Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sportverbände gegen Alkohol: Keine Bierdusche beim Pokalfinale
> Weil im Sport zuviel gesoffen wird, schließen wichtige Verbände ein
> Bündnis wider den Rausch. Den DFB sponsert aber weiterhin eine Brauerei.
Bild: Durfte noch mit Bier duschen: Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking nach dem …
Berlin taz | Sein Wässerchen hatte Reinhard Grindel schon nach zehn Minuten
ausgetrunken. Der frisch gebackene Präsident des Deutschen Fußball-Bundes
saß dann 50 Minuten auf dem Trockenen. Er nahm am Dienstag in Berlin an
einer Veranstaltung teil, bei der es um Getränke ging, vor allem um
alkoholische.
Das schlimme Übel des Alkoholismus grassiert ja auch und gerade im Sport.
In der dritten Halbzeit wird so mancher Bierkasten gelehrt. Der Rausch am
Rande des Fußballfeldes oder in der Vereinskneipe gehört einfach dazu.
Manch ein Forscher hat im Sport ein „Feuchtbiotop“ ausgemacht. Was kann man
da wohl tun, um selbiges trockenzulegen?
Nach Meinung von Reinhard Grindel und dem Deutschen Olympischen Sport-Bund,
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie der
Antirauschbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, muss dringend
eine Initiative her, sonst kugeln am Ende nur noch lallende Hallodris über
den Rasen, und die sportelnde Jugend säuft sich eh die Rübe weg. Die
Initiative heißt Aktionsbündnis „[1][Alkoholfrei Sport genießen]“. Das
Bündnis gibt es schon seit über vier Jahren, aber dümpelte so ein bisschen
vor sich hin. Jetzt machen große Sportverbände mit wie der DFB, der
Deutsche Turner-Bund oder die Handballer.
Grindel sagte in der Lobby des Bundesgesundheitsministeriums, er käme bei
einem Fußballspiel nie auf die Idee, zur Halbzeit in der VIP-Lounge
„Alkohol zu konsumieren“. Über seinen Konsum im privaten Bereich äußerte
Grindel sich leider nicht. Aber es ist anzunehmen, dass der CDU-Politiker
einen „verantwortungsbewussten Umgang“ beim Thema Alkohol pflegt,
jedenfalls ist das zu hoffen. Dieses Verantwortungsbewusstsein betonte er
gleich mehrfach. Das musste er auch, denn in der Werbewirtschaft gehen Bier
und Fußball eine sehr lebendige Symbiose ein.
## Mindestens 10.000 Veranstaltungen geplant
Die Brauerei Bitburger sponsert die Nationalmannschaft, Konkurrent
Krombacher die Deutsche Fußball-Liga. Es gehe nicht um ein „Totalverbot, um
Ausgrenzung“, rechtfertigte sich Grindel, „Verteufelung und Prohibition
haben noch nie geholfen. Brauereien sind im Fußball ein wichtiger Partner.“
Punkt.
Aber der DFB sei fein raus, weil das Nationalteam nur für alkoholfreie
Getränke werbe, „nur null Komma null“. Auch beim anstehenden
DFB-Pokalfinale werde es keine Bierduschen auf dem Spielfeld geben,
versprach Reinhard Grindel.
Die Bündnispartner im Kampf gegen den sportiven Rausch wollen bis 2018
mindestens 10.000 Veranstaltungen zum Thema stemmen – damit es nicht mehr
zu diesen Szenen kommt, wie Grindel sie beschrieb: „Nach dem Gewinn der C-
oder B-Jugendmeisterschaft soll nicht mehr vom Trainer die Kiste Bier in
die Kabine gestellt werden.“ Ach, übrigens: Der Vizepräsident des Deutschen
Handballbundes, Rolf Reincke, trinkt gerne mal ein Weißbier, einfach so.
Sagte er. Sehr sportlich.
28 Apr 2016
## LINKS
[1] https://www.alkoholfrei-sport-geniessen.de/
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Alkoholmissbrauch
Alkoholverbot
Pokalfinale
Jugendschutz
Deutscher Fußballbund (DFB)
Alkoholismus
Lesestück Recherche und Reportage
Wein
Alkoholmissbrauch
DFB-Pokal
Fußball
Energiewende
Alkohol
Fußball-WM 2014
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fußball und Alkoholismus: „Jetzt finde ich mich jut“
Steffen P. ist Fan des 1. FC Union Berlin. Schon in der DDR trank er, wenn
seine Mannschaft spielte. Nun ist er trocken. Und hat mehr vom Spiel.
Alkoholismus in der Familie: Eine verkehrte Welt
Wenn ein Elternteil süchtig ist, wirkt sich das auf die ganze Familie aus.
Kinder verstehen oft erst Jahre später, was eigentlich passiert ist.
Generationsfrage Alkoholkonsum: Auf dem Weg zum Olymp
Nicht die Jugend, nein, die Generation der Babyboomer ist es, die sich
einer „Guardian“-Recherche zufolge zunehmend hemmungslos die Kante gibt.
Methanolvergiftungen in Russland: Zur falschen Flasche gegriffen
Im sibirischen Irkutsk haben mindestens 55 Männer und Frauen einen
Weißdorn-Badezusatz getrunken. Sie starben infolge dessen an einer
Vergiftung.
Die Gesellschaftskritik: Ungeduscht
Nach dem Pokalfinale wurde kein Alkohol verschwendet. Die ausgefallene
Bierdusche ist auch nicht dramatisch. Sie ist ohnehin ein Symbol des
Niedergangs.
Europa-League-Halbfinals: Klopp verliert in der Nachspielzeit
Bei Villareal unterliegt Liverpool im Halbfinale der Europa League
unglücklich. Titelverteidiger Sevilla erzielt gegen Donezk zwei
Auswärtstore.
Methanol als Treibstoff für Fähren: Ist Alkohol doch eine Lösung?
Schiffsdiesel ist hochgiftig und klimaschädlich. Jetzt wird auf der Ostsee
das erste Schiff teilweise mit Methanol betrieben – eine Fähre.
Türkisches Gesetz tritt in Kraft: Keine Werbung mehr für Alkohol
In der Türkei darf nicht mehr für Alkohol geworben werden. Laden- und
Gastronomiebesitzern, die dagegen verstoßen, droht eine hohe Geldstrafe.
Erzählband von James Franco: Randvoll mit Alkohol und Marihuana
James Franco, bislang vor allem als Schauspieler bekannt, hat Erzählungen
über das Teenagerdasein in Kalifornien geschrieben. Dabei ist stets Gewalt
im Spiel.
FIFA streitet mit Brasilien: "Der Alkohol ist Teil der WM"
Beim Bier hört für den Fußball-Weltverband der Spaß auf. FIFA
Genralsekretär Valcke verlangt von WM-Gastgeber Brasilien die Erlaubnis zum
Bierverkauf im Stadion.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.