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# taz.de -- Uni-Aufnahmeprüfungen in China: Drohnen gegen Schummler
> Die Mogeltechniken beim alljährlichen „Gaokao“ in China werden immer
> raffinierter. Auch die Aufpasser rüsten technisch auf.
Bild: Erleichterung: Diese Schülerinnen und Schüler in Guangzhou haben die Pr…
Peking taz | Seit Dienstag ist es in China wieder so weit: Bauarbeiten
müssen ihre Arbeit einstellen, die Behörden mahnen Autofahrer zur Ruhe und
erteilten ein Hupverbot. Die Stadt Peking stellt für drei Tage spezielle
Busse zur Verfügung, die nur für Oberschüler und ihre Angehörigen
vorgesehen sind. Und vor den Schulen stehen Ärzte und Seelsorger – falls
einer der Eltern oder gar ein Schüler einen Nervenzusammenbruch erleidet.
Der Grund: Es ist mal wieder Gaokao.
Es handelt sich dabei um die landesweite Aufnahmeprüfung für die
Universitäten. Die insgesamt dreitägige Prüfung, an der in diesem Jahr mehr
als neun Millionen Schüler teilnehmen, ist so etwas wie Abitur – nur sehr
viel schwerer.
Der Druck, der auf die Prüflinge lastet, ist enorm. Denn der Ausgang
entscheidet über ihre Zukunft. Eine niedrige Punktzahl bedeutet keine oder
wenn dann eine schlechte Uni. Das wiederum verheißt einen schlechten Job,
wenig Geld, ein geringes Ansehen in der Gesellschaft. Und die Männer finden
dann wahrscheinlich keine Frau zum Heiraten.
## Polizei vor der Schule
In diesem Jahr stehen aber nicht nur jede Menge nervöser Eltern vor den
Schultoren, um ihren Zöglingen beizustehen. Auch Pekings Sicherheitsapparat
hat seine Kräfte aufgefahren. Vor jeder Schule stehen Dutzende von
Polizisten, um eventuellen Konflikten vorzubeugen. Und als wäre das noch
nicht genug: Über einige Schulen schwirren auch Drohnen durch die Luft. Die
chinesischen Staatsmedien berichten von den „strengsten Gaokao der
Geschichte“.
Die Betrugsversuche haben in den vergangenen Jahren ein groteskes Maß
angenommen. Unter Schülerinnen weit verbreitet sind drahtlose Hörkapseln,
die sie ins Ohr stecken. Geschmierte Dozenten, Lehrer, häufig auch Eltern,
die Mitleid mit ihren Kindern haben, flüstern ihnen per Funk die Antworten
zu. Unter langen Haaren fielen sie nicht auf. Jungs verstecken ihre
Mini-Sender in Kugelschreiber, Digitaluhren oder Trinkflaschen.
Um den Einsatz dieser Mogeltechnik zuvorkommen, setzen die Behörden in
diesem Jahr Metalldektoren ein. Damit nicht wie zuletzt in der Provinz
Jiangxi ältere Studenten gegen Geld die Prüfungen übernehmen, kommen
erstmals landesweit auch Gesichts- und Fingerabdruck-Scanner zum Einsatz.
Die Drohnen dienen dazu, jegliche Funksignale aufzuspüren.
## Harte Strafen
Wer beim Schummeln erwischt wird, dem drohen harte Strafen. Schüler werden
bis zu drei Jahren für die Prüfungen gesperrt. Wer am anderen Ende der
Leitung hilft, muss sogar erstmals mit einer Gefängnisstrafe rechnen.
All diese Maßnahmen dürfte die Nervosität der Prüflinge und ihrer
Angehörigen zusätzlich erhöhen. Vielleicht sind auch deswegen in diesem
Jahr so viel mehr Ärzte und Seelsorger vor den Schultoren einsatzbereit.
9 Jun 2016
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
China
Schwerpunkt Überwachung
Drohnen
Prüfung
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