| # taz.de -- Flüchtlinge in Südosteuropa: Kettenreaktion am Balkan | |
| > Kroatien und Slowenien führen eine „Tages-Obergrenze“ für Flüchtlinge | |
| > ein, Serbien zieht nach. Ein Quoten-Referendum in Ungarn kommt wohl erst | |
| > im Sommer. | |
| Bild: Wo, bitte, steht denn noch ein Weg nach Zentraleuropa offen? Flüchtlinge… | |
| Ljubljana/Zagreb/Budapest afp/rtr | Slowenien und Kroatien wollen täglich | |
| nur noch 580 Flüchtlinge ins Land lassen und berufen sich dabei auf eine | |
| Vereinbarung mit anderen Ländern der Region. Die Polizeichefs von | |
| Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien und Österreich hätten sich bei | |
| ihrem Treffen am Donnerstag vergangener Woche in Zagreb auf diese | |
| Tagesobergrenze geeinigt, sagte die Sprecherin des Innenministeriums in | |
| Ljubljana, Vesna Drole, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. | |
| Die Polizeichefs der Region „verpflichteten“ sich demnach, die „einstimmi… | |
| beschlossene Obergrenze von „etwa“ 580 Migranten am Tag „einzuhalten“. | |
| Vergangene Woche sei diese Zahl in Slowenien noch mehrfach überschritten | |
| worden, sagte Drole. Dies sei aber nur auf „besondere Bitte Kroatiens“ | |
| erfolgt. | |
| In Kroatien bestätigte eine Polizeisprecherin die neue Obergrenze. | |
| Slowenien habe Kroatien am Donnerstagabend über sein Vorgehen informiert | |
| und ihr Land wolle sich ebenfalls an diese Obergrenze halten. | |
| Der Innenminister des Nicht-EU-Landes Serbien, Nebojsa Stefanovic, sagte | |
| dem privaten Fernsehsender Pink, er sei „in der Nacht“ von der kroatischen | |
| Polizei über die Obergrenze informiert worden. Ein Vertreter des für die | |
| Flüchtlingspolitik zuständigen Arbeitsministeriums in Belgrad sagte AFP: | |
| „Wir werden das gleiche machen, was auch immer Österreich, Slowenien und | |
| Kroatien tun.“ Dies sei schon bisher so gewesen. | |
| ## Griechenland als Auffanglager für Flüchtlinge | |
| Die österreichische Regierung führte vor einer Woche eine Obergrenze ein. | |
| Sie akzeptiert nur noch die Einreise von 80 Asylbewerbern pro Tag sowie die | |
| Durchreise vor allem nach Deutschland von täglich 3.200 Flüchtlingen. Die | |
| EU-Kommission erklärte diese Deckelung für rechtswidrig. | |
| EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulus schrieb an die österreichische | |
| Regierung, eine solche Politik sei „klar unvereinbar“ mit europäischem und | |
| internationalem Recht. | |
| Wenn Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien und Österreich die Obergrenze | |
| tatsächlich umsetzen, würde sich die Lage der Flüchtlinge in Griechenland | |
| weiter verschärfen. Dort saßen am Freitag bereits mehr als 3.000 Menschen | |
| fest, die an der Weiterreise nach Mazedonien gehindert wurden. | |
| Griechenland befürchtet, dass die anderen Länder die | |
| griechisch-mazedonische Grenze vollständig schließen und es damit de facto | |
| aus dem Schengenraum ausschließen. Athen warf den EU-Partnern bereits vor | |
| zu planen, das Land zu einer Art riesigem Auffanglager für Flüchtlinge zu | |
| machen. | |
| ## Referendum frühestens in fünf Monaten | |
| Das vom ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orban angekündigte | |
| Referendum über die EU-Flüchtlingsquoten kann nach Angaben des | |
| Justizministers frühestens in fünf Monaten abgehalten werden. Der | |
| frühest-mögliche Zeitpunkt sei in 150 Tagen, der späteste in 250 Tagen, | |
| sagte Justizminister Laszlo Trocsanyi am Freitag vor Journalisten in | |
| Budapest. | |
| Orbans rechtsgerichtete Regierung zählt zusammen mit weiteren | |
| osteuropäischen EU-Ländern zu den schärfsten Gegnern der von den | |
| EU-Innenministern beschlossenen Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen auf | |
| die 28 Staaten der Europäischen Union. Diese sollen den ungarischen Plänen | |
| zufolge aber nicht zur Abstimmung gestellt werden, sondern nur künftige | |
| Quotenvorschläge. | |
| Der Regierungschef hatte die Volksabstimmung damit begründet, dass die | |
| Einführung von Umsiedlungsquoten für Migranten ohne den Rückhalt der | |
| Bevölkerung einem Machtmissbrauch gleichkomme. | |
| Deutschland, das mit Abstand die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat, und | |
| eine Reihe anderer EU-Mitglieder hoffen, durch die Quoten entlastet zu | |
| werden. | |
| 26 Feb 2016 | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Obergrenze | |
| Slowenien | |
| Ungarn | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Griechenland | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Asylrecht | |
| Minderjährige Geflüchtete | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Debatte Merkels Flüchtlingspolitik: Balkan, das wunde Herz Europas | |
| Die deutsche Debatte über die Europakrise darf nicht bei Turnhallen, | |
| Beliebtheitswerten und der Beschwörung humanitärer Politik enden. | |
| Flüchtlingskrise der EU: Nichts geht ohne Ankara | |
| Immer lauter wird vor einem Scheitern in der Flüchtlingskrise gewarnt. | |
| Dabei liegen die Positionen in der EU gar nicht so weit auseinander. | |
| Flüchtlinge in Griechenland: Die schiere Überforderung | |
| Brandanschläge auf geplante Lager, Kinder und Eltern schlafen draußen, | |
| Tränengas gegen Flüchtlingsfamilien – Chaos in Griechenland. | |
| Nach Sturm auf mazedonische Grenze: Tränengas gegen die Geflüchteten | |
| Hunderte Geflüchtete haben versucht, über die Grenze von Griechenland nach | |
| Mazedonien zu gelangen. Auslöser für die Aktion war offenbar ein Gerücht. | |
| Flüchtlinge in Griechenland: Athen erwartet Refugee-Rückstau | |
| Die Balkanroute ist teilweise blockiert. Griechenland stellt sich darauf | |
| ein, dass im März 70.000 Menschen festsitzen könnten, bis zum Sommer sogar | |
| 200.000. | |
| Afghanische Flüchtlinge in Griechenland: Mit dem Bus zurück zum Victoriaplatz | |
| Auf der Balkanroute ist von Griechenland aus praktisch kein Durchkommen | |
| mehr. Was tun Flüchtlinge nun, vor allem afghanische? | |
| Zuflucht für LGBTI-Flüchtlinge: Auch eine Ritterin braucht Schutz | |
| In Nürnberg öffnet ein Haus für schwule und lesbische Flüchtlinge. Das | |
| beendet nicht die Diskriminierung in den Heimen, hilft aber weiter. | |
| Altersschätzung bei Flüchtlingen: Im Zweifel volljährig | |
| Das Jugendamt erklärt jugendliche Flüchtlinge aufgrund fragwürdiger | |
| Polizei-Informationen für volljährig – auch wenn es selbst anderer Meinung | |
| ist. | |
| Rassistische Vorurteile gegen Flüchtlinge: Blondinen willkommen | |
| Woher kommt die Angst vor „großen Veränderungen“? Einst kamen Millionen | |
| Russlanddeutsche. Größer ist die jetzige Flüchtlingswelle auch nicht. |