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# taz.de -- Neues aus der Hitler-Forschung: Der Bruder mit dem Wasserkopf
> Die Todesumstände von Hitlers Bruder Otto erklären Historiker zu einer
> Randnotiz. Dabei könnte ein Fehler nun bereinigt werden.
Bild: Vergebliche Diktatoren-Gebete (nachgestellt von Maurizio Cattelan). Hitle…
Braunau dpa | Neue Einzelheiten zur frühen Kindheit Adolf Hitlers
(1889-1945) verändern nach Meinung von Experten nichts Grundsätzliches am
Bild des späteren deutschen Reichskanzlers und Diktators. Die Verschiebung
des Geburtsdatums seines Bruders Otto sowie dessen Todesursache sei, wenn
die neuen Dokumente das tatsächlich bewiesen, eher ein historisches Detail,
sagte der Hitler-Biograf Peter Longerich am Dienstag. „Unser Wissen über
die Kindheit Hitlers ist allerdings sehr vage und lückenhaft“, so der
Historiker.
Der Forscher Florian Kotanko, Vorsitzender des Vereins für Zeitgeschichte
in Braunau, hatte herausgefunden, dass Hitler als Dreijähriger den Tod
seines an einem Wasserkopf leidenden Bruders Otto miterlebt hatte. Dieses
Ereignis könne möglicherweise auch Auswirkungen auf Hitlers Einstellung
gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen gehabt haben, meinte Kotanko. Im
Nationalsozialismus galten Behinderte als „unwertes Leben“ und wurden
massenhaft ermordet.
Mit Gewissheit könne man sagen, dass Hitlers Kindheit durch Todesfälle
überschattet wurde, meinte Longerich. „Hitler ist in einer Familie
aufgewachsen, wo der Tod zu Hause war.“ Neben Otto waren auch die älteren
Geschwister Gustav und Ida bald gestorben.
Die Rolle von Mutter Klara auf die seelische Prägung Hitlers ist laut
Longerich nicht eindeutig zu beantworten. „Vieles spricht dafür, dass sie
phasenweise eine kalte und dann wieder eine überfürsorgliche Mutter war.“
Jedenfalls könne hier der Grundstein gelegt worden sein für Hitlers
lebenslange Unfähigkeit, eine engere Bindung zu anderen Menschen
einzugehen, so der Historiker.
## Der Staat will Hitlers Geburtshaus in Besitz bringen
Kotanko hatte die neuen Details im Archiv der Pfarrei von Braunau, der
Heimat der Eltern von Hitler, sowie in den Chroniken der Braunauer
Wochenzeitung „Neue Warte am Inn“ gefunden. Die Oberösterreichischen
Nachrichten in Linz berichteten am Dienstag ausführlich über „Fehler in
Hitlers Biografie“.
Bisher waren die Historiker davon ausgegangen, dass Hitler als
Viertgeborener der Familie aufgewachsen ist und den Tod seiner älteren
Geschwister Gustav, Ida und Otto nicht erlebt hat. Seine Mutter Klara habe
Adolf nach bisheriger Darstellung daher ihre ungeteilte Liebe geschenkt, so
Kotanko.
Diese Lesart der Mutter-Kind-Beziehung sei nun zu überdenken. Die
veränderte Geschwisterfolge lege den Schluss nahe, dass zumindest in der
Schwangerschaft und in den sieben Lebenstagen (17. Juni 1892 – 23. Juni
1892) die Liebe der Mutter auch Otto gegolten habe, sagte Kotanko weiter.
Unterdessen gehen die Bemühungen der österreichischen Regierung, das
Hitler-Geburtshaus in Braunau in Staatsbesitz zu bringen, in die
entscheidende Phase. Seit einigen Tagen wird das Gesetz zur Enteignung des
Geländes begutachtet. „Das Ziel ist, dass das Gesetz in diesem Jahr in
Kraft tritt“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Dienstag.
Parallel befasst sich eine Kommission mit der möglichen künftigen Nutzung
des Gebäudes. Das seit 2011 leer stehende Geburtshaus ist seit Jahrzehnten
im Besitz einer Frau, die das Gebäude weder verkaufen noch angemessen als
Mahnung vor dem Nationalsozialismus nutzen lassen wollte.
31 May 2016
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Adolf Hitler
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