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# taz.de -- Digitalisierung und Überwachung: Wenn Roboter Sheriff spielen
> In einem kalifornischen Einkaufszentrum geht ein Roboter auf Streife. Die
> KundInnen lieben ihn – trotz seiner Überwachungstechnik.
Bild: Der Wachroboter K5 auf Streife
Berlin taz | Gemächlich rollt er zwischen den Autoreihen hin und her. 150
Zentimeter groß und in Form eines Eis wirkt der neue Wachmann des
Stanford-Einkaufszentrums im kalifornischen Palo Alto eher unbeholfen als
autoritär. Dort sorgt mittlerweile der Sicherheitsroboter K5 für Recht und
Ordnung. Aber der erste Eindruck der niedlich aussehenden Maschine täuscht:
Sie steckt voller ausgeklügelter Überwachungstechnik.
Bislang wurde der [1][automatisierte Wachmann des Startups Knightscope] an
einigen wenigen Orten im Silicon Valley eingesetzt – etwa im Bürokomplex
der kalifornischen Microsoft-Niederlassung. Jetzt ist er der erste Roboter,
der in der Öffentlichkeit Sheriff spielen darf. [2][Wie selbstfahrende
Autos agiert auch er autonom.]
Äußerlich ähnelt K5 dabei dem Astromechdroiden R2D2 aus Starwars. Das
humorvolle Design ist laut Stephen McLaren von Knightscope gewollt, sagte
er dem Guardian: „Wir hätten es auch anders machen können, aber man will ja
die Leute nicht verschrecken, sondern dass sie die Technologie mögen. Wir
wollten, dass er beruhigend wirkt. Wie ein Polizist soll er auf der einen
Seite autoritär wirken, auf der anderen Seite alte Menschen und Kinder
nicht ängstigen.“
Und tatsächlich scheint der Roboter bei den Leuten gut anzukommen. Viele
wollen Selfies mit ihm machen und sogar Lippenstift-Spuren wurden bereits
auf der weißen Oberfläche entdeckt.
## Fragen des Datenschutzes
So harmlos der RoboCop nach außen hin wirken mag – in seinem Inneren steckt
Überwachungstechnik auf dem neuesten Stand. Seine Software kann 300
Nummernschilder pro Minute scannen und mittels einer schwarzen Liste
Personen mit Hausverbot ausfindig machen. Mikrofone können Stimmen oder
Geräusche wie zerbrechendes Glas erkennen – und dann Alarm schlagen. Auch
sensible HD-Infrarotkameras gehören zu seiner Ausstattung. Laut dem
Onlinemagazin futurzone kann der Roboter außerdem Smartphones in seiner
Umgebung orten.
Damit sammelt K5 sensible personenbezogene Daten, die in einer Cloud
gespeichert werden. Per App kann das Sicherheitspersonal dann darauf
zugreifen. Die Macher_innen betonen, dass die RoboCops menschliches
Wachpersonal nicht ersetzen soll, sondern sie nur „zusätzliche Augen und
Ohren“ seien. Für sieben Dollar pro Stunde kann man K5 mieten.
Der Einsatzort solcher Roboter muss sich in Zukunft nicht auf
Einkaufszentren beschränken. Sie könnten auch auf öffentlichen Plätzen oder
in Straßen patrouillieren. [3][Dubai hat offenbar bereits Interesse daran
geäußert]: Ab 2017 könnten sie Polizist_innen bei ihrer Arbeit unterstützen
oder Tourist_innen Auskunft geben. Solche Features können durchaus nützlich
sein. Wenn die Geräte dann aber weiterhin Handys orten oder Daten sammeln,
ist es nur ein weiterer Schritt in Richtung allumfassender Überwachung im
Alltag.
26 May 2016
## LINKS
[1] http://knightscope.com/
[2] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5266810
[3] http://futurezone.at/digital-life/robocops-sollen-ab-2017-in-dubai-eingeset…
## AUTOREN
Jana Lapper
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