiß auf einen Rechtsstreit, aber im Zweifel muss der geführt | |
werden. Wir wollen an unserer inhaltlichen Kritik festhalten“, sagt Schulze | |
von Glaser. Konkret fordert sein Verband einen Spendenboykott gegen das | |
DRK, bis dieses seine Zusammenarbeit mit der deutschen Armee einstellt. | |
## Mahnung zur Einhaltung der Grundsätze | |
Tatsächlich unterhält das DRK seit 2009 einen Beauftragten für | |
zivil-militärische Zusammenarbeit. Im November 2015 hat es eine zentrale | |
Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die gemeinsame Fortbildungen und | |
humanitäre Einsätze vorsieht. Laut DFG-VK verstößt das DRK damit gegen zwei | |
seiner Grundsätze: Unabhängigkeit und Neutralität. | |
Gegen diese Kritik wehrt sich das Rote Kreuz jedoch. „2014 hatten wir einen | |
gemeinsamen Einsatz mit der Bundeswehr gegen Ebola in Westafrika. Da kann | |
man nicht sagen, dass die Bundeswehr Gewalt ausgeübt hat, und das ist wohl | |
auch kaum deren Selbstverständnis“, sagt Schütz. Er betont, dass bei der | |
Zusammenarbeit mit der Bundeswehr die Einhaltung der DRK-Grundsätze | |
gewährleistet sei. Sowohl im humanitären Völkerrecht als auch im DRK-Gesetz | |
sei geregelt, dass das Rote Kreuz im Sanitätsdienst der Bundeswehr | |
mitwirke. | |
Wenn das DRK in Gebieten bewaffneter Konflikte tätig wird, sei es gemäß den | |
Genfer Abkommen auch nie in Operationen der Streitkräfte integriert. Schütz | |
erinnert vor diesem Hintergrund an den Gründer des Roten Kreuzes, Henry | |
Dunant: „Er wollte den Menschen unabhängig von ihrer Nationalität und ihrer | |
Uniform helfen. Von dieser ursprünglichen Idee haben wir uns nie | |
verabschiedet.“ | |
Der Verweis auf die Geschichte ist indes nicht ganz frei von Ironie. | |
Schließlich stand Dunant der DFG-Gründerin Bertha von Suttner nahe. Suttner | |
hatte Dunant 1902 als ersten Friedensnobelpreisträger vorgeschlagen. Dieser | |
Frieden ist seit letzter Woche gebrochen. | |
6 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Felix Hackenbruch | |
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