# taz.de -- IG Metall verhandelt: Streiken für einen Tag | |
> Die IG Metall droht mit Streiks. Einzelne Betriebe will sie 24 Stunden | |
> lang lahmlegen. Die Verhandler treffen sich nun früher als geplant. | |
Bild: Wollen fünf Prozent mehr: Beschäftigte der Metall-Industrie in Köln | |
Berlin taz | In den Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie kommt | |
Bewegung. Bereits an diesem Montagnachmittag, und damit früher als geplant, | |
treffen sich die Unterhändler der nordrhein-westfälischen Arbeitgeber und | |
der IG Metall zu ihrer vierten Verhandlungsrunde in Neuss. In | |
Baden-Württemberg findet die nächste Runde am Mittwoch statt. Die Zeit | |
drängt: Gelingt es nicht, bis Pfingsten eine Einigung zu erreichen, drohen | |
Tagesstreiks – was die Unternehmen teuer zu stehen kommen würde. | |
Die Verhandlungen in Nordrhein-Westfalen sind wichtig. Viel deutet darauf | |
hin, dass hier der Pilotabschluss für die Branche erreicht werden soll. | |
Noch liegen die Vorstellungen weit auseinander: Die Gewerkschaft fordert | |
für die bundesweit 3,8 Millionen Beschäftigten in der Metall- und | |
Elektrobranche 5 Prozent mehr Lohn innerhalb eines Jahres. Die | |
Arbeitgeberseite bietet eine Erhöhung von 2,1 Prozent in zwei Stufen für 24 | |
Monate sowie eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent an. | |
Dieses Angebot gehe „für viele Betriebe an die Schmerzgrenze“, behauptet | |
der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Rainer Dulger. Er | |
argumentiert mit der „zunehmend verschlechterten wirtschaftlichen Lage“, in | |
der sich die Branche befinde. Die IG Metall spricht von einer Provokation. | |
Die Offerte der Unternehmen bewege sich nur auf dem Niveau der monatlichen | |
Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge. Dabei hätten Siemens, Daimler, BMW | |
und Airbus gerade erst Dividenden von knapp zehn Milliarden Euro | |
ausgeschüttet. Die Erfüllung der IG-Metall-Forderung würde weniger kosten. | |
Schon jetzt ist der Druck der IG Metall hoch. Seitdem Ende April die | |
Friedenspflicht endete, beteiligten sich bundesweit mehr als 360.000 | |
Beschäftigte aus rund 1.900 Betrieben an Warnstreiks. „Die Empörung der | |
Beschäftigten hat sich in den Warnstreiks sehr deutlich artikuliert“, sagte | |
Witich Rossmann, der I. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen, der | |
taz. „Die Bereitschaft, auch in 24-stündige Tagesstreiks zu gehen, ist sehr | |
hoch.“ | |
Ausnahmeklauseln für schwache Unternehmen | |
Das wäre eine neue Eskalation. Tagesstreiks stören die eng gewebten | |
Logistikketten und den Produktionsfluss erheblich und über den Streiktag | |
hinaus. Es ist ein neues Instrument im Repertoire der IG Metall. Danach | |
kann der Vorstand ohne Urabstimmung für Betriebe 24-Stunden-Streiks | |
beschließen, für die die Teilnehmer auch Streikgeld erhalten. | |
„Die IG Metall bereitet sich organisatorisch sehr sorgfältig auf diese neue | |
Kampfform vor“, warnte Rossmann. Die beteuern zwar ihre Bereitschaft, | |
„schnell und lösungsorientiert zu verhandeln“, wie Luitwin Mallmann, | |
Hauptgeschäftsführer von Metall NRW, der Rheinischen Post sagte. „Das sind | |
wir den Mitgliedsfirmen schuldig, die in einer konjunkturell nicht | |
einfachen Situation keine weiteren Schäden hinnehmen sollen.“ Allerdings | |
könne es „keine Einigung um jeden Preis geben“. Die Arbeitgeber werden aber | |
wohl nachbessern müssen. | |
Aus IG-Metall-Kreisen heißt es, dass die Gewerkschaft nicht unter dem | |
Abschluss bleiben wolle, den die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di im | |
April im öffentlichen Dienst erzielt hat. Dort gibt es eine Tariferhöhung | |
in zwei Stufen: Rückwirkend ab März gibt es 2,4 Prozent mehr Geld, im | |
Februar nächsten Jahres folgt eine zweite Stufe von 2,35 Prozent. | |
Voraussetzung dafür, dass sich die Metallarbeitgeber bewegen, dürfte jedoch | |
sein, dass sich die IG Metall auf eine differenzierende | |
Wettbewerbskomponente einlässt. Das sind Ausnahmeklauseln für schwache | |
Unternehmen. „Wenn 30 Prozent der Unternehmen keine oder nur unbedeutende | |
Gewinne erwirtschaften, ist eine solche Maßnahme nicht zuletzt für den | |
Zusammenhalt des Tarifkonvois unerlässlich“, sagte Arbeitgebervertreter | |
Mallmann. In klar definierten Fällen müssten Firmen von dem Abschluss | |
abweichen können dürfen. | |
9 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
## TAGS | |
IG Metall | |
Streik | |
Tarifverhandlungen | |
Lohnerhöhung | |
NRW | |
IG Metall | |
Öffentlicher Dienst | |
Stahlindustrie | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Streik in der Metall- und Elektroindustrie: „Wir sollten die Tische umwerfen�… | |
Mehrere tausend Arbeiter in Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und | |
Thüringen sind in den Ausstand getreten. Die IG Metall fordert fünf Prozent | |
mehr Gehalt. | |
Verdi-Warnstreiks im Verkehr: Ausfälle bei Flughäfen und der Bahn | |
Im aktuellen Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst werden am Mittwoch vor | |
allem Flughäfen bestreikt. Es ist mit Ausfällen vor allem in | |
Nordrhein-Westfalen zu rechnen. | |
Streik in der Stahlindustrie: Böser Stahl aus China | |
Stahlarbeiter demonstrieren gegen chinesische Importe – und | |
EU-Klimaschutzpläne. Umweltschützer finden, die Branche habe lange genug | |
profitiert. |