# taz.de -- Howard Carpendale über die Sommerzeit: „Es bleibt länger hell. … | |
> Die Uhr wird mal wieder umgestellt – und Howard Carpendale weiß auch | |
> ungefähr, in welche Richtung: 1980 machte er eine Platte zum Thema. | |
Bild: Howard Carpendale (r.) und der damalige Bundesinnenminister Gerhart Baum … | |
Am Vorabend ist Howard Carpendale mit seinem Privatjet in Hamburg gelandet | |
und hat ein Konzert vor 12.000 Fans gespielt. Jetzt sitzt er im | |
Fünfsternehotel am Jungfernstieg und gibt Interviews im Halbstundentakt. | |
Nächster Termin: Markus Lanz. | |
taz.am wochenende: Der Titel Ihres neuen Buchs ist „Das ist meine Zeit“, | |
Ihre aktuelle Tour heißt „Das ist unsere Zeit“. Warum? | |
Howard Carpendale (mit englischem Akzent): Zeit ist eine unsere wichtigste | |
Gut, die wir haben. Wer keine Zeit hat, hat kein Leben. | |
Haben Sie heute mehr oder weniger Zeit als früher? | |
Ich habe mehr Zeit, weil ich viel bewusster lebe. Was die Arbeit angeht, | |
habe ich viel weniger Zeit für Privatleben. | |
Sie schreiben in ihrem Buch: „Ich bin jetzt 70 Jahre. Ich kann es kaum | |
glauben, ich ignoriere diese Zahl, ich lehne sie einfach ab.“ | |
Ich habe neulich neben einem Moderator gesessen bei der Frankfurter | |
Buchmesse, er stellte mich vor, Howard Carpendale, 70 Jahre alt, und ich | |
habe gedacht, der redet ja von mir! Ich fühle mich nicht so. | |
Sie haben 25 Millionen Platten verkauft. Wann ist es Zeit aufzuhören? | |
Ohne einen Namen zu nennen: Ich habe vor zwei Tagen bei einer | |
Fernsehsendung Kollegen getroffen, mit denen bin ich schon bei der | |
„ZDF-Hitparade“ aufgetreten. Ich habe meinem Manager gesagt: Bitte, wenn | |
ich so bin, sag es mir. Dann will ich nicht mehr auf der Bühne stehen. Ich | |
will keine Parodie von mir selbst sein. | |
Wen meint er? taz-Recherchen ergaben: Carpendale war zu Gast bei Carmen | |
Nebel. Mit ihm dabei: Vicky Leandros. In einem Interview mit der MOPO sagt | |
er zudem: „Marius Müller-Westernhagen ist ein Arschloch.“ | |
Wie verhindert man, seine eigene Parodie zu werden? | |
Man muss sich verändern. Ich singe heute noch „Ti amo“. Aber es geht um die | |
Art, wie man es präsentiert. Man kann es mit einem Lächeln singen, man kann | |
es dramatisch singen. Es ist ja eine Nummer, die hat ein gewisses BAM BAM | |
BAM (stimmt „Ti amo“ an). | |
Wir haben dieses Foto gefunden im deutschen Uhrenmuseum. Erinnern Sie sich? | |
Worum ging es da noch mal? Und dieser Mann ...? | |
Können Sie sich noch erinnern, wie er heißt? | |
Baum? | |
Genau! 1980 wurde in Deutschland die Zeitumstellung eingeführt, Gerhart | |
Baum war Innenminister. Sie haben ein Album dazu gemacht. | |
Stimmt! „Eine Stunde für dich“. | |
Warum hieß die Platte so? | |
Schmalzige Titel waren damals in! Die Plattenfirma hatte die Idee: Das wäre | |
doch ein Promo-Gag, die Platte mit der Zeitumstellung zu bewerben und sie | |
dem Minister zu schenken! | |
Eigentlich müsste es „Eine Stunde weniger für dich“ heißen, weil die Uhr | |
vorgestellt wird. | |
Ja, aber es bleibt eine Stunde länger hell. Oder? Jetzt bring mich doch | |
nicht durcheinander. | |
Manager: Länger hell, ja. | |
Sonntag wird wieder auf Sommerzeit umgestellt. Wie merken Sie sich, ob die | |
Uhr vor- oder zurückgestellt wird? | |
Ich kann eine Stunde länger Golf spielen. | |
Wenn ich nur eine Stunde Zeit habe: Welche Ihrer Lieder soll ich hören? | |
Nicht nur die Hits! Ich finde die Alben wichtiger, man erfährt mehr über | |
den Künstler. Es gibt Lieder, die viele Leute noch nie gehört haben: | |
„Willkommen auf der Titanic“, „Astronaut“ oder „Johannesburg“, aus … | |
Apartheidzeit. Das wird nicht die unterhaltsamste Stunde. Aber sie werden | |
einen anderen Howard Carpendale kennenlernen als den, der „Spuren im Sand“ | |
singt. | |
Kennen Sie noch alle Lieder von den alten Platten? | |
Nein! Wir haben 750 Lieder aufgenommen. Letztens habe ich eine Werbung | |
gehört, das war eine B-Seite von „Schönes Mädchen von Seite 1“. Da habe … | |
gedacht: Das klingt doch wie du! Und es war von mir. | |
Fällt es Ihnen heute schwerer, die Texte zu lernen? | |
Ja. Früher konnte ich mir die Texte besser merken, weil es mehr um Bilder | |
ging. Die neuen Lieder sind anders. | |
Über Ihre Kollegin Helene Fischer haben Sie geschrieben: Die Zeit war reif | |
für einen Hit von ihr. Warum? | |
Sie war schon viel größer als ihre Lieder. Deswegen war die Zeit reif. | |
Haben Sie Kontakt zu ihr? | |
Ja, wir haben zusammen ein Duett gesungen. | |
Sie schreiben in Ihrem Buch, die „Howie-Zeit“ sei vorbei. Seit wann? | |
Die hätte es nie geben sollen! Das ist eine deutsche Eigenart, immer | |
Spitznamen zu geben: Schumi, Schweini, Bobbele. Ich finde das unmännlich. | |
Bei manchen finde ich es in Ordnung, wenn sie mich Howie nennen. Wenn ein | |
Bauer mir auf die Schulter kloppt und auf Bayerisch sagt: „Der Howie!“ Aber | |
wenn ein Mädchen mich so anspricht, denke ich, das ist nicht mein Typ. | |
Vielen Dank, jetzt ist die halbe Stunde um. | |
Jetzt habe ich Zeit! | |
25 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Kersten Augustin | |
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Katrin Göring-Eckardt | |
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