# taz.de -- Eklat bei Flüchtlingskonferenz Hamburg: Frauen ergreifen das Wort | |
> Die Konferenz sei weder selbstorganisiert noch kämen Frauen ausreichend | |
> zu Wort, kritisierten Aktivistinnen. Sie besetzten ein Podium. | |
Bild: Bühne besetzt: Eine Gruppe von Frauen kritisierte, sie würden an den Ra… | |
HAMBURG taz | Auf der Internationalen Flüchtlingskonferenz, die an diesem | |
Wochenende auf dem Gelände des Hamburger Kampnagel-Theaters stattfindet, | |
haben Aktivistinnen ein Podium gesprengt und die Bühne besetzt. | |
Im Hauptsaal des Theaters fand gerade eine Podiumsdiskussion zum Thema | |
„Selbstorganisierung“ statt. Aber die DiskutantInnen, die Organsationen wie | |
„Lampedusa in Hamburg“, „International Coalition of Sans-Papiers, Migrants | |
and Refugees“ oder „Deaf Refugees Welcome Hamburg“ angehörten, wurden | |
unterbrochen. Eine Demo stürmte den Saal: 120 Frauen waren vom „Women‘s | |
Space“ zum Hauptsaal gelaufen, um sich das Wort zu nehmen. | |
Der „Women‘s Space“ soll einen sicheren Raum für Frauen auf dem | |
Kampnagel-Gelände darstellen – liegt aber hinter den Gebäuden und ist nach | |
der Meinung einiger Aktivistinnen zu klein, zu abgeschieden und zu | |
unbequem. Außerdem gebe es dort keinen Strom. „Women‘s space is | |
everywhere!“ – „Der Raum für Frauen ist überall!“, riefen die | |
Aktivistinnen, als sie zum Hauptsaal zogen. | |
Sie kritisierten auch die Organisation der Konferenz. Die wütenden Frauen | |
setzten sich auf die Bühne zwischen und neben die Podiumsteilnehmer und | |
nahmen einem Sprecher der Lampedusa-Gruppe das Mikrofon weg. Frauen sollten | |
überall Platz haben und Gehör finden, anstatt in eine kleinen | |
Extra-Abteilung gesteckt zu werden, forderten die Aktivistinnen. | |
## Die „Lüge“ von der Selbstorganisation | |
„Männer dominieren die Konferenz“, kritisierte die Black-Rights-Aktivistin | |
Mamoushka, die aus London angereist war. „Uns Frauen wird das Wort nicht | |
erteilt, da haben wir es uns genommen“, sagte sie. Eine andere Aktivistin, | |
die aus dem Sudan nach Berlin geflohen war, nannte gar die Bezeichnung der | |
Konferenz als selbstorganisierte Flüchtlingskonferenz eine Lüge. „Was heißt | |
hier selbstorganisiert?“, fragte sie die circa 300 ZuhörerInnen im Saal, | |
als sie mit 120 anderen Frauen auf der Bühne saß. „Bestimmt nicht, wenn | |
jemand anderes die Rahmenbestimmungen setzt!“ | |
Letztlich seien es immer die weißen UnterstützerInnen der | |
Flüchtlingskämpfe, die festlegten, welche Räume man nutze, was es zu essen | |
gebe und wie alles drumherum ablaufe. „Es ist keine Flüchtlingskonferenz, | |
sondern eine Konferenz von Supportern, linken Aktivisten und Geflüchteten“, | |
urteilte sie. | |
## Weiße UnterstützerInnen sollen sich nicht verstecken | |
Viel zu oft versteckten sich die UnterstützerInnen hinter der Bühne, um den | |
Anschein zu vermitteln, die Flüchtlinge seien die alleinigen | |
ProtagonistInnen, erklärte die Aktivistin. „Die Realität ist aber anders“, | |
fuhr sie fort. „Ich will nicht, dass jemand meinen Kampf unterstützt. Ich | |
will, dass die linken Aktivisten ihre Kämpfe kämpfen, und ich kämpfe meinen | |
Kampf, und wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen, kämpfen wir zusammen.“ | |
Dann stellte sie noch klar, dass sich die Kritik nicht allein gegen die | |
UnterstützerInnen richte: „Es ist auch ein Problem von uns Refugees, wir | |
sind ebenso schuld, wenn es falsch läuft.“ Sie wolle mit ihrer Kritik | |
keinesfalls sagen, die UnterstützerInnen leisteten keine wichtige Arbeit – | |
im Gegenteil. „Wenn die UnterstützerInnen plötzlich weg wären, würde hier | |
alles zusammenbrechen. Nur: Sie sollen sich nicht hinter der Bühne und | |
hinter uns Refugees verstecken.“ | |
Noch bis Sonntagnachmittag läuft die [1][Konferenz auf Kampnagel]. Am Ende | |
soll eine Resolution verabschiedet werden. Die Veranstalter schätzen, dass | |
1.000 Menschen aus ganz Europa angereist sind. | |
27 Feb 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://refugeeconference.blogsport.eu/ | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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