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# taz.de -- Polizeigewalt in Südkorea: Tod durch Wasserwerfer
> Ein Wasserwerfer spritzte so lange auf Baek Nam Gi, bis dieser ins Koma
> fiel. Nun starb der Aktivist. Sein Tod offenbart tiefe Gräben in
> Südkorea.
Bild: Demonstrant_innen gedenken Baek Nam Gi – in der Mitte seine Tochter Bae…
BERLIN taz | Der Tod des Aktivisten Baek Nam Gi ist voll bitterer Ironie:
Weil er als Student gegen Diktator Park Chung Hee protestierte, wurde er in
den 1970er Jahren zweimal der Uni verwiesen. Jetzt erlag der inzwischen
68-Jährige seinen Verletzungen, die er sich bei einer Demonstration gegen
Parks Tochter zuzog – Südkoreas heutige Präsidentin Park Geun Hye.
Am 14. November war der Landwirt nahe des Seouler Präsidentensitzes von
Wasserwerfern der Polizei niedergerissen worden. Videos zeigen, wie die
Wasserkanonen selbst dann nicht von ihm abließen, als er regungslos am
Boden lag. Seitdem erwachte Baek nicht mehr aus dem Koma.
Bei den bislang größten Antiregierungsprotesten unter Park Geun Hye hatten
Zehntausende Menschen gegen die Präsidentin demonstriert. Am Abend entlud
sich der Frust über politische Repressionen, Einschränkungen der
Meinungsfreiheit und mangelnde Aufklärung des „Sewol“-Fährunglücks. Bei …
waren im April 2014 mehr als 250 Schüler ertrunken. Zur Eskalation trug
auch katastrophales Polizeimanagement bei: Schon am Nachmittag hatten
Hunderte Polizeibusse die Menschenmenge großräumig eingekesselt, später
wurden Wasserkanonen und Tränengas eingesetzt. Maina Kiai,
UN-Sonderberichterstatter zu Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit,
spricht von „exzessiver“ Polizeigewalt gegen „größtenteils friedliche
Demonstranten“.
„Wir müssen der Wahrheit gedenken, die auch von Wasserwerfern nicht
verhindert werden kann“, tweetete Seouls Bürgermeister Park Won Soon von
der linksgerichteten Oppositionspartei. Seine Beileidsbekundung wurde im
sozialen Netzwerk über zehntausend Mal geteilt. Die konservative Regierung
hingegen entschuldigte sich bis heute nicht bei dem einstigen
Studentenaktivisten.
Auch die Beerdigungszeremonie am Sonntag zeigte die tiefen Gräben der
Gesellschaft: Während eine schier endlose Menschenmenge das Seouler
Nationalkrankenhaus besuchte, um den Verstorbenen zu ehren, postierte die
Regierung mehrere Tausend Polizeibeamte drumherum. Am Montag stürmten diese
dann das Spital, um die Krankenakte des Toten zu konfiszieren. Bisher sei
nicht bewiesen, dass die Wasserwerfer wirklich zu Baek Nam Gis Tod geführt
hätten, behauptet die Polizei.
28 Sep 2016
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Südkorea
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Wasserwerfer
Demonstrationen
Südkorea
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Schifffahrt
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Aufstand
Südkorea
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