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# taz.de -- Rassismus an Brüsseler Gedenkort: Keiner will verantwortlich sein
> Der Brüsseler Bürgermeister schiebt die Ausschreitungen der Hooligans vom
> Sonntag auf den Innenminister. Die Rechten planen schon neue Aktionen.
Bild: Hunderte Hooligans stören das Gedenken auf dem Brüsseler Börsenplatz
Brüssel taz | 400 bis 450 Hooligans haben am Sonntag auf dem Börsenplatz in
Brüssel eine Gedenkveranstaltung für die Opfer der Anschläge vom
vergangenen Dienstag gestört. Nach Angaben der Polizei hatten sich die
mehrheitlich kurz geschorenen, schwarz gekleideten Männer zuvor auf dem 20
Kilometer entfernten Bahnhof Vilvoorde getroffen. Auf dem Börsenplatz
angekommen skandierten sie rassistische Parolen und brüllten „Belgische
Hooligans, wir sind hier zu Hause!“
Einige der Störer trugen Strumpfmasken. Zudem waren Augenzeugenberichten
zufolge viele alkoholisiert. Einige zeigten den Hitlergruß, andere schlugen
vor Kameras mit Fäusten auf friedliche Demonstranten ein. Nachdem die
Polizei mit Molotowcocktails beworfen worden war, ging sie mit
Wasserwerfern gegen die Störer vor. Die Personalien von rund einem Dutzend
Personen wurden überprüft, anschließend wurden die Hooligans in Züge nach
Malines und Anvers gesetzt, den beiden Städten in der Region Antwerpen, aus
denen sie gekommen waren.
Die Vorfälle ereigneten sich, obwohl die Brüsseler Stadtverwaltung die
Organisatoren des Gedenkmarschs ersucht hatte, diesen aus
Sicherheitsgründen zu verschieben. Die Polizei der beiden Kommunen, aus
denen die Hooligans kamen, hatte zuvor angekündigt, Personalien nur im
Falle erneuter gewalttätiger Vorkommnisse überprüfen zu wollen. Die Polizei
in Anvers teilte mit, dass sie zwar in erhöhter Alarmbereitschaft sei, aber
nur einschreiten werde, sollten ihr etwaige Vorfälle auf eigenem
Territorium gemeldet würden.
Der frankophone sozialistische Bürgermeister von Brüssel, Yvan Mayeur,
zeigte sich schockiert, „dass derartige Widerlinge die Bewohner am Ort
ihres Gedenkens provozieren“. Er sei am Vorabend über die mögliche Ankunft
der Hooligans in Kenntnis gesetzt worden und bedauere, dass nichts
unternommen worden sei, um deren Fahrt nach Brüssel zu verhindern. Die
Verantwortung dafür trage Innenminister Jan Jambon von der Partei Nieuwe
Vlaamse Alliantie, deren Vorsitzender der Bürgermeister von Anvers, Bart De
Wever, ist.
Mayeur beschuldigt auch die Verwaltung von Vilvoorde, deren Polizei nichts
getan hätte, um die Hooligans daran zu hindern, in den Zug zu steigen.
Jambon erwiderte, man habe Brüssel alle Mittel zur Verfügung gestellt, um
die Unruhestifter in Schach zu halten.
Weitere Vorfälle dieser Art sind nicht auszuschließen. Auf einer
Facebook-Seite kündigte die französische Gruppe Génération identitaire für
den 2. April um 15 Uhr in Molenbeek eine „große europäische Demonstration“
an. Von dort stammt ein Großteil der mutmaßlichen Urheber der Attentate von
Paris und Brüssel. Die Parole lautet: „Lasst uns die Islamisten
hinauswerfen!“
28 Mar 2016
## AUTOREN
François Misser
## TAGS
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Hooligans
Brüssel
Polizei
Black Lives Matter
Brüssel
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Terror
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