Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- IPhone des San-Bernardino-Attentäters: Das FBI braucht Apple nicht
> Die US-Behörden haben die Handydaten des toten Attentäters ohne Hilfe von
> Apple entschlüsselt. Der Konzern wollte das Passwort nicht freigeben.
Bild: Nichts ist mehr sicher – wenn das FBI mit Stöbern beginnt
Los Angeles dpa | Der aufsehenerregende Streit zwischen Apple und der
US-Regierung um das Entsperren des iPhones eines toten Attentäters ist
vorerst vorbei. Den Ermittlern sei es gelungen, an die Daten auf dem
Telefon zu kommen, Unterstützung von Apple werde nicht mehr gebraucht, hieß
es in Gerichtsunterlagen vom Montag.
Die US-Behörden hatten bereits vergangene Woche mitgeteilt, dass ihnen ein
Weg dazu vorgeschlagen worden sei. Wer der Helfer ist und wie die Methode
funktioniert, wurde bisher nicht bekannt. Theoretisch könnte es auch sein,
dass die Ermittler einen Hinweis auf das Passwort bekamen. Die Mitteilung
von vergangener Woche legte allerdings nahe, dass es um eine technische
Lösung geht. Der San-Bernardino-Attentäter besaß das ältere iPhone-Modell
5C, das noch nicht über den zusätzlichen Hardware-Verschlüsselungsschutz
(“Secure Enclave“) der aktuellen Modelle verfügt.
Die Spekulationen von Experten gingen von einer Schwachstelle in Apples
Software bis hin zu einem komplexen Verfahren, bei dem das Telefon geöffnet
und der Speicherinhalt auf einen anderen Datenträger kopiert wird. Laut
einem unbestätigten Bericht der Zeitung Yedioth Ahronoth kam die Hilfe von
der israelischen Firma Cellebrite. Das Unternehmen ist darauf
spezialisiert, Daten aus mobilen Geräten herauszuholen.
Die Regierungsseite schlug jetzt vor, die Verfügung einer Richterin
aufzuheben, die Apple Mitte Februar anwies, dem FBI beim Entsperren eines
iPhones 5C zu helfen, das von dem Attentäter von San Bernardino genutzt
worden war. In der kalifornischen Stadt hatten er und seine Frau 14
Menschen getötet. Das Paar, das die Terrororganisation Islamischer Staat
(IS) unterstützt haben soll, starb bei einer Schießerei mit der Polizei.
## Datensicherheit geschwächt
Die Behörden betonten in den vergangenen Wochen immer wieder, dass sie
nicht ohne Hilfe von Apple an die Daten auf dem Telefon herankommen
könnten. Sie wollten vor allem, dass Apple die Funktion aushebelt, die den
Speicherinhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort
eingegeben wird. Apple wehrte sich vehement dagegen und argumentierte, dass
ein solches Programm quasi ein Regierungs-Betriebssystem darstelle und
dadurch die Datensicherheit für alle Nutzer geschwächt würde. Der
iPhone-Konzern bekam dabei breite Unterstützung von Schwergewichten der
Tech-Industrie wie Google, Facebook oder Microsoft sowie kleineren Firmen.
Der Konzern störte sich zudem daran, dass die Regierung als rechtliche
Grundlage für ihre Forderungen den „All Writs Act“ von 1789 vorbrachte –
ein Gesetz, das Richter grundsätzlich bevollmächtigt, nötige Maßnahmen zu
verfügen. Apple warnte, mit einem solchen Präzedenzfall könne die Tür für
eine weitreichende Überwachung elektronischer Geräte geöffnet werden.
Das Justizministerium entgegnete, es gehe nur um dieses eine iPhone. Der
Staatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance Jr., beklagte sich jedoch vor
kurzem aber, dass allein in seiner Behörde in mehr als 175 Fällen nicht
entsperrbare iPhones die Ermittlungen behinderten. In New York läuft schon
seit Monaten ein ähnliches Verfahren, in dem sich der Richter auf die Seite
von Apple stellte. Die große Debatte um die Auswirkungen von
Verschlüsselung auf Ermittlungen ist also mit dem Ende des Verfahrens in
Kalifornien keineswegs vorbei.
Sollten die Ermittler dank einer Sicherheitslücke in Apples Software an die
Daten im iPhone des Attentäters herangekommen sein, müssten sie die dabei
verwendete Methode unter Umständen dem Konzern offenlegen. Nach US-Recht
entscheidet ein Regierungsgremium, ob solche Schwachstellen geheimgehalten
und von den Behörden ausgenutzt werden können – oder zur Sicherheit der
Nutzer die betroffenen Anbieter informiert werden sollten. Diese
Abwägungs-Prozedur heißt „Equities Review“.
29 Mar 2016
## TAGS
FBI
Apple
Schwerpunkt Überwachung
FBI
Apple
Smartphone
Schwerpunkt Überwachung
Apple
WhatsApp
Apple
## ARTIKEL ZUM THEMA
FBI zahlte, um iPhone zu knacken: 1,3 Millionen Dollar für den Hack
Das FBI hat 1,3 Millionen Dollar für eine Sicherheitslücke ausgegeben, um
das iPhone des Attentäters von San Bernardino auszulesen. Apple hatte die
Hilfe verweigert.
Kommentar Apple und das FBI: Verlierer überall
Beim Konflikt um die Entschlüsselung eines iPhones geht es vor allem um
Selbstbestimmung. Am Ende sind die Nutzer die größten Verlierer.
Deutsches Strafprozessrecht: Polizei darf Verschlüsselung knacken
Die deutsche Polizei hat das Recht, die Sperre von Smartphones zu umgehen.
Hersteller müssen bei der Entschlüsselung aber nicht helfen.
Apples vom FBI geknacktes iPhone: Selbst gemacht
Das FBI kann‘s auch ohne Apple. Sind jetzt Millionen Apple-Nutzer in
Gefahr, ihre Smartphone-Geheimnisse zu verlieren?
Passwort des San-Bernardino-Attentäters: FBI knackt iPhone ohne Apple
Das Gericht sagt den Termin zum Passwortschutz des
San-Bernardino-Attentäters kurzfristig ab. Das FBI scheint das Handy auch
ohne Apple geknackt zu haben.
US-Regierung scheitert an WhatsApp: Ärger mit Verschlüsselung
Die Codierung von WhatsApp soll von einem Richter angeordnete
Überwachungsmaßnahmen in den USA behindern. Das berichtet die „New York
Times“.
Rechtsstreit mit dem FBI: New Yorker Richter stützt Apple
Der Konzern hatte sich geweigert, einer Anordnung des FBI nachzukommen und
das iPhone eines Dealers zu entsperren. Jetzt bekommt Apple Rückendeckung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.