# taz.de -- Ankunft von Flüchtlingen in Athen: Neue Hoffnung im Hafen von Pir�… | |
> Die Landgrenze nach Mazedonien ist zu. Tausende von neu Angekommenen | |
> hoffen jetzt auf eine Verteilung in der Europäischen Union. | |
Bild: Flüchtlinge, die übers Meer gekommen sind, im Hafen von Piräus. | |
Athen taz | Mohammad hat die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Der | |
24jährige sieht sehr müde aus. „Die Grenzen nach Europa sind dicht. Was | |
bleibt mir also übrig, als es mit dem EASO-Programm zu versuchen“, seufzt | |
er. Mohammad steht in der Reihe, die sich vor den Tischen der EASO – dem | |
Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen – am Hafen von Piräus | |
gebildet hat. | |
Hier kann sich jeder, der offiziell als Flüchtling anerkannt ist, für das | |
Umverteilungsprogramm anmelden. Die EASO stellt die Anträge in den | |
EU-Mitgliedsstaaten und wartet auf grünes Licht der Länder. Drei | |
EASO-BeamtInnen sitzen hinter den provisorisch aufgestellten | |
Schreibtischen, gleich neben einer der Hallen, die als temporäre | |
Flüchtlingslager fungieren. | |
Dahinter steht ein Schild, das in mehreren Sprachen den legalen Weg in die | |
EU bewirbt. Zwei der MitarbeiterInnen kontrollieren die Papiere der | |
Flüchtlinge, die dritte gibt die Daten in einen Laptop ein und sendet sie | |
direkt an die griechische Asylbehörde. Zwei weitere MitarbeiterInnen und | |
ihre ÜbersetzerInnen informieren die Menschen vor Ort über die | |
Möglichkeiten des Programms. | |
Mehr als 4000 Menschen harren am Hafen von Piräus aus. Viele von ihnen | |
haben die Hoffnung, selbständig weiter nach Nordeuropa zu kommen | |
aufgegeben. „Seit die Grenzen endgültig dicht sind, haben wir stärkeren | |
Zulauf“, so eine der EASO-Beamtinnen. Zuerst seien sie eher die Notlösung | |
gewesen. Jetzt sei die EASO für sie die einzige Chance. Den Anstieg der | |
Anmeldungen bestätigt auch die Zentrale der EASO auf Malta. Allein am | |
letzten Freitag habe man 650 Flüchtlinge für das Umverteilungsprogramm | |
registriert. Weitere MitarbeiterInnen wurden beantragt. | |
## „Öffnet die Grenzen“ | |
Wieder rückt die Reihe vorwärts. Er sei Elektriker, erzählt Mohammad. Da | |
könne er überall arbeiten, erstmal auch mit gebrochener Sprache. „Ich hoffe | |
einfach auf einen Platz zum Wohnen, einen Job und auf Frieden, mehr will | |
ich nicht“, sagt er leise. Er hält seine Dokumente fest in der Hand. Er ist | |
als nächstes dran. | |
Stimmen werden laut. Eine Minidemonstration hat sich eine Halle weiter | |
gebildet. Pappschilder mit der Aufschrift „Öffnet die Grenzen“ und „Helft | |
den Afghanen“ werden hochgehalten. „Es ist ungerecht, dass wir nicht als | |
Flüchtlinge gelten“, sagt ein junger Mann. Er ist verzweifelt. | |
Seit einer Woche lebe er hier mit seinen Eltern in einem kleinen Zelt, mit | |
denen er von den Taliban geflohen ist. Es sei kalt, schmutzig. Niemand | |
wisse weiter. Ja, er habe von dem Umverteilungsprogramm gehört. „Ich würde | |
auch nach Rumänien gehen – ist mir ganz egal“, sagt er. | |
Auch an einer anderen Ecke des Hafens herrscht Unruhe und großes | |
Medienaufgebot. Die US-Schauspielerin Angelina Jolie, UNHCR-Sondergesandte, | |
ist gekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Unter den | |
Flüchtlingen ist sie bekannt. „Ich finde es gut, dass sie sich für uns | |
einsetzt“, sagt eine junge Frau aus Syrien. Ich hoffe, dass wir durch sie | |
Aufmerksamkeit bekommen. Jolie steigt in ein Auto und wird zum nächsten | |
Flüchtlingsstandort gebracht. Die Menschen am Hafen von Piräus harren | |
weiter aus. | |
17 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Theodora Mavropoulos | |
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