| # taz.de -- Helfen vor Ort: Flüchtlingshilfe selbstgemacht | |
| > Das Projekt „Seehilfe“ fährt nun schon seit zwei Jahren auf eigene Faust | |
| > nach Sizilien, um Geflüchteten zu helfen – und auf Vortragsreisen durch | |
| > ganz Deutschland. | |
| Bild: Immerhin an Land: Beschlagnahmte Boote im Hafen von Pozzallo. | |
| BREMEN taz | Unter dem Namen „[1][Projekt Seehilfe]“ sind einige Bremer | |
| AktivistInnen im August 2014 auf eigene Faust zu Geflüchteten nach Sizilien | |
| gefahren, um selbst gesammelte Hilfsgüter zu liefern. Dabei ist es nicht | |
| geblieben: Mittlerweile haben die HelferInnen einen Verein gegründet und | |
| leisteten auf drei Touren ehrenamtliche Arbeit auf der italienischen Insel. | |
| Zwischen den Fahrten berichten sie auf Vorträgen von ihren Erfahrungen. | |
| „Momentan kann man beobachten, dass sich die Situation auf Sizilien sehr | |
| verschlechtert“, sagt Johanne Bischoff, Gründungsmitglied und Vorstand der | |
| „Seehilfe“. Verantwortlich dafür sieht sie vor allem die Europäische Unio… | |
| wegen der Einrichtung sogenannter Hotspots: Wegen der steigenden | |
| Flüchtlingszahlen werden an den EU-Außengrenzen, etwa in Griechenland oder | |
| eben Italien ankommende Flüchtlinge direkt registriert. Pro Asyl kritisiert | |
| diese Spots als „Internierungslager“ und sieht darin eine Forcierung der | |
| europäischen Abschiebepolitik. | |
| Bischoff berichtet, die Geflüchteten bekämen in Sizilien häufig keine | |
| Möglichkeit überhaupt einen Asylantrag zu stellen. Im Schnellverfahren | |
| fordern die italienischen Behörden sie zur Ausreise auf. Die Fluchtgründe – | |
| Krieg, politische Verfolgung oder Folter – und fehlende finanzielle Mittel | |
| zwingen die Flüchtlinge, in Italien zu bleiben, wo sie ohne | |
| Aufenthaltstitel illegalisiert lebten, so die Flüchtlingshelferin – oft als | |
| Obdachlose. | |
| ## Projekte vor Ort | |
| Die FlüchtlingshelferInnen verteilten auf ihrer letzten Tour im September | |
| Schlafsäcke an diese Menschen, organisierten ein Skateboardprojekt und | |
| versorgten die Flüchtlinge sogar mit Medikamenten. Denn die medizinische | |
| Versorgung in den Lagern sei sehr schlecht, sagt Bischoff. Wegen der | |
| hygienischen Bedingungen seien Krankheiten wie die Krätze verbreitet. | |
| Wenn die Grenzen auf der Balkanroute geschlossen werden, so schätzt | |
| Bischoff, dann flüchten wieder mehr Menschen über das Mittelmeer. Und nicht | |
| erst dann: Trotz der großen medialen Aufmerksamkeit auf den Balkan, wurde | |
| die gefährliche Mittelmeerroute im vergangenen Jahr viel genutzt. | |
| Selbst auf der Balkanroute zu unterstützen, schließt der Verein momentan | |
| aus. Dort seien bereits andere HelferInnen aktiv, und außerdem habe man | |
| sich inzwischen eine Expertise für Sizilien aufgebaut: Kontakte und | |
| Netzwerke mit italienischen FlüchtlingshelferInnen und christlichen | |
| Organisationen vor Ort sind entstanden. | |
| ## Bremen als Basis | |
| Die Mitglieder des Projekts Seehilfe sind in ganz Deutschland verstreut. | |
| Doch der „Vereinssitz ist in Bremen“, erklärt Bischoff. Sie sind mit | |
| Kooperationen und UnterstützerInnen aus Bremen vernetzt und treffen sich | |
| einmal pro Quartal in der Hansestadt. | |
| Die eigentlichen Fahrten in den Süden sind nur ein Teil der Vereinsarbeit. | |
| Die Organisation der Touren sei sehr umfangreich, so das Gründungsmitlied. | |
| Es gehe darum, den konkreten Bedarf an Sachspenden zu ermitteln und | |
| entsprechend einzukaufen. Auch müssen die Kontakte vor Ort gepflegt werden. | |
| Aber auch Aufklärungsarbeit und die Vermittlung der gemachten Erfahrungen | |
| spielen eine Rolle. In ganz Deutschland organisiert die Seehilfe Vorträge – | |
| auch, um Spenden zu sammeln. In den Vorträgen stellen die HelferInnen ihre | |
| Arbeit und die Eindrücke der Situation auf Sizilien dar, mit Fotos und | |
| Hintergrundinformationen. Das Engagement der Gruppe hat sich mittlerweile | |
| herumgesprochen: Geld und Sachspenden erreichen die FlüchtlingshelferInnen | |
| aus allen Teilen der Bundesrepublik. Was dringend fehlt, wäre eine | |
| gesamteuropäische Willkommenskultur. | |
| 9 Feb 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.seehilfe.com/ | |
| ## AUTOREN | |
| Jannik Sohn | |
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