# taz.de -- Parlamentswahl in Südkorea: Sieg der linken Opposition | |
> Die Niederlage ihrer Partei macht die Präsidentin in ihrer verbleibenden | |
> Amtszeit zur lahmen Ente. Die Mehrheit im Parlament ist weg. | |
Bild: Kandidatenliste der Saenuri-Partei | |
SEOUL taz | Die Südkoreaner haben ihre Regierung bei den Parlamentswahlen | |
am Mittwoch mit einer überraschenden Niederlage abgestraft: Die | |
konservative Saenuri-Partei von Präsidentin Park Geun-hye verliert 35 Sitze | |
und stellt künftig nur noch 122 der 300 Abgeordneten. Damit verliert die | |
Partei nach 16 Jahren erstmals ihre Parlamentsmehrheit. Saenuri-Chef Kim | |
Moo-sung gab bereits seinen Rücktritt bekannt. Er wolle „das strenge Urteil | |
der Wähler in Demut akzeptieren“, erklärte er. | |
Die größte Oppositionsfraktion, die linksgerichtete Minjoo-Partei, kommt | |
auf 123 Abgeordnete. Sie erhöht damit ihre Chancen, bei der Wahl im | |
Dezember 2017 den nächsten Präsidenten zu stellen. Ihr Sieg kommt umso | |
überraschender, da ihre Stammwählerschaft durch einen internen Zwist | |
dezimiert wurde. Denn der eigentliche Wahlsieger ist Politikquereinsteiger | |
Ahn Cheol-su, der früher zu Minjoo gehörte. Er konnte mit seiner 2014 | |
gegründeten Mitte-links-Partei aus dem Stand 38 Sitze sichern. Seine neue | |
Volkspartei wird künftig das Zünglein an der Waage stellen, um dessen Gunst | |
die Regierungspartei bei ihren Reformbemühungen buhlen muss. | |
Ahn konnte vor allem die jungen gebildeten Wählerschichten mit seinem | |
Selfmade-Charme für sich gewinnen. Allein die vergleichsweise hohe | |
Wahlbeteiligung von nahezu 60 Prozent deutet daraufhin, dass das Ergebnis | |
als Denkzettel an Präsidentin Park gerichtet ist, deren letzte anderthalb | |
Jahre ihrer Amtszeit angebrochen sind. Die Tochter des langjährigen | |
Militärdiktators Park Chung-hee war im Dezember 2012 mit dem Versprechen | |
gewählt worden, die grassierende Korruption der Wirtschaftseliten zu | |
bekämpfen, die dürftigen Sozialsysteme auszubauen und Arbeitsplätze für die | |
Jugend zu schaffen. Passiert ist seitdem wenig, und künftig sind Park die | |
Hände gebunden. | |
Besonders die Jugend ist zunehmend frustriert von der sozialen | |
Ungerechtigkeit in der Gesellschaft: „Hölle Joseon“ nennen junge Koreaner | |
ihre Heimat in Anlehnung an das feudale Königreich vergangener | |
Jahrhunderte. In sozialen Medien zeichnen sie ein düsteres Bild: Während | |
den Kindern der Eliten gut dotierte Arbeitsplätze bei Samsung und Co. | |
freigehalten würden, müsse sich das gemeine Volk mit prekären Zeitverträgen | |
über Wasser halten. Persönliche Netzwerke seien ausschlaggebend, sozialer | |
Aufstieg durch Bildung ein Mythos, und als einziger Ausweg bliebe oft nur | |
mehr die Migration. | |
14 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
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