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# taz.de -- Berlinale Wettbewerb – „Inhebbek Hedi“: Kurze Dienstreise in …
> Das Spielfimdebut des Tunesiers Mohamed Ben Attias ist raffiniert. In
> „Inhebbek Hedi“ geht es um individuelle Freiheit und Fremdbestimmung.
Bild: Eine Szene aus „Inhebbek Hedi“.
Die kurze Leine der Fremdbestimmung zerrt an Hedi (Majd Mastoura) gleich
von mehreren Seiten. Als Außenvertreter einer tunesischen
Peugeot-Niederlassung wird er auf unerquickliche Touren zu Firmen
geschickt, denen die Inflation zusetzt. Meistens dringt Hedi nicht einmal
ins Büro vor.
Der Job ist Teil eines umfassenderen Plans seiner überfürsorglichen Mutter,
die dem jüngeren Sohn zu einer gefestigten Existenz verhelfen will.
Einspruch ist in diesem System unerwünscht. Auch die Ehe mit einer
Nachbarstochter ist bereits arrangiert, auch wenn Hedi sie nur in
heimlichen Treffen im Auto zu Gesicht bekam.
Mohamed Ben Attias Spielfilmdebüt „Inhebbek Hedi“ muss vor diesem
Hintergrund fast zwangsläufig auf eine Ausbruchsgeschichte zulaufen. Doch
der 1976 geborene Regisseur, der bereits mit einigen Kurzfilmen aufgefallen
ist, beschreibt diesen Prozess nicht auf den nahe liegenden Wegen. Hedi ist
in Mastouras zurückhaltender, sanftmütiger Verkörperung ein passiver Held.
Wenn er aus seinen Routinen ausschert, dann geschieht das nebenbei. Dabei
nimmt der Film den Betrachter zärtlich bei der Hand, um den Druck dann
unmerklich, aber konstant zu erhöhen.
Wie sich individuelle Freiheit anfühlt, erfährt Hedi schließlich auf seiner
Dienstreise, als er in einem der nur wenig bevölkerten Touristenhotels
absteigt. Dort findet ein dramaturgisch gut eingefädelter Perspektivwechsel
statt. Hedi kostet ein Stück weit die Annehmlichkeiten eines Urlaubs aus
und trifft auf die Tänzerin Mahdia (Rym Ben Messaoud), die für eine junge
Tunesierin ein vergleichsweise offenes Dasein führt.
Den Szenen zwischen den beiden verleiht Attia fast den Anschein einer
Sommerromanze. Eine Abschweifung, die auch eine gesellschaftspolitische
Seite hat, formuliert doch genau diese Leichtigkeit in dem
nordafrikanischen Land bereits eine Art Utopie. „Inhebbek Hedi“ mag an
mancher Stelle seine Zuschreibungen ein wenig zu überdeutlich machen, doch
über weite Strecken gelingt es dem Film, sein Drama von innen heraus zu
erzählen. Einen leichten Ausweg nimmt Attia nicht.
13 Feb 2016
## AUTOREN
Dominik Kamalzadeh
## TAGS
Schwerpunkt Berlinale
Tunesien
Film
Familie
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Filmfestspiele
Joel und Ethan Coen
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