| # taz.de -- Deutsches Strafprozessrecht: Polizei darf Verschlüsselung knacken | |
| > Die deutsche Polizei hat das Recht, die Sperre von Smartphones zu | |
| > umgehen. Hersteller müssen bei der Entschlüsselung aber nicht helfen. | |
| Bild: Das Fernmeldegeheimnis gilt nur für den Transport, nicht aber die Lageru… | |
| Freiburg taz | Der „Krypto-Krieg“ in den USA ist beendet. Das FBI [1][hat | |
| das verschlüsselte Smartphone eines Terroristen geknackt] – auch ohne die | |
| von Hersteller Apple verweigerte Hilfe. Wie aber wäre die Lage in | |
| Deutschland? | |
| Die deutsche Polizei darf Smartphones und Computer mit richterlichem | |
| Beschluss beschlagnahmen, wenn sie als Beweismittel für Ermittlungen | |
| infrage kommen. Die Ermittler dürfen auch die gespeicherten SMS und E-Mails | |
| auswerten. Computer und Smartphones gelten zwar für viele als | |
| „ausgelagertes Gedächtnis“, rechtlich sind sie aber nicht besser geschützt | |
| als eine Kiste Briefe. | |
| Das Fernmeldegeheimnis gilt nur auf dem Transportweg, nicht für angekommene | |
| SMS und E-Mails, die auf dem eigenen Gerät gespeichert sind. Das 2008 vom | |
| Bundesverfassungsgericht erfundene Festplatten-Grundrecht schützt nur vor | |
| heimlicher Ausspähung der Festplatte (Online-Durchsuchung), nicht vor einer | |
| offenen Beschlagnahme von Geräten. Beschränkt ist nur der staatliche | |
| Zugriff auf Daten, die den „Kernbereich privater Lebensgestaltung“ | |
| betreffen, also etwa romantische Mails und pornografische Photos. | |
| Wenn das Gerät durch eine PIN gesichert ist, kann die Polizei nur vom | |
| Mobilfunk- oder Internet-Provider die Herausgabe der PIN verlangen | |
| (Bestandsdatenauskunft). Bei rein gerätebezogenen PINs und | |
| Verschlüsselungen hilft dies aber nicht weiter, denn hier kennt das | |
| Passwort in der Regel nur der Inhaber des Geräts. Dieser ist aber | |
| gesetzlich nicht verpflichtet, PIN oder Passwort zu nennen. | |
| ## Keine Hilfe-Pflicht für Hersteller oder Provider | |
| Die Polizei könnte nun alle denkbaren PINs ausprobieren (brute force | |
| attack). Mitunter sind Geräte aber so programmiert, dass sich der Speicher | |
| nach der zehnten Eingabe einer falschen PIN selbst löscht. | |
| Anders als in den USA besteht in Deutschland keine Rechtsgrundlage, um | |
| Provider zur Mitarbeit an der Entschlüsselung von Geräten zu zwingen. Wenn | |
| der Hersteller versichert, dass er keine Hintertüren eingebaut hat, gibt es | |
| auch keinen Anlass, seine Geschäftsräume zu durchsuchen, um entsprechende | |
| Unterlagen sicherzustellen. | |
| Es ist der Polizei aber nicht verboten, eine Verschlüsselung mit eigenen | |
| oder fremden Mitteln zu überwinden, so wie sie auch eine verschlossene | |
| Wohnungstür mit einem eigenen Dietrich oder einem professionellen | |
| Schlüsseldienst öffnen darf (wenn sie einen Durchsuchungsbefehl hat). So | |
| dürfen auch Hacker und Spezialfirmen der Polizei bei der Entschlüsselung | |
| von Smartphones helfen, wenn sie Schwachstellen in deren Hard- oder | |
| Software kennen. So war es nun wohl auch in den USA. Medienberichten | |
| zufolge hat dem FBI die israelische Firma Cellebrite geholfen. | |
| Wie die deutsche Polizei beschlagnahmte Smartphones knackt, wollte das | |
| Bundeskriminalamt „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht mitteilen. | |
| 30 Mar 2016 | |
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| [1] /Apples-vom-FBI-geknacktes-iPhone/!5291072 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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