# taz.de -- Bildungsprotest in Ungarn: Karohemden gegen Orbán | |
> 20.000 Demonstranten wandten sich in Budapest gegen die staatliche | |
> Bildungspolitik. Ein Kleidungsstück wird dabei zum Symbol des | |
> Widerstands. | |
Bild: Karohemden gegen rechts. Und nicht nur sie. | |
Budapest dpa/afp | Trotz nasskalten Wetters haben erneut Tausende Ungarn | |
gegen die Bildungspolitik der rechtskonservativen ungarischen Regierung | |
unter Ministerpräsident Viktor Orbán protestiert. „Orban, hau ab“, | |
skandierten rund 20.000 Demonstranten nach Angaben ungarischer Medien am | |
Dienstagabend in Budapest. | |
Es war die größte regierungskritische Demonstration seit dem Jahr 2014. | |
Damals hatte die Demonstranten die Rücknahme einer Internetsteuer | |
durchgesetzt. | |
Einer der Redner, Gymnasiumsrektor Istvan Pukli, verlangte, dass die | |
Regierung sich bei den Lehrern für Einschüchterungsversuche entschuldige | |
und Verhandlungen über eine Bildungsreform beginne. Anderenfalls werde es | |
am 30. März zu Streiks kommen. | |
Viele der Demonstranten trugen Karohemden. Diese sind seit einer | |
abschätzigen Bemerkung eines Vertrauten von Orbán zum Symbol der | |
Protestbewegung geworden. Deren Anführer, Schuldirektor Istvan Pukli, | |
drohte mit einem einstündigen Streik am 30. März, sollte sich Orbán nicht | |
für die „Demütigungen“ entschuldigen, die die Lehrer seit seinem | |
Amtsantritt 2010 erlitten hätten. | |
Ähnliche Proteste gab es bereist fünf Wochen zuvor. Viele Ungarn sind | |
unzufrieden mit der Zentralisierung der Finanzierung von Schulen durch | |
Orbáns Regierung. Etliche Schulen stünden am Rande der Funktionsfähigkeit, | |
weil das Geld zur Instandhaltung nicht zeitgerecht aus Budapest komme. | |
Sie beanstanden zudem, dass Lehrer nicht mehr frei Schulbücher aussuchen | |
dürfen, dass der Lehrplan überfrachtet und unflexibel sei. Auf Druck von | |
oben werde kein Wert auf eine Erziehung der Schüler zum selbstständigen | |
Denken gelegt, stattdessen zähle die Quantität des eingepaukten Stoffs. | |
Ferner diskriminiere das System die Roma-Kinder. | |
Die Demonstranten kritisieren insbesondere, dass Schulen nicht länger die | |
Schulbücher selber wählen dürfen, sich selbst kleine Ausgaben genehmigen | |
lassen müssen und kaum noch Schulausflüge unternehmen dürfen. Gegen die | |
Bildungsreform gab es bereits in den vergangenen Monaten wiederholt | |
Protestaktionen. | |
16 Mar 2016 | |
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