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# taz.de -- Kommentar Wahlanfechtung der FPÖ: Bewegung der Beleidigten
> Opferinszenierungen haben Europas Rechtspopulisten erfolgreich gemacht.
> Deshalb lohnt sich die Klage für die FPÖ in jedem Fall.
Bild: Was hilft: Ausheulen lassen (hier: FPÖ-Chef Strache)
Beinahe hätten Österreichs Rechtspopulisten ihren Einsatz verpennt. Mehr
als zwei Wochen ist es schon her, dass der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer die
Präsidentschaftswahl verloren hat. Und erst jetzt [1][ficht die FPÖ das
knappe Ergebnis beim Verfassungsgerichtshof an].
Dass sie so lange brauchte, ist verwunderlich, weil Opferinszenierungen
Europas Rechtspopulisten so erfolgreich gemacht haben. Frauke Petry
verlässt eingeschnappt ein Treffen mit Vertretern muslimischer Verbände.
Der Niederländer Geert Wilders greint überall, wo er hinkommt, Regierung,
Gerichte und Terroristen wollten ihn zum Schweigen bringen. Und Alexander
Gauland ist verstört, weil ihm fiese Journalisten unterstellt haben, er
habe gewusst, dass Jérôme Boateng was mit Fußball zu tun hat. Sie alle
bilden die Bewegung der Beleidigten.
All diese Tragödien stoßen auf so große Resonanz, weil eine Menge Menschen
sich ebenfalls als Opfer sehen: Der Globalisierung, des beschleunigten
Kapitalismus, des Wandels. Viele haben wirklich Probleme von prekärer
Arbeit bis zu steigenden Mieten. Anderen geht es glänzend, aber ihr Leben
hat immer weniger zu tun mit dem da draußen vor dem Fenster. Sie sind auch
beleidigt.
Deshalb lohnt sich die Klage für die FPÖ in jedem Fall. Entscheidet das
Verfassungsgericht für sie, wird die Wahl wiederholt. Verlieren Hofer und
sein Impresario Heinz-Christian Strache, dürfen sie eine neue Verschwörung
beklagen und noch mal die große Heulnummer zur Aufführung bringen.
Europas Rechtspopulisten haben das Glück, dass ihre politische Konkurrenz
völlig falsch reagiert: Sie ist ebenfalls beleidigt. In Deutschland zum
Beispiel ist Sigmar Gabriel beleidigt, weil die sogenannten kleinen Leute
die Erfolge der SPD nicht sehen. Horst Seehofer schmollt, weil Merkel nicht
rechts genug ist. Die Grünen tun geschockt darüber, dass viele so schlimm
wählen. Und die Linke ist beleidigt, weil die Rolle der Ausgegrenzten nicht
mehr ihr gehört. Viele Medien laufen, konfrontiert mit dem
Lügenpressevorwurf, den Beleidigten hinterher: Sei nicht traurig, du
darfst ja auch mit ins Fernsehen.
All das ist kontraproduktiv. Wer eingeschnappt ist, will beachtet,
bestätigt und bestürmt werden. Was hilft: ausheulen lassen. Und sich den
wichtigen Themen zuwenden.
8 Jun 2016
## LINKS
[1] /Praesidentschaftswahl-in-Oesterreich/!5311670
## AUTOREN
Georg Löwisch
## TAGS
Österreich
FPÖ
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Norbert Hofer
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