| # taz.de -- Auf dem Prüfstand: Die Wasserblase von Osterholz | |
| > Wahrscheinlich befindet sich unter der Osterholzer Feldmark Trinkwasser. | |
| > Um ihren Schutzstatus zu verbessern, wird das kaum reichen. | |
| Bild: Unter der grünen Wiese der Osterholzer Feldmark könnte Trinkwasser sein. | |
| BREMEN taz | Die Trinkwasserfrage steht Bremen noch bevor: Noch sieben | |
| Jahre liefern die Verdener. Aber danach beendet der Landkreis seine | |
| Förderung. Bremen braucht also neue Bezugsquellen: Wichtig wäre, die | |
| eigenen Vorkommen nicht nur in Blumenthal, sondern auch in Vegesack besser | |
| zu schützen. Manche vermuten, es wäre möglich, in der Osterholzer Feldmark | |
| ein neues zu erschließen. Lothar Dräger zum Beispiel, der Vorsitzende des | |
| Vereins der Kuhkamp-Siedler. | |
| Schon vergangenen Sommer hat er deshalb beim Beirat Osterholz einen | |
| Bürgerantrag gestellt, mit dem der den Umweltsenator auffordern soll, | |
| „umgehend alles Notwendige zu veranlassen, damit die Feldmark zum | |
| Wasserschutzgebiet erklärt wird“. | |
| Ein Beschluss darüber ist noch immer nicht gefällt. Dräger hat deshalb | |
| Sorge, dass die Sache unter den Teppich gekehrt wird. Zu Unrecht, | |
| versichert das Ortsamt auf Nachfrage. „Was wir nicht machen konnten, war, | |
| uns ein Gutachten zu besorgen“, erläutert Hans-Georg Schlodtmann vom | |
| Ortsamtsteam. | |
| ## Kein Geld für Gutachten | |
| Zwar habe Dräger sogar einen Gutachter benannt, „aber der wollte ein | |
| veritables Honorar“. Das sei zwar völlig okay, „hätte aber unseren Rahmen | |
| gesprengt“. Also habe man beim Umweltressort um Amtshilfe gebeten. Und | |
| Mitte März wird das nun den Bauausschuss des Beirats informieren: „Danach | |
| kann es dann eine Beschlussfassung geben“, so Schlodtmann. | |
| Aber man ist halt ein bisschen skeptisch geworden, da draußen, am Rand der | |
| grünen Lunge von Bremens dicht besiedeltem Osten. Die ewige | |
| Bebauungsdiskussion, die immer wieder aufflackert, das macht mürbe. Diese | |
| Unruhe haben SPD und Grüne gleichsam festgeschrieben: Laut | |
| Koalitionsvertrag besteht „über die weitere Bebauung in Randbereichen der | |
| Osterholzer Feldmark Dissens“. | |
| Manche befeuern sie noch: Erst am Montag hat Radio Bremen Umweltsenator | |
| Joachim Lohse (Grüne) angedichtet, er würde sich jetzt doch nicht mehr | |
| gegen die Bebauung der Feldmark sperren. „Das ist einfach nicht korrekt“, | |
| rückt Lohses Sprecher Jens Tittmann auf Nachfrage gerade. | |
| ## Ein Zufallsfund | |
| Rechts vom Ehlerdamm beginnt die naturnahe Fläche: Große Lachen haben sich | |
| gebildet, manche überzieht eine dünne Eisschicht, an einer hat sich ein | |
| Stockentenpärchen niedergelassen. Wasser ist also wirklich da. Aber | |
| Trinkwasser? Eher beiläufig hatte Dräger von dem Reservoir erfahren: Der | |
| Hydrogeologe Dieter Ortlam, früher Leiter des Landesamtes für | |
| Bodenforschung, hatte in den 1980ern die Bremer Grundwasservorkommen | |
| komplett kartiert, allerdings unter qualitativen Gesichtspunkten: Erforscht | |
| wurde der Grad der Belastung des Grundwassers. Dabei beprobte er auch die | |
| Feldmark – unter der sich eine Wasserblase zu befinden scheint. | |
| Keine Rolle spielte dabei die Größe der betesteten Reservoirs. Dräger nennt | |
| eine mögliche Jahresfördermenge von zehn Millionen Kubikmetern, was einem | |
| Drittel der per anno in der Stadt Bremen konsumierten Menge entspräche. | |
| Woher der Wert stammt, ist unklar. „Uns fehlen verlässliche Zahlen über das | |
| Dargebot“, so die Auskunft von Tittmann. | |
| Unter Dargebot versteht man den Süßwassergehalt, der in einem bestimmten | |
| Gebiet für eine bestimmte Zeit als Grund- oder Oberflächenwasser auftritt. | |
| Im Ressort sei man allerdings angesichts der geringen Größe der Fläche eher | |
| skeptisch, „ob die Osterholzer Feldmark für Bremens Trinkwasser-Thema eine | |
| wichtige Rolle spielen kann“, so Tittmann. „Aber wir prüfen das.“ | |
| 29 Feb 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Benno Schirrmeister | |
| ## TAGS | |
| Trinkwasser | |
| Bremen | |
| Bebauung | |
| Sozialwohnungen | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Wahl in Bremen | |
| Carsten Sieling | |
| Bremen | |
| Bremen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Bezahlbarer Wohnraum in Bremen: Die Politik entdeckt ihre Stadt | |
| Baupolitiker von Rot-Grün wollen Aktivität signalisieren – und sich ohne | |
| neue Konzepte für mehr bezahlbaren Wohnraum stark machen. | |
| Bankfiliale wird Unterkunft: Die Tabus der anderen | |
| Bremer Koalition streitet darüber, wo Flüchtlinge nach den Notunterkünften | |
| wohnen sollen. Bundesbank will Büro für Erstaufnahmelager räumen. | |
| Bremer Koalitionsvertrag steht: Rot-Grün mit sparsamer Bindung | |
| SPD und Grüne haben die neue Bremer Regierungsvereinbarung unterzeichnet – | |
| die Parteien regieren zum dritten Mal in Folge. | |
| Neue Regierungskoalition: Neuer Senat, neue Gesichter | |
| Der künftige Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) holt | |
| Sozialwissenschaftlerin Claudia Bogedan für das neue Ressort „Kinder und | |
| Bildung“ in den Senat. | |
| Bremens Koalition: Fast geschafft | |
| Neben der Cannabis-Legalisierung gibt es noch mehr Geschenke: 200 | |
| LehrerInnen, Wohnungen und Hochschul-Millionen. | |
| Wünsche an Rot-Grün: In Zeiten der Funkstille | |
| Während Rot-Grün in Bremen über das gemeinsame Regierungsprogramm streitet, | |
| melden sich Initiativen zu Wort - in der taz. |