# taz.de -- Kommentar Krise in Libyen: Es ist nicht zu spät | |
> 400.000 Libyer sind auf der Flucht. Die Politik wird von religiösen | |
> Extremisten bestimmt. Die EU muss nun endlich handeln. | |
Bild: Freund der Fantasieuniform: Gaddafi 2010 in Tripolis. | |
Als Gaddafi 2011 seine Panzer rollen ließ, wurde aus den Protesten für die | |
Freilassung des Bürgerrechtlers Fathi Terbil ein Kampf für ein neues | |
Gesellschaftsmodell. Europa zögerte nicht, die Aufständischen mit | |
Luftangriffen zu verteidigen. Seitdem haben die Libyer bei 90 Lokal- und | |
zwei Parlamentswahlen religiösen Extremisten und sonstigen Hardlinern die | |
rote Karte gezeigt. | |
Doch nun holen sich radikale Milizen mit der Waffe, was ihnen an den | |
Wahlurnen verwehrt blieb: den Zugang zu den vollen Kassen in Afrikas | |
ölreichstem Staat. Als Feigenblatt müssen Islam und Revolution herhalten. | |
Die neue Diktatur der Islamisten gegen Bürgerrechtler wie Terbil, der sich | |
2011 für inhaftierte religiöse Oppositionelle eingesetzt hatte, ließ Europa | |
bisher gewähren. | |
Keiner der zahlreichen Morde und Entführungen seit 2011 wurde gesühnt oder | |
vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag verfolgt. 400.000 Libyer sind | |
auf der Flucht, halb Bengasi liegt in Trümmern. | |
Anders als der Westen haben die Islamisten aus den Kriegen in Syrien und im | |
Irak gelernt. Nicht große Gebiete, sondern die Übernahme der einst | |
moderaten Moscheen und Schmuggelnetzwerke sind ihr Ziel. Längst heuern sie | |
Migranten für den Kampf gegen eine Interventionstruppe in Sirte an, von wo | |
die Boote nach Europa ablegen. Mit Bomben ist dieser neue IS nicht mehr zu | |
verjagen. | |
Es ist nicht zu spät für einen Mittelmeerpakt zwischen der EU und ihren | |
nordafrikanischen Nachbarn, deren Jugend nach Orientierung sucht und vom | |
Staat alleingelassen wird. Die EU darf aus dem Mittelmeer keine Grenze | |
machen, sondern eine Verbindung der Kulturen und des Handels. Der neuen | |
libyschen Einheitsregierung, den Reformern in Tunesien und Algerien muss | |
beim Aufbau von Staatsmodellen geholfen werden, die vor allem der Jugend | |
mehr bieten als die Radikalen. Bildung und Jobs sind die schärfsten Waffen | |
im Kampf gegen den IS. | |
18 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Mirco Keilberth | |
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