# taz.de -- Deutsche Politiker in Angst vor Fernost: Ni hao, Kuka | |
> Eine Firma aus China greift nach dem deutschen Roboterbauer Kuka. Die | |
> Politik will das verhindern: Heimisches Know-how sei in Gefahr. | |
Bild: Kuka-Roboter in Reih und Glied | |
BERLIN taz | Für einen Woweffekt sind die Roboter des MDax-Konzerns immer | |
gut: Beim Tischtennis schlagen sie Nationalspieler Timo Boll, auf der | |
Hannover Messe betätigen sie sich als Barista, bei der Hauptversammlung | |
servieren sie Weißbier. Aber nun soll das Unternehmen auch noch von „hohem | |
strategischen Interesse“ für Deutschland und Europa sein. Seit die | |
chinesische Midea Group verkündet hat, dass sie ihren Anteil an Kuka auf | |
mindestens 30 Prozent ausbauen will, ist die Bundesregierung alarmiert. | |
Die Chinesen bieten 750 Millionen Euro, pro Aktie sind das 115 Euro – | |
deutlich mehr als der Börsenkurs. Inzwischen besitzt Midea schon 13 | |
Prozent. Hauptaktionär ist mit einer Sperrminorität von 25,1 Prozent der | |
schwäbische Mittelständler Voith, der ansonsten in Wasserkraftwerken und | |
Papiermaschinen macht. | |
Der Übernahmeversuch missfällt vor allem der deutschen Autoindustrie. Jeder | |
Hersteller hat Kuka-Roboter in seinen Hallen stehen. Schon Wochen bevor ein | |
neues Modell auf den Markt kommt, werden sie mit streng geheim gehaltenen | |
Daten gefüttert. Die Autobauer fürchten um Innovationsvorsprünge, wenn Kuka | |
in chinesische Hände gerät. | |
Offiziell haben sie sich noch nicht geäußert. Die Lobbyarbeit läuft aber | |
wie geschmiert. Sowohl EU-Kommissar Günther Oettinger als auch | |
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ließen verlauten, dass sie | |
„ein Gegenangebot“ aus Deutschland oder Europa angemessen fänden. | |
Verschiedene Medien berichten sogar, Kanzleramt, Auswärtiges Amt und | |
Wirtschaftsministerium versuchten, ein Konsortium zu schmieden, dass Midea | |
übertrumpfen könne. Unklar ist, wer dieses anführen könnte. Die | |
Autohersteller wollen es sich nicht mit dem lukrativen Markt in China | |
verscherzen. Siemens, Bosch und ThyssenKrupp hatten mal Interesse, konnten | |
sich aber schon unter günstigeren Bedingungen nicht zum Kauf durchringen. | |
Nun heißt es, Gabriel müsse prüfen, ob er den Coup unter Berufung auf das | |
Außenhandelsgesetz untersagen kann. Dazu müsste Kuka aber als | |
„sicherheitsrelevant“ eingestuft werden. | |
1 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Beate Willms | |
## TAGS | |
China | |
Roboter | |
Autoindustrie | |
China | |
Schwerpunkt Überwachung | |
China | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Automatisierte Arbeit in China: Roboter verdrängen Wanderarbeiter | |
Die Automatisierung führt zu deutlichem Job-Abbau. Zu Beginn der | |
chinesischen Feiertage sind viele Wanderarbeiter gekündigt worden. | |
Digitalisierung und Überwachung: Wenn Roboter Sheriff spielen | |
In einem kalifornischen Einkaufszentrum geht ein Roboter auf Streife. Die | |
KundInnen lieben ihn – trotz seiner Überwachungstechnik. | |
Börseneinbruch in Shanghai: China stoppt Aktienhandel | |
Bei Schwankungen von mehr als fünf Prozent wird der Handel aus | |
Sicherheitsgründen für 15 Minuten gestoppt. Am Montag wird jedoch gar | |
nichts mehr passieren. |