# taz.de -- Hakenkreuz auf AfD-Seite: Partei will anders denken dürfen | |
> Der Landesverband AfD lässt tagelang ein Hakenkreuz auf seiner | |
> Facebook-Seite stehen und schiebt das auf seine angespannte | |
> Personalsituation. | |
Bild: Fordern „Mut zur Wahrheit“: Unterstützer der AfD-Hamburg | |
Hamburg taz | Tagelang prangte das Hakenkreuz auf der Facebook-Seite der | |
Hamburger AfD. Nicht wie sonst eher üblich als Zahlencode getarnt oder | |
sonstwie kodiert, sondern ganz offen hatte ein Nutzer das Bild von dem | |
verbotenen Symbol gepostet. Drei Tage lang will das bei der Alternative für | |
Deutschland niemandem aufgefallen sein. | |
„Das muss die Moderation der Seite übersehen haben“, sagt der | |
Pressesprecher der Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion. „Das dulden wir | |
nicht, der Kommentar wird gelöscht.“ Schließlich sei das Zeigen des | |
Hakenkreuzes ja verboten. „Die Nichtlöschung ist aber auch der | |
Personalsituation geschuldet“, so der Sprecher. Das Hamburger Bündnis gegen | |
Rechts hatte in einer Presseerklärung zuerst auf den Kommentar hingewiesen. | |
Kurz nach der Nachfrage der taz war der Nazi-Symbol-Kommentar von der | |
Facebook-Seite verschwunden. | |
Ein User namens „Krzysztof Clepak“ hatte das Hakenkreuz-Bild als Kommentar | |
zu einem Eintrag mit dem Titel „Erneuter Angriff auf einen AfD-Infostand“ | |
gepostet. In diesem Text schildert die AfD, dass am 11. März gegen 11.45 | |
Uhr ein „junger Mann mit seinem Fahrrad direkt neben den Stand der | |
AfD-Wandsbek“ fuhr, den AfD-Anhänger angegriffen und zusammentreten hat. | |
Neben dem eigentlichen Schläger werden noch weitere Verantwortliche für | |
diesen Vorfall am Infostand benannt: „Angesichts der Hetze in den meisten | |
Medien – befeuert von Politikern der etablierten Parteien – verwundert es | |
nicht, dass junge Menschen schnell zur Ansicht gelangen, dass die AfD | |
tatsächlich vom Übel sei und dass es geboten sei, gegen sie schlagkräftig | |
vorzugehen.“ Weiter heißt es, dass „diese jungen Leute offensichtlich | |
fachmännisch mit Hass gegenüber uns Andersdenken indoktriniert“ werden. Als | |
Täter kämen „alle möglichen Organisationen in Frage, wie linke etablierte | |
Parteien, Gewerkschaften, entsprechende Stiftungen usw.“, heißt es in dem | |
Text. | |
Auch das von Manuela Schwesig (SPD) geführte Bundesfamilienministerium soll | |
aus ihrer Sicht für den Übergriff auf den Hamburger AfD-Anhänger am | |
Infostand mitverantwortlich sein. Und zwar, weil das Ministerium durch | |
„harmlose Zuweisung von Geldern“ den „Kampf gegen rechts“ mitfinanziere. | |
Diese Argumentation ist nicht neu. Auch der politisch weit rechts außen | |
stehende Ludwig Flocken, der erst kürzlich aus der Hamburger AfD-Fraktion | |
ausgeschieden ist, hatte Schwesig angegriffen. Ihr Ministerium unterstütze, | |
so Flocken, Projekte für Demokratie und gegen Rechtsextremismus finanziell. | |
Er nannte diejenigen, die gegen die AfD auf die Straße gehen, „die neue SA“ | |
und „Leibstandarte Adolphine Schwesig“. | |
Der Hamburger Landesverband der AfD, dem 2015 auf Anhieb der Einzug in die | |
Hamburgische Bürgerschaft gelang, ist seit dem 6. April 2013 bei Facebook | |
vertreten und hat knapp 9.000 Fans. Auch hier fallen sie mit spezieller | |
Rhetorik auf. | |
Der Vorfall am Wandsbeker Infostand etwa wird mit Kommentaren wie „Antifa = | |
Merkels Putztruppe“ bedacht. „Kreuzritter Tanneberger“ schreibt, dass er | |
„den direkt runter gezogen und zusammengeklopft!“ hätte. Nutzer „Rico L.… | |
schlägt vor „Rockerbanden sollten die Stände schützen“ und Thomas U. wil… | |
dass Wachleute als Passanten getarnt in die Nähe der Stände aufgestellt | |
werden, die „dann in solchen Fällen zuschlagen und erst dann Polizei und | |
Rettungswagen rufen“. | |
„Wir gehen angesichts der permanenten Hass-Postings auf Hamburger | |
AfD-Seiten nicht mehr von versehentlichen Verstößen gegen die eigens | |
behauptete Nettiquette aus“, sagt Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen | |
Rechts. „Wir gehen von bewusster Duldung aus.“ | |
Richtigstellung : In einer früheren Fassung dieses Artikels hatte es | |
geheißen, die Hamburger AfD habe „ein Video mit Mord- und | |
Vergewaltigungsdrohungen gegen die Grünen-Abgeordnete Stefanie von Berg“ | |
veröffentlicht. Wir bedauern den Fehler. | |
15 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Schwerpunkt AfD | |
Rechtsextremismus | |
Netzpolitik | |
Hakenkreuz | |
Kommentar | |
AfD Hamburg | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt AfD | |
Henriette Reker | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt AfD | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Anwohner-Protest in Hamburg: Unerwünschter Mieter | |
AfD-Mann Ludwig Flocken hat den Wasserturm von Lohbrügge gemietet. Anwohner | |
befürchten ein rechtes Agitationszentrum. | |
Rechtpopulismus in Deutschland: Pegida geht die Puste aus | |
Demo-Absagen oder Kleinsttreffen: Außerhalb Dresdens schwindet die | |
Bewegung. Auch, weil sie sich weiter radikalisiert. | |
Entstehung nationalistischer Bewegungen: Sie brauchen den Hass | |
Pegida, AfD, NPD: Rechte Bewegungen und Parteien haben starken Zulauf, weil | |
sie klare Feindbilder und einfache Lösungen bieten. | |
Rechtsaußen der AfD: Führung auf Distanz zu Höcke | |
Da ist immer noch jemand weiter rechts: Nach dem Jauch-Auftritt des | |
Thüringer AfD-Chefs sorgt sich die Parteispitze um ihr bürgerliches Image. | |
Pegida-Bewegung im Visier: Schluss mit harmlos | |
Nach der Attacke auf die designierte Kölner OB Henriette Reker verschärft | |
die Politik den Ton gegenüber Asylfeinden deutlich. | |
Kommentar Zukunft der AfD: Die neuen Rechtspopulisten | |
Frauke Petry ist ein politisches Talent. Es könnte ihr gelingen, die AfD in | |
der Parteienlandschaft zu etablieren. | |
Und täglich grüßt der Nockemann ...: Nockemann abgeschoben | |
AfD-Hardliner Dirk Nockemann darf nicht in der Härtefallkommission der | |
Bürgerschaft über Abschiebungen entscheiden. Reform des Gremiums bleibt | |
unklar. |