| # taz.de -- Kolumne Ich meld‘ mich: Mission Impossible | |
| > Wenn die Klimaanlage versagt oder die Getränke aus der Minibar fast | |
| > kochen, dann freut man sich auf die Heimreise. Doch manch einer muss | |
| > bleiben. | |
| Bild: Eigentlich stimmt alles, wenn nur der Service besser wäre ... | |
| Heiß ist die Nacht, an Schlaf nicht zu denken. Bereits zweimal habe ich | |
| mich über die Klimaanlage beschwert. Jedes Mal kam der Schönling von der | |
| Rezeption, fummelte ein wenig herum, für kurze Zeit lief sie, dann blieb | |
| sie wieder stehen. | |
| Es ist nicht das Einzige, was in diesem Strandhotel nicht funktioniert: Die | |
| Minibar kühlt nicht richtig. Die Spiegeleier beim Frühstück sind verbrannt. | |
| Und der Schönling wendet sich nur sehr ungern von jungen Kanadierinnen ab | |
| und nicht mehr ganz so jungen Europäern zu. | |
| Mit einem Wort: Richtig schlecht ist das Haus nicht. Aber es besteht | |
| Handlungsbedarf. Eines jener Hotels eben, wie man sie weltweit immer wieder | |
| findet. Nicht nur hier in Panama. | |
| Im Zimmer steht die Luft. Bleibt nur ein mitternächtlicher Spaziergang | |
| durch den Hotelgarten. Es raschelt in den Palmen, hoch darüber leuchtet der | |
| Sternenhimmel. | |
| „Can’t sleep?“, tönt es plötzlich aus dem Halbdunkel. Auf einem Stuhl s… | |
| ein Mann, die Beine von sich gestreckt, ein Glas in der Hand. Klein, | |
| schlank, heller Leinenanzug, Bartschatten. Erinnert ein wenig an den jungen | |
| Charles Aznavour. | |
| „Zu heiß im Zimmer“, sage ich, „Klimaanlage wieder mal ausgefallen.“ | |
| „Sie Armer“, bedauert er mich. „Schon länger hier?“ | |
| „Drei Tage, aber es reicht“, antworte ich. „Morgen fliege ich weiter.“ | |
| Sein Englisch hat einen Akzent. Holländer? | |
| „Richtig“, sagt er freudig überrascht. „Texel. Nordsee. Schollenangeln. … | |
| immer frische Luft.“ | |
| ## Er bleibt noch ein bisschen | |
| „Komisches Hotel“, mache ich ein wenig Smalltalk. „Die Minibar streikt. D… | |
| Moskitos kriegen sie nicht aus dem Zimmer. Und immer wenn man ein Handtuch | |
| braucht, ist keines da.“ | |
| „Wohl wahr“, seufzt er und fährt fort: „Auch das mit dem Saubermachen se… | |
| sie sehr leger. Wenn man einen Ausflug bucht, kommt der Führer eine | |
| Viertelstunde zu spät. Und was die Spiegeleier angeht …“ | |
| Resigniert hebt er sein Glas. | |
| „Aber wissen Sie was“, schließt er melancholisch, „Sie haben gut reden. … | |
| reisen morgen ab. Bei mir dauert es noch. Ich bin der neue Manager.“ | |
| 29 Feb 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Franz Lerchenmüller | |
| ## TAGS | |
| Flugzeug | |
| Straßenlärm | |
| Getränke | |
| Bahn | |
| Flüge | |
| Reiseland Japan | |
| Tourismus | |
| Autobahn | |
| Reiseland Türkei | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kolumne Ich meld' mich: Chicken oder doch lieber Pasta? | |
| Sind es nur Freundlichkeiten, die Flugbegleiter den Passagieren erzählen? | |
| Nein, sagen die Experten, dahinter steckt noch viel mehr. | |
| Kolumne Ich meld’ mich: The Sound of the City | |
| Jede Stadt hat ihren eigenen Ton. In Berlin sind es die rollenden Koffer | |
| und in Brünn ist es das Quietschen der Straßenbahnen. | |
| Kolumne Ich meld’ mich: Nicht immer macht der Magen mit | |
| Seltsame Speisen und Getränke gehören einfach dazu, wenn es in ferne Länder | |
| geht. Nur an manches denkt man gern zurück. | |
| Kolumne Ich meld‘ mich: Zerbrechliche Liebe zur Bahn | |
| Das Staatsunternehmen will von den Kunden wissen, wie sie die Zeit im Zug | |
| verbringen. Das Problem ist, oft kommt der nicht. Eine Antwort an die Bahn. | |
| Kolumne Ich meld mich: Der Preis ist heiß | |
| Betrug! Die Fluggesellschaften verweisen auf die Vielfalt der Optionen und | |
| werben mit Spottpreisen, die völlig in die Irre führen. | |
| Kolumne Ich meld mich: Die Praxis der Achtsamkeit | |
| Mit allen Sinnen konzentriert: Herr Shimosato zieht seit 40 Jahren auf | |
| einer Meerrettichfarm konzentriert Furchen in den Kies. Und ich? | |
| Kolumne Ich meld mich: Das Wort des Jahres | |
| Eine heimlich tagende Jury hat das „Touristische Wort des Jahres“ bestimmt. | |
| „Storytelling“ ist touristisches Leitwort des Jahres 2015. | |
| Kolumne Ich meld mich: Und wir fahrn, fahrn, fahrn … | |
| Ronnys Traum: Über die deutsche Autobahn brettern. Freiheit ohne | |
| Tempolimit, grenzenlose Weite, das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken. | |
| Ostanatolien: Das traurige Tor zu Asien | |
| Kars liegt an der Grenze zu Armenien, nahe der Ruinenstadt Ani. Eine Reise | |
| in die anatolische Provinz mit Orhan Pamuk im Handgepäck |