# taz.de -- Kommentar Nato und Montenegro: Die bloße Mitgliedschaft reicht nic… | |
> Montenegro hat gute Aussichten auf einen Beitritt zum Bündnis. Doch | |
> Moskau protestiert und auch die Hälfte der Bevölkerung will nicht. | |
Bild: Beim Treffen in Brüssel: Montenegros Premier Milo Djukanovic neben Nato-… | |
Dass jeder Staat der Welt über seine Außen- und Bündnispolitik frei | |
entscheiden kann, ist eine wichtige Grundlage der internationalen Politik. | |
Trotzdem ist diese Freiheit oftmals beschränkt. Montenegro hat dennoch, | |
nach langen Verhandlungen und [1][mit der Entscheidung vom Donnerstag,] | |
gute Aussichten, in die Nato aufgenommen zu werden. | |
Ganz so glatt wie von der Nato erhofft scheint der Beitritt Montenegros | |
allerdings doch nicht über die Bühne zu gehen. Nicht nur die Proteste | |
Moskaus können den Nato-Beitritt des gerade einmal 600.000 Einwohner | |
zählenden Landes gefährden. Es sind vor allem innenpolitische Widerstände, | |
die Präsident Milo Djukanovic zu schaffen machen. Denn die Hälfte seiner | |
Bevölkerung will gar nicht in die Nato. So zeigen es kürzlich durchgeführte | |
Umfragen. | |
Das Land ist tief gespalten: Eine knappe Mehrheit in Montenegro hat sich | |
schon in den 90er-Jahren der serbischen Kriegspolitik widersetzt. Die | |
meisten Serben schmerzt immer noch, dass das Brudervolk Montenegro sich | |
2006 mit knapp über 50 Prozent der Stimmen für unabhängig von Serbien | |
erklärt hat. Doch die mit Serbien verbundenen Anhänger der | |
serbisch-orthodoxen Kirche und die Mitglieder der serbenfreundlichen | |
Sozialistischen Partei geben nicht auf. Sie fordern vehement eine | |
Volksabstimmung über den Nato-Beitritt. Sollte es tatsächlich dazu kommen, | |
würden Serbien und Russland alles in Bewegung setzen, um die | |
Pro-Nato-Politik der montenegrinischen Führung zu kippen. | |
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist die russische Politik daran | |
interessiert, den Militärhafen in der Bucht von Kotor unter ihre Kontrolle | |
zu bekommen. Das kleine Montenegro hat für Russland eine militärische und | |
eine psychologisch-historische Bedeutung. Tausende von Russen leben im | |
Land, Russen haben Teile der Küste aufgekauft, der russische Tourismus ist | |
ein bedeutsamer wirtschaftlicher Faktor. Wenn Russland nun mit | |
wirtschaftlichen Konsequenzen droht, dann hat das durchaus Gewicht. | |
Dennoch lässt sich die Führung des Landes bisher nicht beirren. Die Nato | |
wird dem Land aber mehr als nur die Mitgliedschaft bieten müssen, um die | |
Mehrheit der Bevölkerung bei der Stange zu halten. Wenn das Tor zum | |
Mittelmeer für Russland verschlossen bleiben soll, muss man Montenegro auch | |
wirtschaftliche Perspektiven bieten. | |
20 May 2016 | |
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## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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