# taz.de -- Kriegsfilm über Libyen: Schratige Männergruppe | |
> Michael Bays „13 Hours: The Secret Soldiers Of Benghazi“ kostet lustvoll | |
> die Reibungen zwischen US-Söldnern und CIA-Angestellten aus. | |
Bild: Mit Verstärkung ist frühestens am nächsten Morgen zu rechnen. | |
Ein Linienflug nach Bengasi kurz vor dem elften Jahrestag der Attentate auf | |
die New Yorker Twin Towers: Der ehemalige Soldat Jack Da Silva blickt sich | |
nervös im Flugzeug um, während er seinen Ehering vom Finger friemelt. | |
Kurz darauf gerät er mit seinem Kollegen Tyrone S. Woods im Labyrinth der | |
Straßen Bengasis in eine erste Straßensperre von libyschen Rebellen. Die | |
unübersichtliche Lage und die Unmöglichkeit, Verbündete von Feinden zu | |
unterscheiden, treibt den beiden Soldaten, die sich schon von früheren | |
Einsätzen kennen, den Schweiß auf die Stirn. | |
Da Silva und Woods gehören zu einer Einheit der Global Response Staff | |
(GRS), die ehemalige Angehörige von Sondereinheiten anheuert, um | |
CIA-Agenten und -Niederlassungen im Ausland zu schützen. Damit hat die | |
Einheit alle Hände voll zu tun, während das Land immer tiefer im | |
Bürgerkrieg versinkt. | |
Kurz darauf kündigt sich der US-Botschafter in Libyen zu einem Besuch in | |
Bengasi an, um trotz der Wirren diplomatische Beziehungen | |
aufrechtzuerhalten, die Herzen der Libyer zu gewinnen. Der Botschafter wird | |
auf einer Außenstelle der Botschaft einquartiert und nur von zwei | |
Sicherheitsleuten und einer einheimischen Miliz geschützt. In derselben | |
Nacht überfällt eine islamistische Miliz die Außenstelle und tötet den | |
Botschafter. Mit Verstärkung ist frühestens am nächsten Morgen zu rechnen. | |
Michael Bays „13 Hours“ greift den realen Überfall auf die diplomatische | |
Vertretung in Bengasi und den Tod des Botschafters J. Christopher Stevens | |
[1][im September 2012 auf]. Die Erzählperspektive des Films folgt | |
weitgehend dem Buch „13 Hours: The Inside Account of What Really Happened | |
In Benghazi“, das der Journalistikprofessor Mitchell Zuckoff gemeinsam mit | |
Angehörigen der realen Einheit geschrieben hat, und konzentriert sich auf | |
die sechsköpfige GRS-Einheit. | |
## Angenehm gradliniger Actionthriller | |
Nach vier „Transformers“-Filmen, unterbrochen nur von der Komödie „Pain & | |
Gain“,hat Michael Bay mit „13 Hours“ einen angenehm gradlinigen | |
Actionthriller gedreht. Wie „Pain & Gain“ ist „13 Hours“ mit etwa 50 | |
Millionen Dollar Produktionskosten gegenüber den megalomanen Budgets der | |
„Transformers“-Filme, die zwischen 150 und 350 Millionen Dollar lagen, in | |
der Filmografie Bays geradezu ein Low-Budget-Film. | |
Der Film kostet lustvoll die Reibungen zwischen den Kerlen mit der Knarre | |
und den zivilen CIA-Angestellten aus. Während etwa der CIA-Bürochef Da | |
Silva zusammenstaucht, spult einer von dessen Kollegen gerade nur mit | |
hot-pants-artigen Sportshorts bekleidet mit Brunftschreien der Anstrengung | |
sein Fitnessprogramm im Innenhof ab. | |
Zugleich erdet Bay den pathetischen Heroismus der Erzählung, indem er die | |
sechs Söldner als schratige Männergruppe zeigt, und er umschifft gekonnt | |
die Beschränktheiten in der Anlage des Films. So umgibt er beispielsweise | |
den simplen Hold-the-Fort-Plot mit gerade ausreichend Hintergründen zu den | |
Charakteren, um ihnen Plausibilität zu verleihen. In der einzigen | |
nachdenklichen Szene in einer Kampfpause kriegt Bay rechtzeitig die Kurve, | |
bevor das belanglose Blabla den Verlauf des Films stört. | |
Selbst die durch die Nachtsichtgeräte verstärkte Computerspiel-Optik der | |
Kampfszenen tut der Attraktion des Films keinen Abbruch – eher im | |
Gegenteil, sie bringt in der Verfremdung ausreichend Distanz, um die | |
ideologisch durchaus fragwürdige Beschränkung auf eine rein amerikanische | |
Perspektive auf die Episode aus dem libyschen Bürgerkrieg akzeptabel zu | |
halten. Immerhin setzt Bay dem chauvinistischen Grundton, dass man sich zum | |
Schutz von amerikanischen Leben nur auf amerikanische Kämpfer verlassen | |
kann, die Figur eines loyalen Übersetzers entgegen. | |
3 Mar 2016 | |
## LINKS | |
[1] /!5081989/ | |
## AUTOREN | |
Fabian Tietke | |
## TAGS | |
Actionfilm | |
Bengasi | |
Libyen | |
Libyen | |
Muammar al-Gaddafi | |
Anhörung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Regierungstruppen besetzen Bengasi: Erfolg gegen Islamisten? | |
Libysche Soldaten haben Bengasi zurückerobert. Unterdessen greift der IS | |
anderswo an. Wegen anhaltender Kämpfe herrscht weiter Chaos. | |
Kommentar Krise in Libyen: Es ist nicht zu spät | |
400.000 Libyer sind auf der Flucht. Die Politik wird von religiösen | |
Extremisten bestimmt. Die EU muss nun endlich handeln. | |
Angriff auf libysche US-Botschaft 2012: Clinton vor Untersuchungsausschuss | |
Es ist ihr letzter großer Auftritt als Außenministerin: Hillary Clinton | |
sagt bei Kongressanhörungen zum Tod des US-Botschafters in Libyen im Herbst | |
2012 aus. | |
Angriff auf die US-Botschaft in Libyen: Der Nato-Draht reichte nicht | |
Augenzeugen beschreiben, was am 11. September vor dem US-Konsulat in | |
Bengasi geschah, als der Botschafter getötet wurde. Vor dem Angriff war er | |
gewarnt worden. |