# taz.de -- Kommentar Wirtschaftsmisere in Asien: Aus für Null- und Minuszinsen | |
> Chinas Außenhandel bricht ein und die Weltwirtschaft hängt mit drin. | |
> Geldpolitik bringt nichts mehr, soziale Investitionen sind gefragt. | |
Bild: Heiße Luft lässt sich auch verkaufen – aber sie hält nicht besonders… | |
Krisen sind in diesen Zeiten normal. Und doch sprengen die aktuellen Daten | |
aus Japan und China den Rahmen der wirtschaftlichen Schreckensmeldungen, an | |
die wir uns gewöhnt haben. Chinas Außenhandel ist im Januar überraschend | |
stark eingebrochen, vor allem fielen die Einfuhren um rund 15 Prozent. Auch | |
wenn die goldenen Zeiten mit zweistelligen Wachstumsraten vorbei sind, wird | |
das Land weiter wachsen – doch die Weltwirtschaft hängt viel zu sehr am | |
Tropf Pekings. | |
Womöglich war es nicht die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken in | |
Frankfurt oder Washington und die üppigen, aber kurzsichtigen | |
Konjunkturprogramme der westlichen Regierungen, die den Totalschaden nach | |
der Finanzkrise 2007 verhinderten. Es war vor allem die schier grenzenlose | |
Nachfrage aus China. Dort wurden in wenigen Jahren wohl mehr Fabriken | |
erbaut als in Europa im ganzen 20. Jahrhundert. | |
So muss es als weitere Warnung gelten, dass die deutschen Autohersteller | |
auf dem für sie heute wichtigsten Einzelmarkt einen kräftigen Dämpfer | |
erhalten: Volkswagen, Daimler und BMW verbuchten erstmals zurückgehende | |
Absatzzahlen im roten Reich. | |
Die Mittel der Zentralbanken – hinter denen sich etliche Regierungen | |
verstecken – verpuffen angesichts politischer Depression und | |
wirtschaftlicher Schwäche. Niedrigzinsen, Nullzinsen, Minuszinsen – die | |
Waffen der Geldpolitiker sind ausgereizt. Ohnehin hat das billige Geld der | |
Notenbanken vor allem die Börsen beflügelt. | |
Parlamente und Regierungen sind gefordert, die Rahmenbedingungen für die | |
Realwirtschaft endlich neu zu justieren. Die Realwirtschaft vom Öko-Bauern | |
bis zur Bilanzbuchhalterin muss besser ins Laufen kommen. Dazu braucht es | |
Vertrauen der Verbraucher, einträgliche Löhne und einen Staat, der nicht | |
nur die Gelddruckmaschinen rotieren lässt, sondern in Bildung und | |
Infrastruktur investiert – auch im finanziellen Vorgriff auf die Zukunft. | |
Weltweit. | |
15 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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