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# taz.de -- Flüchtlinge in Griechenland: Tsipras fordert Umverteilung
> Die Odyssee der Migranten endet an der mazedonisch-griechischen Grenze.
> Und immer mehr Menschen kommen nach.
Bild: Viele sitzen in Griechenland fest: Flüchtlinge in Piräus am Dienstag.
Athen/Wien/Berlin dpa | Griechenland stöhnt unter der zunehmenden Last von
Flüchtlingen und Migranten, deren Zustrom über die Ägäis kein Ende findet.
Da der Nachbar Mazedonien seine Grenzen weiter geschlossen hält, rechnet
Athen damit, dass in Kürze mehr als 100.000 Migranten in Griechenland
festsitzen könnten. Angesichts der immer dramatischeren Lage pocht
Regierungschef Alexis Tsipras auf die zugesagte Verteilung von Flüchtlingen
in ganz Europa. Sollte dies nicht endlich umgesetzt werden, drohte er die
Beschlüsse des EU-Türkei-Gipfels am kommenden Montag in Brüssel zu
blockieren.
Tsipras kritisierte die Grenzblockade Mazedoniens: „Diese Alleingänge sind
inakzeptabel. Die Flüchtlingskrise kann nicht ein Land allein bewältigen“,
sagte er in einem Interview des ZDF-Magazins „Frontal 21“, das am
Dienstagabend ausgestrahlt wird. „Wenn wir es nicht schaffen, eine
gemeinsame Lösung zu finden, dann wird das nicht nur ein Problem für
Griechenland, es wird unsere gemeinsame Zukunft in Europa gefährden.“
Mazedoniens Außenminister Nikola Poposki verteidigte die Grenzschließung.
Mit dem Grenzzaun werde „die Flut von illegalen Migranten“ gestoppt. „Es
handelt sich dabei überwiegend um Wirtschaftsmigranten und nicht um
Kriegsflüchtlinge“, sagte Poposki.
Kanzlerin Angela Merkel dringt darauf, die Krise an der Grenze zwischen
Mazedonien und Griechenland vor Ort zu lösen. Es gelte, eine Politik des
Durchwinkens zu beenden, sagte Merkel nach einem Gespräch mit dem
kroatischen Regierungschef Tihomir Ore?kovic in Berlin. „Es gibt
Übernachtungsmöglichkeiten und Aufenthaltsmöglichkeiten auch in
Griechenland. Die müssten auch von den Flüchtlingen genutzt werden.“ Es
gebe „eben nicht ein Recht, dass ein Flüchtling sagen kann, ich will in
einem bestimmten Land der Europäischen Union Asyl bekommen.“
Die Kanzlerin betonte zugleich, dass die EU Griechenland zur Seite stehen
müsse. Die Situation zeige, dass einseitiges Vorgehen nicht weiterhelfe.
Alle 28 EU-Mitgliedstaaten müssten zusammen Beschlüsse fassen, „damit wir
genau sehen, was bedeutet das für jedes Mitgliedsland“.
## Hunderte Menschen aus der Ägäis gerettet
Die griechische Küstenwache und die Besatzungen der Patrouillenboote der
europäischen Grenzagentur Frontex retteten binnen 48 Stunden 1.272
Migranten aus den Fluten der Ägäis. Nach Angaben des
UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in diesem Jahr bis Ende Februar
bereits 122.637 Migranten aus der Türkei nach Griechenland gekommen.
Athen arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, neue und größere
Migranten-Aufnahmelager zu bauen. Um die Lage bei Idomeni am Grenzübergang
nach Mazedonien zu entschärfen, werden sieben neue Lager für mehr als
20.000 Menschen südlich der Grenze gebaut.
Athen habe ein EU-Hilfspaket in Höhe von 470 Millionen Euro beantragt,
berichtete der griechische Fernsehsender ANT1 am Dienstag. Der Plan sehe
vor, dass etwa 50.000 Menschen in Aufnahmelagern und weitere 50.000 in
einfachen Hotels untergebracht werden sollen.
Die EU-Kommission will nach eigenen Angaben noch an diesem Mittwoch einen
Rechtsrahmen vorstellen, der die Grundlage für eine Ausweitung von
Nothilfen innerhalb der EU schafft. Ziel ist es, eigentlich für humanitäre
Hilfe außerhalb der EU vorgesehene Mittel und Gelder auch innerhalb der EU
nutzen zu können. „Das ist ein notwendiger Schritt, um zu verhindern, dass
die beispiellosen Flüchtlingszahlen in der EU menschliches Leid
verursachen“, sagte ein Sprecher.
## 8.000 Flüchtlinge an der Grenze
An der Grenze zu Mazedonien, wo es am Montag schwere Ausschreitungen
gegeben hatte, warten inzwischen mehr als 8.000 Flüchtlinge auf die
Weiterreise. Am Dienstag war die Lage im Raum Idomeni relativ ruhig.
Flüchtlinge, die nicht nach Mazedonien weiterfahren können, blockierten
dort die Trasse der Eisenbahnverbindung Griechenlands zu Mazedonien.
Mehrere Güterzüge warteten auf beiden Seiten der Grenze.
Die Regierung in Athen bereitet sich unterdessen auf den EU-Türkei-Gipfel
am 7. März vor. Regierungschef Tsipras und die Vorsitzenden der wichtigsten
Parteien im griechischen Parlament wollen sich am Freitag in Athen treffen.
Unter Vorsitz von Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos will die politische
Führung beraten, wie es mit der Flüchtlingskrise weitergehen soll.
1 Mar 2016
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