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# taz.de -- Aktivistin über Post-Brexit-Rassismus: „Verstärkt, schamloser u…
> Der Brexit ermutigt Rassisten, sagt Karissa Singh. Die
> Menschenrechtsaktivistin kreierte #PostRefRacism – Tausende dokumentieren
> Vorfälle im Netz.
Bild: „Der Brexit stellt keine Legitimation für Einschüchterungen dar.“
taz.de: Frau Singh, was war Ihre Motivation hinter dem Hashtag
PostRefRacism?
Karissa Singh: Am Freitag nach dem Brexit war ich mit meinem Bruder etwas
trinken, als ein weißer Mann auf uns zukam und sagte: „ Als wir für ‚leav…
stimmten, hätte das auch für euch alle gelten sollen. Es ist mir egal, dass
ihr hier seid, um Ärzte, Juristen oder was auch immer zu werden. Geht
einfach zurück in euer Land und arbeitet dort.“ Das war am helllichten Tag,
in einer gut besuchten Studentenkneipe. Danach berichteten mir viele
Freunde von ähnlichen rassistischen Beschimpfungen. Ich wollte deswegen
eine Plattform schaffen, die diese Aggressionen dokumentiert, eine
Normalisierung verhindert und Menschen dazu ermutigt, solche Vorfälle
publik zu machen.
Waren Sie auch schon vor dem Brexit Ziel von Anfeindungen?
Ja, ich wurde beleidigt. Ich bin mir auch sicher, dass viele Vertreter von
Minderheiten in Großbritannien bestätigen können, dass Rassismus hier kein
neues Problem ist. Seit dem Referendum scheint Rassismus aber verstärkt,
schamloser und direkter aufzutauchen. Durch den Brexit fühlen sich die
Täter in ihren Ansichten bestätigt und denken, dass ihnen keine
Konsequenzen drohen. Was sie offensichtlich nicht verstanden haben, ist,
dass der Brexit keine Legitimation für Rassismus und Einschüchterungen
darstellt.
Wann haben Sie bemerkt, dass Ihre Erfahrung direkt mit dem Brexit
zusammenhängt?
Nach den unzähligen Erfahrungen von mir und meinen Freunden war mir klar:
Das kann kein Zufall sein. Der triumphierende und siegessichere Ton dieser
Beleidigungen direkt nach dem Ergebnis, zeigt, wie eng die
Brexitforderungen („take back control, take back our country“) mit einer
neuen Rassismuswelle zusammenhängen. Die Resonanz auf den Hashtag hat mich
überrascht und gleichzeitig betroffen gemacht.
Wie viele Menschen haben seither ihre Geschichten unter #PostRefRacism
geteilt?
Wir versuchen das gerade zu erfassen. Wir hoffen, dass uns bald konkrete
Zahlen vorliegen. Die britische Polizei hat seit vergangener Woche einen
Anstieg um 57 Prozent bei Hasskriminalität festgestellt. Die Taten
geschehen im ganzen Land, aber wir bekommen vor allem aus städtischen
Gebieten, wo Twitter stärker genutzt wird, Informationen.
Können Sie die Ihnen bekannten Fälle bei der Polizei anzeigen?
Ich glaube, dass theoretisch jeder Vorfall vor Gericht kommen könnte.
Betroffene sollten sich deshalb an die Polizei wenden. Wir unterstützen sie
dabei und ermutigen alle – direkt Betroffene oder Augenzeugen – Rassismus
aufzudecken und seine Normalisierung zu verhindern. #PostRefRacism verfolgt
eine Null-Toleranz-Politik.
29 Jun 2016
## AUTOREN
Felix Hackenbruch
## TAGS
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Rassismus
Großbritannien
Twitter / X
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Europa
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